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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh
Autoren: Julie Kibler
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Kassiererin fragte nur: »Ist das alles?« Sie sah weder mich noch die
Heftchen an, während sie sie über den Scanner zog. »Sechs Dollar fünfzig.«
    Im Wagen beäugte Miss Isabelle meine Erwerbungen mit ausgestrecktem Arm.
»Gut, jetzt haben wir genug Gesprächsstoff für die Fahrt.«
    Ich konnte mir schon denken, was für spannende Themen sich aus einem
Kreuzworträtsel ergeben würden. Vier waagerecht, acht Buchstaben: rosafarbener
Vogel.
    Flamingo .
    Wir würden ziemlich lange unterwegs sein.
    Ich lenkte den Wagen durch den vormittäglichen Verkehr von Dallas,
ohne laut zu fluchen. Die erste Stunde schwiegen wir, weil wir gedanklich noch
mit anderen Dingen beschäftigt waren. Ich dachte an den gestrigen Abend, an die
Zeit, als Ruhe einkehrte. Mein neues Kleid hatte ich an die Badezimmertür
gehängt, nachdem ich das Preisschild entfernt hatte. BiBi hatte sich bereits
mit einem Buch ins Bett verkrochen, und Stevie junior war in ein Videospiel
vertieft, wie eigentlich immer, es sei denn, er tippte gerade eine SMS an seine Freundin.
    Und ich dachte an Teague – oder vielmehr, warum es mir so
schwerfiel, ihn anzurufen. Vielleicht weil in meinem Kopf stets ein Stimme
sang: »Teague, Teague, out of your league!«
    Er hatte mir den Anruf abgenommen; sein Klingelton, den ich ihm
einige Wochen nach unserer ersten Verabredung zugewiesen hatte, ertönte: Let’s get it on … Mein Gott, wie abgedroschen!
    Â»Wie geht’s meiner Lady?«
    Bei jedem anderen hätte ich schreiend das Weite gesucht. Lady , pah! Aber bei Teague? Er gab mir tatsächlich das
Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
    Â»Gut, danke. Und dir?«, antwortete ich. Ich versuchte möglichst kühl
zu klingen, damit er wusste, dass er mich nicht mit ein paar Worten zum
Dahinschmelzen bringen würde. Seit einigen Jahren hielt ich Männer auf Distanz,
weil ich eine ganze Menge Beziehungschaos hinter mir hatte – durch meine und
ihre Schuld. Während die anderen Kerle meine Weigerung, mit ihnen ins Bett zu
gehen, als Zurückweisung und abartiges Spielchen interpretierten, mich prüde
nannten und sich schleunigst davonmachten, blieb Teague bei der Stange. Ein
paarmal hatte ich ihn hinter die Fassade blicken lassen und ihm die Frau
gezeigt, die sich nach einem Mann in ihrem Leben sehnt. Ich hatte den Eindruck,
dass er bereit war zu warten, bis diese Frau sich entschied.
    Als ich zehn Minuten später auflegte, musste ich mich in den Arm
zwicken, um sicherzugehen, dass ich nicht träumte. »Verstehe«, hatte Teague
erwidert. »Du musst deiner Isabelle helfen. Du wirst mir fehlen, aber ich freu
mich auf deine Rückkehr. Und gib deiner Mom meine Nummer, falls sie Hilfe
braucht. Ich kenn mich mit Kindern aus.« In der Tat, er war alleinerziehender
Vater von drei Kindern, und ich wollte nur zu gern glauben, dass er, falls
nötig, zur Stelle war.
    Ich hatte mich gefragt, wie er reagieren würde, wenn ich ihm sagte,
dass ich so kurzfristig verreisen müsste. Bei meinem Ex Steve war mir die
Reaktion klar gewesen, noch bevor ich seine Nummer wählte. Steve hatte
gejammert und mich beschimpft und mich gefragt, wie ich meine Kinder tagelang
allein lassen konnte. Komisch, dass er sich nicht an die eigene Nase fasste.
    Und die anderen Typen von früher? Wenn ich mit meinen Kindern
irgendwo hinfuhr, hieß es immer: »Baby, ich kann nicht ohne dich sein, lass
mich nicht im Stich.« Doch sobald ich aus der Stadt war, hieß es
wahrscheinlich: Gentlemen – im weitesten Sinne des
Wortes – , das ist die Gelegenheit!
    Sie lachten sich eine Ersatzfreundin an. Wenn ich zurückkam, den
Lippenstift an ihrem Kragen entdeckte und das billige Parfüm in ihrem Wagen
roch, sagten sie: »Sorry, Mädchen, aber was soll ich denn machen, wenn du mich
allein lässt?«
    Aha.
    Aber Teague hatte mich überrascht, wieder einmal.
    Es war etwas anderes, wenn ein Mann sich nach der ersten Verabredung
tatsächlich erkundigte, wie’s einem ging und ob man Spaß gehabt hatte.
Natürlich nicht sofort, nicht, fünf Minuten nachdem ich ihn draußen
verabschiedet hatte. Nein, Teague hatte vierundzwanzig Stunden gewartet, um mir
zu sagen, dass er mich wiedersehen wollte.
    Bei ihm drängte sich ein Wort auf: Gentleman – im engsten Sinne des Wortes.
    Auch andere Männer hatten mir bei der ersten Verabredung die Tür
aufgehalten und mir angeboten,
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