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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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nehmen, der seinen Krebs besiegt hat und sich überdies so selbstlos gibt? Vor allem, wenn man mehr Geld als Hirnzellen besitzt! Sir Julius nahm den Lebenslauf ohne die angemessene Sorgfalt für bare Münze. Zumindest so lang, bis das Datum des Festivals immer näher kam, ohne dass wirklich etwas geschah. Die Leute scharrten mit den Hufen; zudem häuften sich Gerüchte, dass Denstone oft stundenlang, manchmal tagelang, nicht aufzufinden war.««Vermutlich lag er mit Cassie Weston im Bett«, meinte Hannah spitz.
    »Man munkelte, er habe eine Affäre, die ihn von seiner Aufgabe ablenke, ja. Sir Julius rief bei der australischen Universität an, wo Denstone angeblich als Dozent gelehrt hatte, und musste erfahren, dass der Kerl längst nicht so toll war, wie er alle glauben machte. Die übliche Sache: Es gibt Lügen, bösartige Lügen, und es gibt Lebensläufe. Arlo Denstone war ein Niemand, der sich selbst die höheren Weihen verliehen hatte.«
    »Und warum hat Sir Julius dem Ganzen keinen Riegel vorgeschoben?«
    »Gleich nach Neujahr hat er Denstone zu sich zitiert. Sie trafen sich hier in Rydal, doch das Gespräch verlief nicht ganz nach Plan. Denstone spielte die Sympathiekarte aus. Er erklärte, der Krebs sei zurückgekommen.«
    »Wir beide wissen, was er damit sagen wollte, nicht wahr?«
    »Wir schon, aber Sir Julius fiel darauf herein und hing sofort hilflos an der Angel. Er fühlte sich, nach seinen eigenen Worten, als müsse er über rohe Eier balancieren. Denstone erklärte ihm, er habe eine wunderbare neue Idee für das Festival, und zwar wolle er ein Event in einem Prunkbau in der Nähe von Ambleside abhalten.«
    »Einem Prunkbau?«
    »Richtig. Er träumte von einer Vorstellung in der Art von son et lumière. Er war der Meinung, so etwas könne dem Festival noch einen zusätzlichen Kick verleihen. Ein Haufen Mist, wenn Sie mich fragen. Selbst Sir Julius war nicht recht überzeugt, ließ aber zu, dass Denstone eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gab. Der vorgesehene Ort wird seit Jahren nicht mehr genutzt und war verschlossen, um unbefugtes Betreten zu verhindern. Sir Julius sorgte dafür, dass Denstone den Schlüssel bekam.«
    »Dieser Prunkbau, Greg!«, wiederholte Hannah und bemühte sich, ihre Ungeduld unter Kontrolle zu halten. »Wie heißt das Gebäude?«
    »Sagte ich das nicht schon? Das Ding heißt Schlangenturm.«
    Hannah schlüpfte in ein paar schwere Wanderschuhe, sprang ins Auto und fuhr die Straße hinunter, die in die Berge führte. Zum letzten Mal war sie Silvester hier gewesen - vor unendlich langer Zeit. Sie konnte nicht weit fahren und würde am Ende der Straße aussteigen müssen, aber jetzt zählte jede Sekunde. Natürlich war sie nicht sicher, ob Cassie Weston und Arlo Denstone Marc tatsächlich in den Schlangenturm verschleppt hatten, aber die Vermutung lag nahe. Was sie mit ihm dort vorhatten, darüber wagte Hannah nicht nachzudenken.
    Die Umrisse eines Autos zeichneten sich im Nebel ab. Als Hannah es entdeckte, spürte sie, wie die Angst in ihr hochkroch. Sie blieb stehen und unterzog es einer hastigen Überprüfung. Ein violetter, fünftüriger Nissan Micra. Er war leer, aber im Fond lagen fleckige Matten, als wäre etwas darin transportiert worden.
    Etwas oder jemand.
    Leise fluchte sie vor sich hin. Sie hatte also richtiggelegen, doch das war alles andere als ein Grund zum Feiern. Gott allein wusste, was Marc durchmachen musste, wenn er wirklich bei ihnen war. Hannah versuchte jedoch, ihre Fantasie im Zaum zu halten. Jetzt war es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    Mit zitternden Fingern wählte sie Gregs Nummer und erzählte ihm, was sie gesehen hatte.
    »Sie gehen also davon aus, dass Denstone und Weston oben im Schlangenturm sind?«
    »Richtig. Und möglicherweise haben sie Marc in ihrer Gewalt.«
    »Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Ich wünschte, es wäre so. Sie arbeitet für ihn. Ich nehme an ... vielleicht hat sie ihn unter einem Vorwand in eine Falle gelockt.«
    Falls er annahm, dass sie ihm etwas vorenthielt, war er zu clever, etwas dazu zu sagen.
    »Fahren Sie auf keinen Fall allein da hin«, warnte er sie. »Sie brauchen Unterstützung.«
    »Nein, bei diesem Nebel dauert das zu lange!«
    »Ich sagte, lassen Sie es sein!« Seine Stimme wurde lauter. Zweifellos hielt er sie für unberechenbar und in Gefahr, panisch zu reagieren, wenn es um ihren Mann ging. Und lag er damit wirklich so falsch? »Und machen Sie sich keine Sorgen, Ma'am. Ich habe Rydal schon hinter mir
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