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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh
Autoren: Julie Kibler
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sie
Fremden nicht erklären mussten, wie sie die Haare geschnitten haben wollen. Und
die wenigen Kunden mit Termin konnte ich telefonisch bitten, gleich am
Nachmittag zu kommen. Das ist das Schöne an einem eigenen Laden – ich mache die
Regeln. Und noch besser: Niemand kann mich anbrüllen oder feuern, wenn ich mir
freinehme.
    Momma würde sich um die Kinder kümmern, solange ich mit Miss
Isabelle unterwegs war. Das war sie mir schuldig, schließlich sorgte ich dafür,
dass sie ein Dach über dem Kopf hatte. Stevie junior und BiBi waren aus dem
Gröbsten raus. Sie musste sie eigentlich nur noch pünktlich aus dem Haus
scheuchen und im Notfall die Feuerwehr rufen oder den Klempner holen. Was der
Himmel verhüten möge.
    Mir fielen keine Ausreden ein. Und ehrlich gesagt konnte ich eine
Auszeit zum Nachdenken gebrauchen.
    Außerdem schien Miss Isabelle mich wirklich zu brauchen.
    Also griff ich zum Telefon.
    Drei Stunden später waren alle geschäftlichen Termine geregelt, und
Momma würde tatsächlich auf die Kinder aufpassen. Die Sache mit Teague war noch
so neu – so unsicher, dass ich sie Miss Isabelle gegenüber noch gar nicht
erwähnt hatte. Ich wollte sie mir ja selbst fast nicht eingestehen. Wie kam ich
auf die Idee, wieder einem Mann eine Chance zu geben? Hatte ich den Verstand
verloren?
    Das Klingeln des Festnetzapparats riss mich aus meinen Gedanken.
    Â»Dorrie? Packst du schon?«, bellte Miss Isabelle mir ins Ohr. Fast
hätte ich den Hörer vor Schreck fallen lassen. Wieso brüllen alte Leute
eigentlich immer ins Telefon, als wäre ihr Gegenüber taub?
    Â»Was ist los, Miss Izzy-belle?« Manchmal ritt mich der Teufel, und
ich spielte mit ihrem Namen. Das machte ich bei jedem, zumindest bei
denjenigen, die ich mochte.
    Â» Dorrie , hör auf damit.« Sie atmete
schwer, als würde sie gerade versuchen, ihren Koffer zu schließen.
    Â»Ich glaube, ich kann mir die Zeit freinehmen«, sagte ich. »Aber ich
packe noch nicht. Sie müssten doch wissen, dass ich nicht zu Hause bin,
immerhin haben Sie mich im Laden angerufen.« Sie rief mich immer über das
Festnetz an, wenn sie meinte, ich wäre im Salon, obwohl ich ihr Hunderte Male
gesagt hatte, dass sie ruhig die Handynummer wählen könnte.
    Â»Wir haben nicht viel Zeit, Dorrie.«
    Â»Okay. Wie weit ist es überhaupt von hier nach Cincinnati? Und
verraten Sie mir, was ich mitnehmen soll.«
    Â»Mehr als sechzehnhundert Kilometer. Zwei Tage Fahrt hin und zurück.
Ich hoffe, das schreckt dich nicht ab. Ich hasse Flugzeuge.«
    Â»Nein, nein, ist schon in Ordnung. Ich bin noch nie geflogen, Miss
Isabelle.« Und hatte auch nicht vor, das in absehbarer Zeit zu ändern, obwohl
der Flughafen Dallas-Fort Worth nicht weit entfernt lag.
    Â»Alltagskleidung. Nur für einen Anlass brauchst du was Besseres.
Besitzt du überhaupt ein Kleid?«
    Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Sie glauben, mich zu kennen,
was?«
    Ich konnte mich nicht erinnern, ob sie mich je in etwas anderem
gesehen hatte als in meiner Arbeitskleidung, einer einfachen Bluse und Jeans,
dazu Schuhe, die nicht drückten, wenn ich acht Stunden am Tag stand. Und ein
schwarzer Kittel, damit an den anderen Sachen nicht überall Haare hingen. Der
einzige Unterschied zwischen Arbeits- und Nicht-Arbeitskleidung war der Kittel.
    Â»Tja, Überraschung, ein oder zwei Kleider habe ich sogar. Die
stecken wahrscheinlich noch in der Folie von der Reinigung und hängen mit
Mottenkugeln hinten im Schrank, und bestimmt sind sie mir zwei Nummern zu
klein, aber ich hab welche. Wozu das Kleid? Wo wollen wir hin? Zu einer
Hochzeit?« Es gab nicht mehr allzu viele Anlässe, für die eine schicke Hose und
ein elegantes Top nicht reichten. Mir fielen eigentlich bloß zwei ein. Miss
Isabelles Schweigen brachte mich auf den zweiten. »Oje, tut mir leid, das
konnte ich ja nicht ahnen. Sie haben nicht gesagt, dass …«
    Â»Ja, eine Beerdigung. Wenn du nichts Passendes hast, halten wir
unterwegs. Ich spendiere dir gern …«
    Â»Nein, nein, Miss Isabelle. Ich find schon was. Die Mottenkugeln
waren ein Scherz.« Während ich hörte, wie sie weiter ihre Sachen packte,
überlegte ich, welches meiner Kleidungsstücke für eine Beerdigung geeignet war.
Keines. Aber ich könnte auf dem Heimweg bei J. C. Penney’s vorbeischauen. Miss
Isabelle gab mir immer ein
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