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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Autoren: Rosie Wilde
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einem Kübel Eiscreme auf dem Sofa zusammenzurollen und mir einen rührseligen Schmachtfetzen anzugucken - wie normale Frauen das tun. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee. Also schleppe ich die Daunendecke nach unten, schnappe mir einen Becher Ben und Jerry’s aus dem Tiefkühlschrank und mache es mir mit dem Sonntagsfilm
auf Lifetime Channel gemütlich. Es geht um eine Frau, die draufkommt, dass ihr Mann keineswegs der erfolgreiche Arzt ist, der er zu sein scheint, dass es in seiner Vergangenheit ein düsteres Geheimnis gibt und er eine Affäre mit der minderjährigen Tochter ihrer besten Freundin hat. Die Handlung läuft immer nach dem gleichen Schema ab.
    Nachdem der Film zu Ende ist - der Gatte kommt praktischerweise bei einem Autounfall ums Leben, womit die Witwe ihren netten Anwalt heiraten kann -, geht es mir ein bisschen besser. So gut sogar, dass ich endlich den Anruf bei Teresa in Angriff nehme. Es ist einfach albern, sich davor zu fürchten. Wenn sie Probleme mit Dad und Valerie hat, wird sie eben damit fertig werden müssen. Wie weit ich doch auf meinem Weg zur Selbsterkenntnis schon gekommen bin!
    »Teresa, ich bin’s, Alice«, sage ich forsch.
    »Wer?« Ich höre Kichern und Prusten und schaue auf meine Armbanduhr. In England ist es jetzt früher Abend. Sie hat doch um die Zeit sicherlich noch nichts getrunken?
    »Hast du was getrunken?«, frage ich argwöhnisch.
    »Nein.« Erneutes Gelächter. »Nur ein klitzekleines, winziges bisschen. Die Zwillinge sind bei Richard.«
    Im Hintergrund höre ich eine Männerstimme: » Weinkartons bieten wirklich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. «
    Ich muss mich verhört haben. »Teresa, ich rufe an, um dir zu sagen, dass Dad und Valerie heiraten.«
    »Tatsächlich? Na, wenigstens eine Hochzeit in der Familie, Alice. Oder sollte ich … Suzi sagen.« Sie schüttet sich aus vor Lachen.
    Ich höre erneut die Männerstimme. » Wozu Pizza bestellen? Machen wir uns doch Sandwichs aus den Resten.«

    Es klingt ein bisschen wie Stephen. Nein, das kann nicht sein. »Sie heiraten auf Barbados«, fahre ich fort.
    »Schön.« Teresa hat offenbar anderes im Kopf.
    Dann höre ich wieder den Mann. »Und später genehmigen wir uns noch eine halbe Tafel Vollmilchschokolade.«
    »Teresa, ist das … Stephen?«
    »Ja.« Sie klingt nicht im Mindesten zerknirscht. »Er hilft mir, hier alles geregelt zu kriegen.« Brüllendes Gelächter.
    Ich bin völlig platt. »Gib ihn mir.«
    Stephen kommt an den Apparat. »Alice, du hast mir ja nie erzählt, was für eine lustige Schwester du hast.« Er klingt sehr feuchtfröhlich. »Kein Wunder, dass du immer so eifersüchtig auf sie warst.«
    Im Hintergrund singt Teresa »Devil Gate Drive«. Sie kann Suzi Quatro nicht entfernt das Wasser reichen.
    »Seid ihr zwei …«
    »Ja, wir sind ein Paar«, sagt Stephen vergnügt. »Teresa sagt, ich bin genau der aufrichtige und verlässliche Mann, den sie sich immer gewünscht hat. Tut mir leid, Alice, aber es ist zu spät. Du hast etwas Gutes verschmäht und musst nun eben damit leben.«
    Dann legt er auf.
    Schockiert bis ins Mark verziehe ich mich wieder auf das Sofa. Familienfeiern mit Teresa waren bisher schon übel genug. Wie wird das erst, wenn ich beim Weihnachtsessen meinem Ex-Lover und ihr gegenübersitze und mir ansehen darf, wie er seinen Schnurrbart zwirbelt?
    Schlimmer kann es wenigstens nicht mehr werden - der Gedanke hat etwas Tröstliches. Ich wickele mich wieder in die Daunendecke und versuche die Vorstellung von Teresa und Stephen beim Aussuchen von Küchenfliesen aus dem Kopf zu bekommen.

    Ungefähr fünf Minuten später höre ich draußen eine laute Frauenstimme. »Alle mal herkommen. Aufgepasst, bitte.« Es klingt nach Lehrerin. Ich sause zum Fenster.
    Es ist Heidi. Sie steht vor Wyatts Haustür, in ihrem flotten, marineblauen Kostüm, und hat offenbar den ganzen Tag damit zugebracht, sich zu schminken und ihre Haarspitzen mit der Rundbürste in Form zu bringen. Sämtliche Journalisten stehen um sie herum. Sie hat ein Klemmbrett in der Hand.
    »Ich bin Heidi, eine Freundin von Wyatt und seine Sprecherin.« Sie räuspert sich. »Danke, dass Sie alle heute hergekommen sind. Wyatt hat gestern Abend bereitwillig bei einer Benefizveranstaltung mitgewirkt, in der es um ein Herzensanliegen von ihm ging - den Tierschutz. Bezüglich seines neuen Songs ist noch nichts entschieden. Er bittet Sie auch im Namen derer, die ihm zurzeit am nächsten stehen, seine
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