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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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irgendwie nicht ganz ehrlich. Ich nehme an, sie hatte einfach nur keine Lust, den Abend mit einem Haufen fremder Leute zu verbringen. Ein Partygirl scheint sie nicht gerade zu sein.«
    »Dann ist sie also so ähnlich wie ich?«
    Während er den letzten Bissen seines Teekuchens kaute, dachte er über die Frage nach und entschied sich für eine unbestimmte Antwort. Oder eine taktvolle.
    »Hm, in gewisser Weise schon.«
    »Gibt es etwas Neues im Fall George Saffell?«, erkundigte sich Marc.
    Sie saßen in Hannahs Lexus und fuhren durch die Dunkelheit zu Stuart Wagg. Sein Haus lag südlich der Fähre nach Hawkshead - eine moderne, zwischen Bäumen verborgene Villa in Hanglage oberhalb des Windermere. Marc fuhr im Jahr nur etwa halb so viele Kilometer wie Hannah, aber er war kein guter Beifahrer, und es machte ihr keinen Spaß, ihn zu chauffieren. Als sie noch einen Wagen mit Gangschaltung besaß, war er bei jedem Gangwechsel zusammengezuckt, seit sie jedoch mit Automatikgetriebe fuhr, zuckte er ununterbrochen. Obwohl sie ein Fahrsicherheitstraining absolviert hatte, er hingegen nur ein paar Knöllchen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung vorweisen konnte, atmete er bei jeder zügig genommenen Kurve so vernehmlich ein, dass es fast wie ein Pistolenschuss klang. Und wenn sie seiner Ansicht nach vor einer auf Grün umspringenden Ampel zu lang zögerte, trommelten seine Absätze vorwurfsvoll auf die Fußmatte.
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist er immer noch tot.«
    »Du weißt genau, was ich meine.« Seine übliche Ungeduld flackerte auf wie ein Streichholz. Hannah fand, dass seine Mutter ihn verwöhnte. Sogar an diesen Weihnachtsfeiertagen hatte die ältere Dame dem Drang, ständig seinen Kragen glatt zu streichen oder an seinem Mantel herumzuzupfen, nicht widerstehen können. Sie war bereits über vierzig gewesen, als er geboren wurde, und sie konnte nicht aufhören, ihn wie ein kostbares Geschenk zu behandeln. »Hat Fern Larter inzwischen herausgefunden, ob es Mord war?«
    Aus dem CD-Player tönte ein alter Hit der Beach Boys: die sanften Harmonien von Heroes and Villains.
    »Das kann nur der Untersuchungsrichter entscheiden. Die Untersuchung der Todesursache ist vorerst vertagt worden.« Hannah ärgerte sich ein wenig. Warum zeigte er nie ein ähnliches Interesse an ihren Ermittlungen? Aber vielleicht reagierte sie nicht ganz fair, denn nachdem Marc dem Mann jahrelang Bücher verkauft hatte, war es wohl normal, dass er sich für dessen bizarres Ableben interessierte. Schließlich geschah es nicht jeden Tag, dass einer seiner besten Kunden bei lebendigem Leib gebraten wurde. »Bei unserem letzten Gespräch hat Fern einen Unfall mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen.«
    »Das wundert mich nicht. Es wäre auch ein wirklich merkwürdiger Unfall gewesen, wenn er sich selbst und seine sündhaft teuren Bücher angekokelt hätte. Oder glaubst du, dass er Selbstmord begangen hat?«
    »Wenn ja, dann hätte er es auf eine ziemlich seltsame Art getan«, gab sie zu bedenken. »Wer verbrennt sich schon selbst zu Schutt und Asche, ohne die geringste Chance, einen Rückzieher zu machen, wenn das Feuer einmal um sich gegriffen hat?«
    Saffells Bootshaus war gänzlich aus Holz gebaut gewesen. Es war so luxuriös ausgestattet, dass Lifestyle-Magazine darüber berichtet hatten, aber nicht dafür ausgelegt, ganzjährig bewohnt zu werden. Warum hätte Saffell auch die langen, dunklen Winternächte dort verbringen sollen, wenn er doch ein gemütliches Zuhause in Troutbeck besaß?
    »Er war von Büchern geradezu besessen«, sagte Marc. »Vielleicht hielt er es für angemessen, auf diese Weise zu gehen.«
    »Man muss schon ziemlich verzweifelt sein, um einen solchen Tod zu wählen. Eine Überdosis Tabletten hätte es schließlich auch getan.«
    »Apropos Tabletten: Er hatte eine grässliche Angst vor Schmerzen. Seine Frau hat einmal erzählt, dass er schon beim leisesten Anflug von Zahnschmerzen zu jammern anfing.«
    »Kennst du seine Frau?«
    Sie hatten nicht viel über Saffell gesprochen, als sie von seinem Tod erfuhren. Nachdem Marc den anfänglichen Schock überwunden hatte, bedauerte er hauptsächlich den herben Verlust für sein Geschäft. Allerdings war dieser Umstand nicht einer kaltschnäuzigen Selbstsucht zuzuschreiben, sondern lag schlicht in der Natur des Menschen. Die beiden Männer hatten sich zwar gekannt, waren aber keineswegs Freunde gewesen. Wenn ein Kunde starb, bot sich in aller Regel die Möglichkeit, der Witwe
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