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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Autoren: Rosie Wilde
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freibekommt. Und halten Sie das Stroh knochentrocken, sie soll nicht mehr schwitzen als ohnehin schon. Und sehen Sie zu, dass sie viel trinkt.«
    »Was sonst noch?«
    Er guckt grimmig. »Es hat sie bös erwischt. Die Zeit wird es erweisen.«
    Ich gehe zurück in den Stall zu Casey, der immer noch völlig aufgelöst ist. »Ich lasse sie nicht allein.«
    »Und ich lasse dich nicht allein«, sage ich entschieden, obwohl ich mit Freuden meinen rechten Arm dafür geben würde, eben jetzt in Wyatts Küche Mäuschen zu spielen. Aber ich weiß vermutlich ohnehin schon, was da abläuft - Phoebe sahnt alles Lob ab, was eigentlich mir zusteht.
    »Wir bleiben die ganze Nacht bei Mary Lou und kümmern uns um sie.«
    »Wird sie es überleben?«, fragt Casey leise.
    Ich muss schlucken. »Ich weiß es nicht, Casey. Aber wir sorgen dafür, dass sie die bestmöglichen Chancen hat.«
    Er nickt. »Kapiert.« Ich gehe zu ihm und nehme ihn in die Arme. Er ist so tapfer und erwachsen.
    Die folgenden Stunden sind mir nur noch verschwommen in Erinnerung. Wir brauchen all unsere Kraft, um Mary Lou auf die Beine zu bringen; einer von uns führt
sie herum, der andere macht ihren Verschlag sauber. Um Mitternacht mache ich mich auf die Suche nach ein paar Decken. Ich weiß, dass Wyatt welche im Flurschrank hat. Auf dem Weg über den Hof sehe ich, dass die Limousine weg ist und im Haus noch Licht brennt. Ich stoße einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus - im Augenblick habe ich wirklich ein dringendes Bedürfnis, mit Wyatt zu sprechen.
    Doch das Erste, was ich höre, als ich zur Tür hereinkomme, ist Phoebe, die leise auf Wyatt einredet. »Ich habe Sie nie aufgegeben. Deswegen habe ich Alice hergeschickt. Sie ist meine beste Mitarbeiterin. Jetzt müssen wir Sie natürlich jemand Besserem übergeben.«
    »Ich verstehe«, sagt Wyatt. »Und weiter?«
    Er klingt völlig unbeteiligt.
    »Alice hat ihr Möglichstes getan, aber nun ist es an der Zeit, dass jemand mit ein bisschen mehr … Inspiration die Sache übernimmt.«
    »M-hm«, sagt Wyatt.
    Dieser Verräter! Er macht nicht die geringsten Anstalten, für mich einzutreten. Er lässt zu, dass ich aus dem Weg geräumt werde, und hört sich an, als sei ihm das schnurzegal. Wie kann er bloß? Erst jetzt bemerke ich die leise Musik aus der Stereoanlage, und als ich in die Küche schaue, stelle ich fest, dass Brents Sachen nicht mehr da sind - offenbar hat Phoebe ihn allein zu der Frühstückspension geschickt. Mich beschleicht ein fürchterlicher Verdacht, was genau sich da im Wohnzimmer abspielt.
    Phoebe redet weiter. »Ich werde mich persönlich um sämtliche Aspekte des neuen Albums kümmern. Vorläufig planen wir ›Take My Hand‹ als Haupttitel ein, nach der Single-Auskopplung. Fürs Erste haben wir an eine Tournee
durch fünfundzwanzig Städte in Nordamerika gedacht, danach folgen dann Europa und Asien.«
    Sie legt eine kleine Pause ein. »Sie sollen wissen, wie sehr ich Sie respektiere und bewundere. Ich glaube, wir stehen am Anfang einer wunderbaren Arbeitsbeziehung.«
    Das war’s. Ich kann nicht mehr anders und spähe um die Ecke ins Wohnzimmer. Was ich sehe, übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen bei Weitem. Phoebe sitzt dicht neben Wyatt. Ihr glänzendes Haar schimmert im Schein der Tischleuchte, und ihr Rock ist über ihre perfekten Schenkel nach oben gerutscht. Eine gepflegte Hand mit rot lackierten Fingernägeln legt sich auf Wyatts Knie. »Und ich habe es nicht eilig, von hier wegzukommen.«
    »Lassen Sie mich Ihnen noch ein paar neue Songs vorspielen«, sagt Wyatt. »Ich hole meine Gitarre.«
    Was für neue Songs? Davon hat er mir kein Sterbenswörtchen erzählt.
    Wyatt steht auf und geht in den Flur. Ich rette mich gerade noch in die Küche.
    An die Wand gelehnt höre ich ihn nach oben gehen und fühle mich gleichermaßen verzweifelt und stockeinsam. Wie konnte ich mir bloß einbilden, wir stünden uns nahe, wenn Wyatt die ganze Zeit an einem neuen Album gearbeitet hat, ohne mir etwas davon zu sagen? Und jetzt will er es mit Phoebe teilen - und höchstwahrscheinlich auch sein Bett.
    Mehr verkrafte ich als Lauscher an der Wand nicht. Ich raffe die Decken an mich und schlüpfe leise zur Tür hinaus. Dann verausgabe ich mich damit, Mary Lou ein weiteres Mal zum Aufstehen zu bewegen. Casey und ich dösen immer wieder mal ein, und so vergeht die Nacht.
    Morgens wache ich neben Mary Lou auf. Ich verhalte mich ganz still, dann spüre ich das sanfte Heben und Senken
ihres Brustkorbs.
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