Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
Vom Netzwerk:
und bin nur noch anderthalb Kilometer entfernt. Bleiben Sie, wo Sie sind - ich bin im Handumdrehen bei Ihnen.«
    »Hatte ich Sie nicht gebeten, mich Hannah zu nennen?«, fragte sie und beendete das Gespräch.
    Hannah hastete die Bergflanke hinauf. Der Nebel reizte die Schleimhäute in Nase und Hals. Die Luft war feucht und kühl, dunkle Büsche und Bäume schienen wie bösartige Gnome aus dem grauen Nichts aufzutauchen und ihren Aufstieg blockieren zu wollen.
    Hannah konnte nicht darauf warten, bis sich die Hilfstruppen in Bewegung setzten. Immerhin war es möglich, dass die Mörder Marc folterten. Sie stellte sich vor, wie sie Stuart Wagg in den Brunnen in seinem Garten gezwängt und anschließend den schweren Metalldeckel über den Schacht gezogen hatten, obwohl ihr Opfer sicher um Mitleid bettelte. Sie hätte es sich niemals verzeihen können, wenn sie einfach nur abwartete, während Cassie und Arlo den Mann ermordeten, den sie liebte.
    Oder zumindest einmal geliebt hatte.
    Die Sache war dadurch noch schlimmer geworden, dass Marc sie wegen Cassie verlassen hatte. Wenn sie ihn jetzt im Stich ließe, würde man denken, dass sie sich an ihm rächen wollte - ein Verdacht, den sie selbst nicht ganz von der Hand weisen konnte.
    Nein, sie musste weitergehen und alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihn zu retten.
    Sie konnte sich kaum noch orientieren, ging aber unbeirrt weiter. Der Schlangenweiher konnte nicht mehr weit entfernt sein - der Ort, an dem alles angefangen hatte, an dem die beiden Liebenden Bethany Friend in den Tod gelockt hatten.
    Und plötzlich war sie da. Der Nebel hatte sie verwirrt. Sie fand sich nur wenige Schritte vom Wasser entfernt wieder und blieb abrupt stehen. Der Weiher lag so leblos und düster vor ihr wie ein Grab.
    Bei gutem Wetter lief ein geübter Wanderer von hier bis zum Turm etwa fünfzehn Minuten, an diesem Tag jedoch würde sie länger brauchen. Sie zögerte einen Augenblick.
    Das Handy in ihrer Jackentasche klingelte.
    Es war Greg. »Ich stehe am Ende der Lowbarrow Lane«, sagte er. »Wo sind Sie?«
    »Am Schlangenweiher unterhalb des Turms. Ich konnte nicht warten.«
    »Gehen Sie nicht weiter. Bitte! Nicht allein ...«
    Sie schaltete das Telefon ab. Sie hatte ihre Wahl getroffen, obwohl sie in Wirklichkeit gar keine Wahl gehabt hatte. Eilig bewegte sie sich zwischen den Bäumen hindurch und erkannte den schlammigen Pfad, der zu dem Absatz hinaufführte, wo der Turm stand. Sie blickte auf und erkannte die Umrisse des Gebäudes, das unmittelbar über ihr schemenhaft aus dem grauen Dunst auftauchte.
    Aber so leicht ließ Greg sich nicht abwimmeln. Plötzlich drang der klagende Ton einer Polizeisirene durch die Nebeldecke.
    Gott im Himmel - was machte der Kerl da? Jetzt war es nicht mehr möglich, Denstone und Weston zu überraschen. Mist!
    Hannah hielt den Atem an. Einen Augenblick lang geschah gar nichts.
    Und dann hörte sie eine Frau schreien.
    »Nein!«
    Wieder herrschte Stille. Dann plötzlich ein Geräusch. Schritte. Ein undefinierbarer, vom Nebel erstickter Laut. Hannah spähte ins Grau und sah etwas Gelbes. Eine Sicherheitsjacke. Aber wer mochte sie tragen?
    »Die Polizei kommt«, rief die Frau. »Es ist Zeit!«
    Das musste Cassie sein, obwohl Hannah auf dem schmalen Plateau oberhalb niemanden erkennen konnte.
    »Noch zwei Minuten. Bitte! Es dauert nicht mehr lang, der Hund wacht gerade auf.«
    Das war unverkennbar Arlos Stimme, den Sinn seiner Tirade verstand Hannah allerdings nicht.
    »Ich kann ohne dich nicht leben. Ich habe Angst, dass ...«
    »Cassie, so war es nicht geplant«, rief der Mann. »Spring noch nicht!«
    »Bitte!«
    »Erinnere dich, was wir beschlossen haben. Mord ist ein Ereignis voller Schönheit ...«
    Die beiden waren wirklich übergeschnappt. Hannah knirschte mit den Zähnen. Dieser verdammte de Quincey - hätte der Kerl doch nie das Licht der Welt erblickt!
    Hannah reckte den Hals und rief: »Cassie - tun Sie es nicht! Lassen Sie Marc laufen!«
    »Zu spät!«, schrie die Frau.
    Eine kurze Stille, dann ein Schlag. Irgendetwas war zwanzig Meter von Hannah entfernt auf dem felsigen Untergrund aufgeschlagen.
    Ein entsetzlicher Schmerzensschrei gellte durch den Nebel.
    Es folgte ein wildes, unverständliches Brüllen, und ein gelber Blitz raste vom Felsabsatz oberhalb des Schlangenweihers in die Tiefe. Sekundenbruchteile später hörte Hannah erneut diesen widerlichen Aufprall.
    Sie wusste nur zu gut, dass es das Geräusch des Todes war.
    Verzweifelt rannte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher