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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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sie bergauf. Sie strauchelte, stieß an harte Felsbrocken und schürfte sich Hände und Wangen auf. Doch schon längst spürte sie keinen Schmerz mehr. In ihrem Kopf drehte sich nur noch ein einziger Gedanke: Sie musste Marc finden, falls es überhaupt noch etwas zu finden gab.
    Sie murmelte zusammenhanglose Wortfetzen vor sich hin und betete zu einem Gott, von dem sie nicht ganz sicher wusste, ob sie an ihn glaubte. Der Nebel ringsum war nichts im Vergleich zu dem Nebel in ihrem Kopf. Eines Tages würde sie vielleicht wieder klar sehen, doch im Augenblick wusste sie nur eins: Sie musste unbedingt den Schlangenturm erreichen.
    Und endlich stand er vor ihr. Ein schmales Gebäude, wie ein Schornstein aus viktorianischer Zeit. Es bestand aus dunklen Steinen, und seine einzige Zierde waren die Schlangen, die sich über der Eingangstür in einem makabren Tanz liebkosten. Was mochte den längst verstorbenen Landbesitzer dazu bewegt haben, ein derart tristes Monument zu errichten?
    Hannah trat an die Tür. Der Schlüssel steckte noch im Schloss. Vermutlich hatte Denstone Marc einschließen wollen, war aber beim Klang von Gregs Sirene in Panik geraten.
    Sie stieß die Tür auf.
    Zuerst sah sie den Hund, dann Marc.
    Er hing nackt an der Wand - ein mitleiderregender, entwürdigender Anblick. Hannah schlug die Hand vor den Mund. Sie befürchtete, sich übergeben zu müssen, wie er es vorher getan hatte.
    Der Pitbull lag mit halb geschlossenen Augen auf der Seite. Noch während Hannah ihn betrachtete, begann er zu zucken. Krämpfe schienen ihn zu durchlaufen. Der Hund war dabei aufzuwachen und versuchte, sich zu orientieren.
    »Hilf mir!«, stöhnte Marc.
    Hannah machte einen Schritt vorwärts. Marc zitterte am ganzen Körper. Seine Handgelenke waren mit einer festgezurrten Kunststoffkordel gefesselt und an einen Wandhaken gebunden. Eine ähnliche Kordel war um seine Fußknöchel geschlungen.
    Der Pitbull gab ein kehliges Knurren von sich.
    »Schnell!«
    Ein rascher Griff in die Manteltasche. Gott sei Dank fand sie dort ihre letzte Hoffnung, Marcs Leben zu retten: Das Messer, das sie aus Undercrag mitgenommen hatte, um den Apfel zu schälen, befand sich noch immer in ihrer Tasche.
    Sie begann an den Kordeln zu sägen. Marc stank erbärmlich. Er hatte sich nass gemacht, aber das spielte jetzt keine Rolle. Im Augenblick war nur wichtig, ihn frei zu bekommen, bevor der Hund zu sich kam.
    »Schneller!«
    Der Pitbull hatte die Augen geöffnet und versuchte keuchend aufzustehen.
    Hannah sägte noch angestrengter. Die Kordel war solide, begann aber allmählich auszufransen. Lange würde es nicht mehr dauern.
    »Bitte, bitte, beeil dich!«
    Marc sabberte, doch für Ekel und Brechreiz war keine Zeit. Obwohl sie vor Kälte und Entsetzen wie betäubt war, spürte Hannah, wie ihr vor Anstrengung Schweiß auf die Stirn trat.
    Endlich zerriss die Kordel.
    Hätte sie Marc nicht gestützt, wäre er auf dem Boden zusammengebrochen.
    Jetzt blieb nur noch die Fußfessel, und der Pitbull rappelte sich allmählich auf.
    Hannahs Blick traf den des Hundes. In seinen Augen sah sie blanken Hass.
    Dann umschlang sie Marc mit dem rechten Arm und schleifte ihn zur Tür. Er war schwer wie ein nasser Sack.
    Der Hund fand seine Stimme wieder und bellte. Es hörte sich an wie ein grausames, wütendes Brüllen.
    Hannah stieß Marc aus der Tür ins Freie und sprang hinter ihm her. Der Hund hatte sich in Bewegung gesetzt, rutschte jedoch auf dem Felsboden aus. Durch die Nachwirkungen der Betäubung war er noch nicht wieder sicher auf den Beinen. Sein Stolpern gab Hannah die Chance, den Schlüssel im Schloss zu drehen.
    Sie lehnte noch mit dem Rücken an der Tür, als der Hund mit voller Wucht dagegenprallte und vor Schmerz aufjaulte. Doch das harte Eichenholz gab nicht nach.
    Marc lag vor Hannah in einer Schmutzlache. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Sie flehten um Vergebung.

Kapitel Einundzwanzig
    »Ein verdammt gutes Ergebnis«, erklärte Fern und steckte sich noch eine Handvoll Chips mit Krabbengeschmack in den Mund. »Und wie geht es Marc?«
    Sie saßen in einer Kneipe in der Nähe der Stricklandgate. Einen Tisch weiter unterhielt Greg Donna und Maggie mit einem munter ausgeschmückten Bericht über seinen Anteil am Untergang der Mörder. Alle waren in Feierlaune - mit Ausnahme von Hannah, die sich eine Limonade bestellt hatte. Bis vor einer halben Stunde hatte sie im Krankenhaus an Marcs Bett gesessen.
    Er war noch schwer traumatisiert, doch die Ärzte
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