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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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achtundvierzig Stunden nichts zu fressen gegeben, und dann habe ich ihm auch noch etwas in seine letzte Mahlzeit getan.«
    Marc zwang sich, den Pitbull nicht anzusehen. Das Herz pochte ihm bis zum Hals. Noch ein bisschen mehr, und ein Infarkt wäre ihm sicher.
    Vielleicht wäre es sogar das Beste für ihn.
    »Der Hund heißt Thomas. Wie auch sonst? Glaub mir, wenn er aufwacht, wird er sehr schlecht gelaunt sein. Und nicht nur hungrig, sondern geradezu heißhungrig.« Ro warf einen verächtlichen Blick auf Marcs dünnen, zitternden Körper. »Er ist ein Fleischfresser, aber die Qualität seiner Nahrung ist ihm ziemlich egal.«
    Tränen liefen über Marcs Wangen. Er konnte nichts dagegen tun. Und trocknen konnte er sie auch nicht.
    Ein plötzliches Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Jemand nahm die Bretter von dem schmalen Fenster. Er drehte sich um und sah in ein Gesicht, das er kannte.
    Es war Cassie. Sie stand draußen und blickte in den Innenraum.
    Durch die Maueröffnung erkannte Marc keinen Ausdruck in den Augen, die sie unverwandt auf den Mann geheftet hielt, der sich Arlo Denstone nannte. Nur ein zartes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    »Mord ist eine schöne Kunst«, sagte der Mann. »Aber auch hier spielt sich mit der Zeit eine Entwicklung ab. Eine Aktualisierung ist notwendig. Wir leben in einer Zeit, in der wir dem Fortgang der Welt von unseren Fernsehern oder Computern aus zusehen. Cassie und ich haben den Akt des Mordens zu einem Zuschauersport verfeinert.«
    »Wagg war wirklich gut im Bett«, flüsterte Cassie, »aber längst nicht so gut wie du. Niemand ist so gut wie du, mein Liebster.«
    Marc hätte am liebsten aufgeschrien. Das ist eine Lüge, eine unverschämte Lüge! Ich wollte nur ihr Freund sein. Ich habe sie nie berührt.
    Doch er wusste, dass nichts, was er hätte sagen können, sein Leben noch retten würde - und so drang kein Wort über seine Lippen.
    Der Mann grinste in Richtung des Hundes. »Letzte Woche habe ich zugesehen, wie Thomas ein Kaninchen gefressen hat, das aus einem Stall in der Nachbarschaft entwischt war. Es war so eine Art Generalprobe. Er dauerte ein Weilchen, aber als der gute, alte Thomas seine Mahlzeit beendet hatte, war von dem Karnickel nicht mehr viel übrig.«
    Marc wurde von unkontrollierbaren Schauern überrollt.
    Himmel, bewegte der Hund sich etwa?
***
    Undercrag lag melancholisch im Nebel, düster, eine leere Hülse. Plötzlich war sich Hannah gar nicht mehr sicher, ob sie hier wirklich leben wollte - doch das war eine Entscheidung, die zu einem anderen Zeitpunkt getroffen werden musste. Marcs Auto war nicht da. Hannah suchte das Erdgeschoss ab und rannte anschließend nach oben, wo sie jedes einzelne Zimmer kontrollierte. Nichts.
    Okay, es wäre auch wirklich extrem gewesen, wenn Marc Cassie in ihr neues Haus gebracht hätte, um sie hier zu vögeln. Hannah schämte sich, dass sie es überhaupt für möglich gehalten hatte.
    Wenn er sich jedoch nicht hier danebenbenahm, stellte sich die Frage, wo er war und was er tat.
    Ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie musste unbedingt einen Happen essen. Aus der Obstschale in der Küche nahm sie sich einen Apfel und wollte ihn gerade schälen, als das Telefon klingelte. Sie biss einmal rasch ab und stopfte Apfel nebst Messer in die Jackentasche. Das Essen würde eben warten müssen.
    Gregs Newcastle-Akzent drang an ihr Ohr. »Ich komme gerade aus der Villa von Sir Julius Telo.«
    Sir Julius war der Präsident der Cumbria Culture Company. »Und was wusste er über Denstone?«
    »Er ärgert sich schon seit Wochen über den Kerl. Denstone hatte einen tollen Lebenslauf, vibrierte geradezu vor Begeisterung und hatte mehr als ausreichende Erfahrung mit dem Metier. Entscheidend für seine Einstellung aber war, dass er die Arbeit umsonst tun wollte. Es klang zu schön, um wahr zu sein.«
    »Hat man sich im Vorstand nicht gewundert, wie er sich so viel Altruismus leisten konnte?«
    »Er behauptete, er habe Geld von einem Onkel geerbt, doch am wichtigsten sei ihm, dass er den Lake District liebe und ein großer Fan von de Quincey sei. Nachdem er seine Krebserkrankung überwunden habe, wolle er jeden Tag genießen und einen guten Zweck finanziell unterstützen. Der Vertrag liefe nur über sechs Monate, doch er sähe es als Traumjob an - als Herausforderung, die ihm die Chance böte, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.«
    »Und Sir Julius hat natürlich sofort zugegriffen.«
    »Wer würde schon einen Menschen genauer unter die Lupe
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