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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde
Autoren: Marcia Muller
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vielleicht weißt, war der
Sheriff früher Anwalt für Gefangenenrechte. Allerdings hat Julia einen
schlimmen Fehler begangen, als sie sich der Verhaftung widersetzte — selbst
wenn ihr Widerstand gering ausfiel.«
    Das würde ein verdammt langes
Wochenende werden. Für alle Beteiligten.
     
    Als ich eine halbe Stunde später mein
Haus im Bezirk Gien Park erreichte, ließ ich den Wagen in der Einfahrt stehen,
wo er verbotenerweise den Gehweg blockierte. Was jedoch in dieser Sackgasse,
einem verkehrstechnisch chaotischen Teil der Church Street, durchaus üblich
war. Die Politessen gingen davon aus, dass die Anwohner ihre
Auseinandersetzungen privat und höflich austrugen, und schrieben daher nur
selten Strafzettel.
    Als ich die Treppe hinauflief, hörte
ich hinter mir das leise Tappen von Pfoten, dann ein Heulen. Alice, meine
gefleckte Katze. Sie schnüffelte wie wild an der Haustür, während ich
aufschloss: Futter! Ich brauche Futter!
    »Immer mit der Ruhe, ja?« Sie schlich
durch die Diele. Ich schaltete die Alarmanlage aus, hängte meine Jacke an die
Garderobe und stellte Aktentasche und Handtasche auf dem Stuhl im Wohnzimmer
ab. In der Küche tigerte Alice ungeduldig vor ihrem Napf auf und ab.
    »Wo steckt dein Bruder?«
    Ralph, meinem orangefarbenen
Tigerkater, war es in den letzten Monaten gar nicht gut gegangen — Gewichtsverlust
und riesiger Durst, Lustlosigkeit, zitternde Hinterbeine, mit denen er kaum
noch auf die Couch klettern konnte. Er und seine kerngesunde Schwester kamen
allmählich in die Jahre, und sein plötzlicher Verfall machte mir Sorgen. Morgen
hatten wir einen Termin bei unserer Tierärztin.
    Als Ralph seinen Namen hörte, kroch er
vorsichtig unter dem Tisch hervor. Das war nun der Kater, der früher mit einem
einzigen Satz auf den Gartenzaun springen konnte, der mir entgegenlief und wie
ein Hündchen mit dem Schwanz wedelte. Nun hing sein Schwanz traurig auf den
Boden. Meine Stimmung verdüsterte sich, doch ich tätschelte die beiden und
plapperte aufgesetzt fröhlich vor mich hin, während ich ihre Näpfe füllte.
    Im Wohnzimmer hörte ich den
Anrufbeantworter ab. Einige Routinesachen — meine Wäsche wartete seit drei
Wochen in der Reinigung, die Inspektion meines MG war mehr als überfällig.
Keine Nachricht von Hy.
    Das Schweigen meines langjährigen
Geliebten erinnerte mich an ein weiteres unangenehmes Thema, an das ich jetzt
gar nicht denken wollte. Ich kehrte in die Küche zurück, schob eine
tiefgekühlte Lasagne in die Mikrowelle und trug sie, als sie fertig war, samt
einem Glas Chianti zum Tisch. Beim Essen ging ich die Post durch. Eine
Ansichtskarte von meiner Mutter und meinem Stiefvater, die sie am Ende ihrer
Alaskakreuzfahrt geschrieben hatten. Eine Nachricht und eine Speisekarte von
meiner Schwester Patsy, die mit ihrem Mann Evans Newhouse soeben ihr drittes
Restaurant in Sonoma Valley eröffnet hatte. Eine komische gekritzelte Karte von
meinem Halbbruder Darcy Blackhawk aus Boise, Idaho. Kataloge und Werbekram, die
im Altpapier landeten. Dann holte ich die Akte Aguilar aus meiner Tasche und
las sie noch einmal durch, während ich zu Ende aß.
    Wie vorhin fiel mir auch diesmal nichts
Ungewöhnliches auf. Die Ermittlungen waren ganz normal verlaufen. Aus dem
Ausbildungszentrum im Mission District, das Alex Aguilar mit einem Partner
aufgebaut hatte, waren Computer und andere Ausrüstungsgegenstände verschwunden.
Julia ging verdeckt dorthin und gab sich als neue Klientin aus. Eine Woche lang
beobachtete sie die anderen Klienten und identifizierte zwei Brüder als
mutmaßliche Täter. Sie überwachte nachts das Zentrum und fotografierte die
beiden, als sie mit dem Diebesgut den Tatort verließen. Sie folgte ihnen und
fotografierte sie erneut, als sie die gestohlene Ware einem dritten Bruder
aushändigten. Sie benachrichtigte das Einbruchsdezernat des San Francisco
Police Departments, worauf man die Brüder verhaftet und das Diebesgut
beschlagnahmt hatte. Falls unser Rechtssystem nicht vorher zusammenbrach, würde
der Prozess im August stattfinden. Fall geschlossen.
    Bis heute.

Samstag, 12, Juli

 
     
     
     
     
    Nachdem ich Ralph in der Tierklinik an
der Ocean Avenue abgegeben hatte, wo man eine Reihe von Untersuchungen
durchführen würde, rief ich Craig Morland an. Ich wusste, er hatte am
Wochenende Zeit, da seine bessere Hälfte Adah, die Inspector bei der
Mordkommission war, ein Forensik-Seminar in Las Vegas besuchte. Angesichts der
Lage war Craig derjenige, dessen
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