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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Anica Schriever
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eingesprungen, ich weiß daher nicht, was Sie mit ihm abgemacht haben.«
    Pallaske blinzelt verblüfft. »Sie wolln ma damit jetze nich sagn, dat Se keen Fotoapparat dabeiham, oda? Nee, nee, Meedchen, so nich! De Kolleje hat mir dit Foto zujesichert.«
    Ich lasse kleinlaut die Schultern sinken und überlege angestrengt, wie ich dem aufgebrachten Campingtypen am besten verklickere, dass es kein Foto geben wird. Zumindest heute nicht.
    »Dit is ne Frechheit, is dit! Ick werd mir über Sie beschwern, Meedchen«, poltert Pallaske lautstark und schlägt mit der Faust Löcher in die Luft.
    Gerade als ich zu meiner Verteidigung ansetzen will, höre ich, wie sich uns ein Auto nähert. Der schwarze Golf hält direkt vor uns an. Bernd Pallaske hopst vor Schreck zur Seite, was ein wenig Ähnlichkeit mit einem missglückten Wurf beim Boule hat.
    Die Tür des Golfs öffnet sich. Für einen Moment vergesse ich zu atmen, als ich erkenne, wer aus dem Wagen klettert. David.
    Oh mein Gott!
    Ich glaube, ich werde ohnmächtig.
    Pallaske rollt wutschnaubend auf ihn zu. Seine Schimpftirade verpufft jedoch sofort, als er die Kameratasche bemerkt, die über Davids Schulter baumelt.
    »Tut mir leid, ich wurde aufgehalten«, höre ich David sagen, während er die fleischige Hand von Pallaske schüttelt, der wie ein Gummiball um ihn herumhüpft.
    Mich lässt David links liegen. Kein Blick. Kein Wort. Nichts.
    Stattdessen lauscht er angestrengt Bernd Pallaske, der ihm Instruktionen gibt, wie er sich das mit dem Foto für den Zeitungsartikel vorgestellt hat.
    Ich stehe wortlos da und versuche, mein immer stärker werdendes Herzklopfen zu ignorieren. Wie gut David aussieht. Die Haare leicht verwuschelt, das dunkle Hemd bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Eine Menge nackter Haut, die mich komplett aus der Fassung bringt. Miriam, bleib cool. Du hast hier einen Job zu erledigen. Alles andere kann warten. Und du siehst ja, dass David nicht gerade begeistert von deiner Anwesenheit ist.
    Während ich dabei zuschaue, wie David den hyperaktiven Bernd Pallaske ein gutes Dutzend Mal vor dem Schild »Schöne Aussicht« fotografiert, fallen mir Ollis Worte von vorhin wieder ein. Hatte der nicht behauptet, dass David nicht vor dem Abend zurück sei, weil er einen Termin außerhalb hätte? Wie kommt es dann, dass David urplötzlich an genau dem Ort auftaucht, an dem ich mein erstes Interview seit langem führe? Zufall? Oder hat da vielleicht jemand seine Finger im Spiel?
    Olli.
    Das Zusammentreffen mit David, das hat Olli eingefädelt. Er will mich mit David verkuppeln! So wie ich meinen besten Freund kenne, hat er das von Anfang an geplant. Vermutlich gibt es gar keine Goldene Hochzeit bei den Fritsches. Bestimmt sitzt Olli mit Lissy in einem Café in der Innenstadt, schlürft kalten Eiskaffee und gratuliert sich zu seinem fabelhaften Plan. An ihm ist definitiv ein unverbesserlicher Romantiker verloren gegangen.
    Allerdings habe ich leichte Zweifel, ob Ollis Plan von Erfolg gekrönt sein wird. David und mich an einem neutralen Ort rein zufällig aufeinandertreffen zu lassen, ist mit Sicherheit clever. Ich kann mich nicht vor dem Gespräch mit David drücken, und David kann mir nicht die Tür vor der Nase zuknallen. Höchstens die Autotür – und mich damit wie ein begossener Pudel zurücklassen. Vor den Augen von Bernd Pallaske. Keine besonders prickelnde Vorstellung.
    David würdigt mich nach wie vor keines Blickes. Mit eiserner Miene erledigt er professionell seinen Job. Die Lippen fest zusammengepresst, die Augen zu dunklen Schlitzen verengt; der ganze Körper angespannt, wie unter Strom. Er sieht aus, als ob er sich lieber umbringen würde, anstatt mit mir zu reden.
    Unruhig kaue ich an meinem Fingernagel. Ob das wirklich so eine gute Idee war, wieder nach Wismar zurückzukehren? Aber David hat mir das Foto geschickt! Das muss doch ein Zeichen sein, oder? Selbst wenn das mit uns beiden nur ein Wunschtraum meinerseits ist, ich will zumindest erreichen, dass David wieder mit mir redet. Dass wir diesen furchtbaren Streit aus dem Weg räumen und wieder wie normale Menschen miteinander umgehen können. Auch wenn das leichter gesagt als getan ist.
    »David, ich …«, beginne ich zögernd, weil ich nicht recht weiß, wo ich anfangen soll. Davids konstantes Ignorieren meiner Person ärgert mich zunehmend. Er könnte wenigstens etwas sagen. Und wenn es nur ein Wort ist!
    David verstaut kommentarlos seine Ausrüstung auf dem Rücksitz. Er tut so, als ob ich gar
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