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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Autoren: Rosie Wilde
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dass ich eine neue Version plane, unterlegt mit Techno der Achtzigerjahre. Das hat sie ruckzuck davon abgebracht. Dann habe ich noch gesagt, dass ich nur ganz einfache Wörter lesen kann, weil ich in Barnsley aufgewachsen bin, und wenn sie etwas am Vertrag ändern will, müssten Sie länger hierbleiben, um mir alles vorzulesen und mir bei der Unterschrift zu helfen.«
    Mir bleibt die Spucke weg. »Sie haben ihr gesagt, dass Sie nicht lesen können! Und das hat sie Ihnen abgenommen?«
    »Klar. Sie ist aus New York. Vermutlich denkt sie, dass jeder in Ohio Probleme mit dem Lesen hat. Phoebe hat auf der Stelle ihre Anwälte angerufen und gesagt, sie sollen aus dem Bett springen und Ihr Arbeitsvisum verlängern. Sie will so unbedingt aus dem Vertrag raus, dass sie Ihnen sogar eine Gehaltserhöhung gegeben hat.«
    Ich brauche ein paar Sekunden, um das alles zu verdauen. Mir schwirrt der Kopf. Geht es wirklich so einfach - kann ich einfach hierbleiben und mit Wyatt arbeiten?
    Nein. Nichts in meinem Leben geht je so einfach. Angefangen damit, dass Wyatt jetzt nicht mehr zu sehen ist und alles daransetzt, sich zu mir durchzuschlagen. Außerdem will ich mehr als nur mit Wyatt arbeiten. Ich höre seine Schritte und denke an den Tag, als er mich aufs Pferd gesetzt hat, als wir im Baumschatten lagen und wie alte Freunde miteinander redeten und später, wieder im Haus, uns um ein Haar geküsst hätten wie zwei Liebende … Ich kann nicht ewig so weitermachen und nie etwas riskieren. Ich habe mich damit sicher gefühlt, aber jetzt schnürt es
mir die Luft ab. Ich muss wissen, was Wyatt empfindet, und muss ihm sagen, was ich empfinde. Und es ist nicht nur Phoebe, über die ich Bescheid wissen will.
    »Verdammt«, sagt Wyatt. »Dieser Mais ist echt die Pest.«
    Ich hole tief Luft. Mit irgendwas muss ich anfangen. »Was ist mit Heidi?«
    »Was soll mit ihr sein?«, fragt er leicht verdutzt. Er steht jetzt hinter der Maiswand mir genau gegenüber.
    »Sie hat Ihnen geholfen, mit den Journalisten fertig zu werden«, rede ich um den heißen Brei herum. Los jetzt, komm zur Sache. »Ich dachte, es wäre vielleicht etwas zwischen Ihnen beiden.«
    »Heidi ist nur eine Freundin«, sagt Wyatt zerstreut.
    Das möchte ich gern glauben, aber dann fällt mir das Foto von den zweien ein, das ich bei ihr zu Hause gesehen habe. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie das genauso sieht.«
    »Heidi wird bei Gerry landen«, sagt er schlicht. »Sie hatte nie irgendwelche Absichten auf mich. Sie war großartig - hat mir geholfen, den Umzug zu organisieren, hat eine Einweihungsparty veranstaltet …«
    Eine Party. Es waren also nicht nur sie zwei.
    »… Aber wir sind wie Bruder und Schwester«, sagt er abschließend.
    Ich will ihn schon korrigieren, überlege es mir dann aber doch anders. »Sie haben recht.«
    Aber ich habe immer noch Fragen. Wenn es kein Album gibt und Wyatt nichts aufnehmen will, wieso hat er dann »Take My Hand« geschrieben? »Warum haben Sie denn dann ›Take My Hand‹ geschrieben?«
    Wyatt bleibt einen Augenblick lang stumm. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, ohne Sie zu sehen.«

    Er spricht von der einen Meter dicken Maiswand, die uns trennt.
    »Ich breche da jetzt durch«, sagt er.
    » Nein «, kreische ich entsetzt. »Es heißt doch in den Regeln, das soll man nicht!«
    »Zum Teufel mit den Regeln. Ich komme.«
    » Nein !«, schreie ich. »Wenn einer von uns in Schwierigkeiten gerät, dann lieber ich. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie mich deportieren.« Ich trete einen Schritt vor. Der Mais leistet erstaunlichen Widerstand.
    »Alice«, sagt Wyatt. »Nimm meine Hand.«
    Er hält sie mir hin, und ich ergreife sie. Er zieht mich zu sich, und ich folge. Und als ich auf der anderen Seite bin, lässt keiner von uns los. Er schaut weg und dann wieder zu mir hin.
    »Herrgott, das hätte ich nie erwartet«, sagt er.
    Ich sehe, dass er nach den richtigen Worten sucht, und warte schweigend ab.
    Er zieht mich enger an sich. »Ich meine, ich hätte nie erwartet, dass ich einmal so empfinde. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden wie dich treffe. Ich wollte nach Barnsley zurückkehren und hier ein ruhiges Leben führen. Und dann kommst du eines Tages im Schneesturm angerauscht und stellst meine Welt auf den Kopf.« Er pfeift leise durch die Zähne. »Alice, du hast mich wirklich total überrumpelt.«
    Er hält weiter meine Hand und setzt sich langsam in Bewegung. »Ich war von Anfang an hin und weg von dir. Und hab die ganze
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