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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Anica Schriever
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nicht da wäre. Keine einzige Regung kann ich ihm entlocken.
    Aus purer Verzweiflung werfe ich mich zwischen Autotür und David, um ihn am Einsteigen zu hindern und daran, aus meinem Leben davonzubrausen. Er starrt mich halb verwundert, halb verärgert an. Aber nicht mit mir! Ich bin schließlich nicht umsonst nach Wismar gekommen, verdammt noch mal! Selbst wenn alles vorbei ist, bevor es angefangen hat, ich will das hier und jetzt zwischen uns klären, damit ich wieder halbwegs mein Leben in den Griff bekomme. Ich muss wissen, woran ich bin.
    »Danke schön«, wispere ich zaghaft und weiche seinem bohrenden Blick aus, der mich mit jeder Sekunde mehr einzuschüchtern droht.
    »Wofür?«
    »Das Foto.«
    David nickt und schiebt mich ein Stückchen zur Seite. Fassungslos schaue ich ihn an. Das kann doch nicht alles gewesen sein! Ich nehme all meinen Mut zusammen.
    »Das ist das schönste Foto, das je von mir gemacht worden ist.«
    Ein winziges Lächeln huscht über seine Lippen. »Schön, dass es dir gefällt.«
    »Es tut mir so leid, wie das zwischen uns abgelaufen ist.«
    »Das muss es nicht«, blockt David ab.
    »Nein, wirklich. Das musst du mir glauben. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Aber als ich dich an dem Nachmittag mit Cora gesehen habe, ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt. Ich kenne Cora, und irgendwie erschien es mir auf einmal so viel plausibler, dass du und sie … also, dass ihr … ein Paar seid. Ich meine, was findet jemand wie du schon an mir? Egal, ich habe mich dir gegenüber unmöglich aufgeführt. Statt dir dankbar zu sein, dass du meinen Freund spielst, haue ich dich vor meiner Familie in die Pfanne. Ich bin so ein Idiot!« Ich atme tief durch. Jetzt kommt der schwerste Teil. »Du hattest recht mit allem, was du gesagt hast. Du hast mich von Anfang an verstanden, mich gewissermaßen durchschaut. Ich wollte es mir nur nie eingestehen, aber dank dir habe ich erkannt, dass Wismar meine Heimat ist und ich das nicht länger leugnen kann oder will. Und dank dir weiß ich nun, dass ich auch hier glücklich werden kann.«
    »Miriam …«
    »Nein, lass mich ausreden. Und auch wenn es absolut albern und unrealistisch ist, aber ich muss das endlich loswerden, bevor ich daran ersticke. Ich … also ich … ich glaube … ich habe mich in dich verliebt.«
    David sieht mich lange an, und ich merke, wie sich seine Gesichtsmuskeln anspannen.
    Augenblicklich treten mir die Tränen in die Augen. Nach diesem Geständnis habe ich weiß Gott mit einer anderen Reaktion gerechnet. Stattdessen Stillschweigen.
    »Jetzt sag doch endlich was!«, schniefe ich verzweifelt. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Jede Sekunde breche ich zusammen. Ein Häuflein Elend mit gebrochenem Herzen.
    David schüttelt den Kopf. Ein Lächeln, zaghaft und kaum wahrnehmbar, überzieht seine Mundwinkel. Er kommt einen Schritt auf mich zu und ergreift meine Hand. Mir klopft das Herz bis zum Hals. Ich wage kaum zu atmen.
    »So, du bist also in mich verliebt. Du hast eine merkwürdige Art, das zu zeigen.«
    »Ich schätze, ich muss, was Beziehungen angeht, eine ganze Menge lernen.«
    »Offensichtlich, denn sonst hättest du viel früher gemerkt, dass ich in dich verliebt bin.«
    Verstohlen wische ich mir eine Träne ab und lächele. »Bist du das?«
    »Sollte ich meinen Anruf-Joker ziehen?«
    Ich lache befreit auf. Ein tiefes Lachen, ganz tief aus dem Bauch heraus.
    David nimmt meine Hand und streicht mit seinem Daumen über meine Handinnenfläche. »Und was wirst du nun tun?«, will er wissen. Sein Mund kommt meinem immer näher.
    »Na, mein Studium beenden«, entgegne ich mit zunehmender Schnappatmung, obwohl ich genau weiß, was er meint.
    »Und dann?«, fragt er herausfordernd. Seine Lippen streifen mein Ohrläppchen.
    »Hm, vielleicht sollte ich es danach doch mal mit einem Job bei der Zeitung probieren.«
    »Und dann?«
    »Darüber denke ich noch nach.« Ich lächele ihn an. Es dauert eine weitere, ewig lange Minute, bis David mich endlich, endlich in seine Arme zieht und mich küsst. Ein Kuss, der mir fast wieder die Schuhe auszieht. Fast.
    Am Ende weiß ich nicht, wie er es angestellt hat, aber plötzlich hält er eine Pocketkamera auf uns beide und murmelt: »Zuckerguss!«
    »David, nicht, ich bin nicht fotogen.« Panisch vergrabe ich mein Gesicht an seiner Schulter.
    »Du scheinst eine Phobie gegen das Blitzlicht zu haben.«
    »So in der Art.«
    »Daran sollten wir arbeiten.«
    Und ehe ich darauf etwas
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