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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Autoren: Lynn Carver
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Erhoffe nichts, erwarte alles!
    Zadieyek, legendäre Amazonenkönigin
     
     
     
    Kapitel 1
    Sehnsucht
     
     
     
    Heißes Wasser prasselte herab. Dampf stieg empor, kräuselnd, tänzelnd wie ein lebendiges Wesen bewegte er sich. Die Schwaden trübten die Sicht in der begehbaren Dusche. Sie legten sich auf Fliesen und Spiegel und schufen ein Klima ähnlich einer Dampfsauna. Juliane, auf deren Rücken der harte Strahl aus dem Duschkopf trommelte, beachtete die verschwenderische Vergeudung des kostbaren Nasses nicht weiter.
    Sie seufzte.
    Fünf Jahre war es her. Eintausendachthundert Tage voller Einsamkeit und Sehnsucht hatte sie hinter sich gebracht. Eintausendachthundert Nächte, angefüllt mit Tränen, Träumen und Trübsal.
    Sie vermochte nicht zu erklären, wie sie es geschafft hatte, diese Zeit zu überstehen. Juliane hatte funktioniert. Eintausendachthundert Tage lang war sie aufgestanden, hatte die Schule besucht und anschließend ein Studium begonnen. Am Leben teilgenommen und versucht, den tiefen Wunsch zu überwinden, der in ihr schwelte.
    Sie vermisste ihre Zeit in Goryydon. Sie spürte das Verlangen nach ihren Freunden Aran, Kalira, Ranon und Moira. Hätte sie damals gewusst, wie sehr sie sich nach dem mittelalterlichen Goryydon zurücksehnen würde, sie wäre vor Kummer vermutlich gestorben. Im Lauf der Jahre hatte sie die Hoffnung aufrechterhalten, eines Tages zurückkehren zu können. Sie hatte ihre Freunde verlassen mit dem Wissen, sie so vor Kloob zu schützen. Denn Juliane trug Magie in sich. Eine Magie, von der Kloob selbst aus dem Totenreich heraus zehren konnte und allen, die sie liebte, Schaden zufügen würde. Moira hatte Juliane versprochen, einen Weg zu finden, sie gefahrlos nach Goryydon heimkehren zu lassen. Bis zu diesem Tag war nichts Derartiges geschehen.
    Juliane seifte sich ein.
    Aran und sie hatte Besonderes verbunden. Bei ihm fühlte sie sich vollkommen. Als Seelengefährten teilten sie nicht nur ihre Emotionen. Geboren als eine Seele in zwei Körpern, konnten sie wahres Glück nur dann erleben, wenn sie zusammen waren. Getrennt durch zwei Welten, fühlten sie sich unvollkommen. Einsamkeit kroch aus ihrem Herzen und breitete sich in ihr aus. Ehe ihre Erinnerungen sie zu sehr deprimierten, drehte sie das kalte Wasser an. Sie quietschte und wagte sich mit geschlossenen Augen unter den Strahl. Stets begleitete ihre Gedanken an Goryydon das Empfinden nach Geborgenheit, dem absoluten Gefühl nach Heimat. Sie erinnerte sich an die gemeinsamen Abende in der Bibliothek. An den Duft der Bienenwachskerzen, der sich mit dem des Kaminfeuers und dem Ledergeruch der Büchereinbände mischte. Sie schluckte, als sich vor ihr inneres Auge die Gesichter ihrer Gefährten schieben wollten. Juliane schüttelte den Kopf, ließ den Wasserstrahl härter auf sich herabbrausen und stieg kurze Zeit später energisch aus der Dusche.
    Langsam wurde es Zeit, Aran und Goryydon zu vergessen. Vielleicht stellte dieser Verlust die Strafe für ihre Vergehen als Inkarnation der Amazonenkönigin Zadieyek dar. Sie durfte in Goryydon Wiedergutmachung leisten, um anschließend ihr Leben in der Verbannung zu verbringen. Weit fort von den Menschen und den Dingen, die sie liebte. Vielleicht hatten die Schicksalsmächte Goryydons sie deshalb mit dem Fluch, Kloobs Akku zu sein, belegt.
    Ein Klopfen an der Badezimmertür schreckte sie auf.
    »Juliane?«, drang die Stimme ihrer jüngeren Schwester durch die verschlossene Tür. »Bist du fertig? Chris und Yannick kommen in einer halben Stunde.«
    Sie stöhnte. Das Date mit Michaelas derzeitigem Freund und seinem Bruder hätte sie lieber abgesagt, aber versprochen war versprochen.
     
    Michaela trat in einem Minikleid und passenden Overknees aus ihrem Zimmer. Ihre kurzen, schwarz gefärbten Haare waren sorgfältig frisiert.
    »So willst du gehen?« Sie musterte Julianes Outfit stirnrunzelnd. Juliane wusste, was Michaela dachte. Nach Meinung ihrer kleinen Schwester wirkte Juliane hausbacken und langweilig.
    Sie betrachtete sich kurz im Flurspiegel. Ihr Herz klopfte schneller, wie immer, seitdem sie die Bekanntschaft mit der Macht eines Zauberspiegels geschlossen hatte. Ihr Spiegelbild blieb auch dieses Mal das eindimensionale Abbild ihres Selbst. Eine junge Frau mit honigblonden Locken, die ohne besonderes Styling ihr schmales Gesicht umflossen. Sie verzichtete auf Make-up, weil sie sich nicht zukleistern wollte, und weil ihre zarte Haut leicht gebräunt anmutete. Sie trug
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