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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters
Autoren: Thomas F. Monteleone
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zu den Gestaden Voluspas gezogen, und jede einzelne hat irgendwo im Labyrinth der Straßen und Alleen ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Universitäten und Bibliotheken drängen in den antiken Gebäuden nach Raum, und die Boulevards sind überfüllt vom geschäftigen Treiben der Mönche und Priester, die Straßenecken versperrt von Propheten und Weissagern. Voluspa ist eine Stadt – nein, vielmehr ein ganzes Land –, angefüllt mit Studieren, respektvoller Diskussion, Höflichkeit und natürlich den religiösen Riten und Übungen. Die Große Bibliothek von Voluspa – sie ruht auf einem gigantischen Steinwürfel auf den Klippen und bietet einen Ausblick auf die Straße von Nsin, enthält die größte Sammlung der Welt an Originalmanuskripten, Mikrofilmen, Nachrichtenmeldungen, Reproduktionskristallen und anderen Trägermedien, Erstlingsdrucken und Pergamenten. Lehrer, Schüler und lediglich Neugierige pilgern zu der Großen Bibliothek, um die Gedanken und Geheimnisse vergangener Jahrhunderte zu ergründen. Und wiederum hatte die Ironie ihre Hand bei der Demographie und geographischen Lage der modernen Welt im Spiel: Odo, das eigentlich dem Entzücken des Geistes dient, liegt an einer Stelle, wo weniger niveauvolle Zwecke verfolgt werden. Die Stadt Voluspa überragt die Straßen von Nsin, die Mündung des Golfs von Aridard und etwas weiter nördlich die des Kirchow-Flusses. Hier verläuft die Haupthandelsroute des Ostens, und die Straße von Nsin ist ein wichtiger strategischer Kontrollpunkt entlang dieser Route. Aus diesem Grund hat Odo, in Verbindung mit G’rdellia, feierlich festgelegt, die Straße auf ewig für alle Schiffe und Händler frei- und offenzuhalten. Odo unterhält ein kleines, aber schlagkräftiges stehendes Heer und eine große Flotte aus Holzschiffen, die beide durch einen Eid an ihr Land gebunden wurden. In der Vergangenheit wurden zahllose Kriege um die Kontrolle dieser Straße ausgefochten. Heutzutage legt Odo keinen Wert darauf, erneut als lockendes Ziel zu erscheinen oder vom nächsten emporstrebenden Welt-Diktator als leuchtende und glänzende Kriegsbeute angesehen zu werden.
    Es kann nicht überraschen, daß die Republik Behistar am ehesten als Brutstätte für einen solchen Diktator in Frage käme. Sie liegt genau im Westen der Eisenfelder, an den südlichen Küstenstreifen des Golfs von Aridard, und ist alles andere als eine Republik. Ohne jegliche Spur von eigener Schuld in Betracht zu ziehen, klagen Historiker und Staatsmänner diesen Staat öffentlich an. Behistar ist ein kriegerisches Land, vollgestopft mit extrem nationalistischen Automatenwesen. Die Bevölkerung ist so rigoros programmiert worden, daß alle Feinfühligkeit, Kreativität und Originalität aus ihrer Kultur hinausgetrieben wurden. Die Kultur ist so kalt und leblos wie eine Mitternacht in der Manteg Depression. Seit Generationen wird Behistar von einer Dynastie der allmächtigen „Lutens“ regiert, die im allgemeinen Bewußtsein einen seltsamen, halbgottähnlichen Status einnehmen. Die Ordnung eines Gottesgnadentums bei der Thronbesetzung ist hier auf erschreckende Weise noch gültig. Vor einer Generation hat der Rest der modernen Welt gegen die Behistar-Republik mobil gemacht. Nach fürchterlichen Auseinandersetzungen, die die Mittel von jedem Teilnehmer stark angriffen, wurde diese niederträchtige Nation im Volksmund nur noch „Das Verbot“ genannt. In Behistar gibt es einen Kodex mit rigide angewendeten Gesetzen, die alles regeln: Handeln, Warentausch und die Ausreise von Behistari in den Rest der Welt. Das Aufstellen einer Armee ist von den Siegermächten verboten worden, und die Führer des Landes werden in dieser Hinsicht genauestens beobachtet. Viele sind der Ansicht, die Behistari fänden Gefallen daran, einen Krieg zu führen, bloß um des Kriegführens willen, und ergötzten sich an den anschließenden Zerstörungen und den Leiden der Besiegten. Die Hauptstadt Landor spiegelt den traurigen Zustand des Staates wider: eine überaus schmutzige Ansammlung aus schwarzsteinigen Gebäuden. Die ausgelaugten Bewohner huschen wie Ratten durch die engen, dunklen Straßen. Sollte es ein genaues Spiegelbild von Eleusynnia geben, so könnte das nur Landor sein. Es ist als glücklicher Zufall anzusehen, das Behistar durch natürliche Grenzen vom Rest der Welt isoliert wird: im Osten die Eisenfelder, im Norden der Golf und im Westen der Samarkesh Burn, der heißeste Ort der Welt. Die Temperaturen steigen rasch auf über
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