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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche
Autoren: Martin Edwards
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kauften.«
    »Ich habe die Akte erst kurz vor den Feiertagen gelesen.«
    Marc atmete vernehmlich aus. »Jetzt sag bloß nicht, dass ihr den Fall als Cold Case wieder aufrollt!«
    »Es hat nie eine Erklärung für ihren Tod gegeben.«
    »Ich dachte, sie hätte sich das Leben genommen.«
    »Laut Gerichtsmedizin gilt der Fall als nicht geklärt.«
    »Aber so etwas passiert doch öfter.«
    »Schon, aber nachdem wir nun einmal hergezogen sind ...«
    »Du interessierst dich dafür, weil wir in der Nähe der Stelle wohnen, wo sie gestorben ist?«
    Sie nickte. Das war zwar nicht die ganze Wahrheit, doch sie war nicht bereit, sie ihm jetzt zu erzählen. »Der Fall war irgendwie seltsam, und vieles ist nie geklärt worden. Das hat mich natürlich interessiert.«
    Marc warf Hannah einen Seitenblick zu. Sie kannten sich lange genug, dass er spürte, wenn sie ihm etwas verschwieg. Aber auch er verschwieg etwas, dessen war sie sich sicher. Und deshalb ließ er es darauf ankommen.
    Ihre Füße wurden kalt, und sie stampfte auf der Stelle. »Komm, wir machen uns besser auf den Rückweg, bevor der Nebel noch dichter wird.«
    Marc folgte ihr, als sie auf die Bäume zuging. Sie wanderten schweigend weiter. Sie wünschte, er würde ihr erzählen, wie er von Bethany Friend erfahren hatte. Doch er schien nicht in Redelaune zu sein, und sie brachte es nicht über sich, ihn noch einmal zu fragen.

Kapitel Drei
    Zurück in Undercrag, waren sie gerade dabei, ihre Wanderausrüstung wegzuräumen, als das Telefon klingelte. Marc griff nach dem Hörer, davon überzeugt, dass es sich um einen japanischen Kunden handelte, der seit einiger Zeit auf der Jagd nach einem handsignierten Edgar Wallace war. Nach einem kurzen Wortwechsel jedoch reichte er den Hörer an Hannah weiter.
    »Für dich. Fern Larter.«
    Hannah nahm das Telefon mit in ihr Arbeitszimmer, in dem es zwar mächtig zog, dessen Einsamkeit und Stille sie jedoch liebte. Besser gesagt, sie liebte die Abwesenheit von Menschen, denn die Landschaft strotzte selbst mitten im Winter vor Leben. Eichhörnchen tobten vor ihrem Fenster im Gras herum, und manchmal kam ein Reh vorbei und drückte sein verblüfftes Gesicht ans Fenster. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass das nächste Dorf dreißig Kilometer entfernt und nicht gleich um die Ecke lag.
    Früher waren im Erdgeschoss von Undercrag die Büros des Sanatoriums untergebracht; in der oberen Etage schliefen die Angestellten. Hannah und Marc konnten sich das Darlehen für dieses Haus nur dank einer Abwärtsbewegung im Markt und dem Nachlass von Marcs Tante leisten, die zwei Wochen vor ihrem achtzigsten Geburtstag das Zeitliche gesegnet hatte. Obwohl sie das Haus nur zu zweit bewohnten, schien sich der Wohnraum innerhalb weniger Wochen nach ihrem Einzug deutlich verringert zu haben. Marc hatte den Empfangsraum neben dem Wohnzimmer als Arbeitszimmer annektiert und drei Schlafzimmer von der Decke bis zum Fußboden mit Büchern vollgestopft. Er nannte es »Lagerbestand«, aber für Hannah lag das Problem eher in seiner Bibliomanie als an seinem Geschäft.
    »Ich wünsche dir einen guten Rutsch, Fern.«
    »Danke gleichfalls. Pass auf, ich habe mir vorgenommen, mir nach Weihnachten mal wieder was zu gönnen. Meine Schwiegereltern sind Veganer - es war ein echter Albtraum! Ich hasse jede Art von Diät, vor allem, wenn es sich dabei um eine moralische Verpflichtung handelt. Hättest du vielleicht dieser Tage mal Lust auf ein ordentliches Frühstück vor der Arbeit?«
    »Aber immer!«
    »Toll. Was interessiert mich mein Blutdruck? Diese blöde Kampagne für gesunde Ernährung unserer Chefin geht mir auf den Geist. Ich lasse mir doch nicht mein ganzes restliches Leben durch die Sorge vor verstopften Arterien vermiesen!«
    Bei Fern, die wie sie den Rang eines Detective Chief Inspectors innehatte, konnte sich Hannah ausweinen und an ihre breite Schulter lehnen, als sie beruflich angeeckt war und anschließend aufs Abstellgleis geschoben wurde. Lauren Self, die stellvertretende Polizeipräsidentin, hatte sie in die Cold-Case-Abteilung ausgelagert, obwohl Hannah lieber aktuelle Ermittlungen geleitet hätte. Fern argumentierte, dass Hannah als Cold-Case-Kriminalistin erheblich mehr Handlungsspielraum besaß als irgendwer mit einem vergleichbaren Rang bei der gesamten Polizei von Cumbria. Das galt vor allem für eine Zeit, in dem Management mehr und mehr mit dem Ausfüllen von Formblättern, dem Erarbeiten von Zielvorgaben und dem Erstellen von
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