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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth
Autoren: Keith Laumer
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aufgelöst, ohne Mantel. Er stammelte wirr und deutete schließlich in die Gegend.
    An ihrem gewohnten Platz, hochaufgerichtet im dunstigen Frühlicht und unberührt von der Axt, stand die mächtige Pappel, welche die Männer am Vortag so mühsam gefällt hatten.

1. Kapitel
     
1
     
    Roger Tyson stellte die Scheibenwischer auf Schnellstufe, als der dünne Regen sich erst in einen Guß und dann in eine Sintflut verwandelte. Er ging auf fünfzig herab, als das Licht seiner Scheinwerfer von den dichten Regenwänden, die über den Asphalt fegten, aufgesogen und verschluckt wurde. Blitze zuckten, und Donner rollte wie Artilleriefeuer.
    »Großartig«, gratulierte Tyson den Elementen. »Das ideale Ende: mitten in der Nacht, mitten im Nichts, ohne Benzin, ohne Geld, ohne Kreditkarte.« Sein Magen knurrte. »Nicht einmal eine Schinkensemmel ist in der Nähe. Mir schwant, daß ich nicht tüchtig genug bin, um in dieser grausamen modernen Welt zu überleben.«
    Schmerzhaft puffte ihn eine gebrochene Sitzfeder; Wasser rieselte unter dem Armaturenbrett hervor und tropfte ihm aufs Knie. Der Motor räusperte sich dreimal, spuckte und schwieg.
    »Oh nein«, stöhnte er und steuerte nach rechts auf die Böschung hinaus. Er stellte den Mantelkragen hoch, trat hinaus in den peitschenden Regen und öffnete die Motorhaube. Der Motor sah wie ein Motor aus. Er schloß die Haube, vergrub die Hände in den Manteltaschen und starrte die dunkle Straße entlang.
    »Wahrscheinlich kommt das nächste Auto erst in einer Woche«, sinnierte er trübe. »Nur ein verdammter Idiot ist bei diesem Wetter draußen – und nicht einmal ein verdammter Idiot wird anhalten, wenn er hier vorbeikommt, und –« Sein Grübeln wurde durch das Aufschimmern eines Lichts in der Ferne unterbrochen; über das Prasseln des Regens hörte er schwach ein Motorengeräusch.
    »He!« Rogers Laune besserte sich. »Da kommt jemand.« Er setzte sich zur Straßenmitte hin in Bewegung. Das Licht wurde immer größer. Er schwenkte die Arme.
    »He, halt!« schrie er, als das heranbrausende Fahrzeug auch nicht die Spur langsamer wurde. »Halt!« Er sprang im letzten Moment zur Seite. Ein stromlinienförmiges Motorrad schoß aus dem Dunkel. Hinter die Windschutzscheibe duckte sich eine schmale, mädchenhafte Gestalt. Einen Moment lang sah er ihren entsetzten Gesichtsausdruck, als sie zur Seite auswich. Das schnelle Motorrad geriet ins Schleudern, rutschte an die fünfzehn Meter weiter und verschwand von der Straße. Holz und Metall splitterte und klirrte, ein ohrenbetäubendes Krachen und dann Stille.
    »Mein Gott!« Roger rannte über die Straße und kletterte die steile Böschung hinunter. Er folgte der Spur der geknickten Jungbäume. Die verbeulte Maschine lag auf der Seite. Eines der chromblitzenden Speichenräder drehte sich langsam; der Scheinwerfer leuchtete nach oben in das nasse Laub. Das Mädchen lag ein paar Schritte entfernt auf dem Rücken, die Augen geschlossen.
    Roger kniete neben ihr nieder und fühlte ihren Puls. Sie öffnete die Augen: blaßgrüne Augen, die seinen Blick festhielten.
    »Sie müssen mir helfen«, flüsterte sie mit sichtlicher Anstrengung.
    »Natürlich.« Roger schluckte. »Das versteht sich. Es – es tut mir so leid …«
    »Die Botschaft«, flüsterte das Mädchen. »Sie ist ungeheuer wichtig. Sie muß ihr Ziel erreichen …«
    »Hören Sie, ich werde zurück zu meinem Wagen gehen und versuchen, jemanden anzuhalten.«
    »Bemühen Sie sich nicht«, flüsterte das Mädchen. »Ich habe das Genick gebrochen und lebe höchstens noch ein paar Sekunden …«
    »Unsinn!« würgte Roger hervor. »In ein paar Tagen sind Sie völlig in Ordnung –«
    »Unterbrechen Sie mich nicht«, sagte das Mädchen scharf. »Die Botschaft lautet: Hütet euch vor den Rhox!«
    »Rhox?« fragte Roger. »Was ist das?«
    »Hoffentlich begegnen sie Ihnen niemals«, keuchte das schwerverletzte Mädchen. »Die Botschaft muß sofort abgeliefert werden. Gehen Sie …« Ihre Stimme schwankte. »Zu spät«, hauchte sie. »Keine Zeit … erklären … nehmen Sie … Knopf … rechtem Ohr …«
    »Ich verschwende hier wertvolle Zeit.« Roger wollte aufstehen. »Ich werde einen Arzt holen.« Aber er blieb, als sich die Lippen des Mädchens bewegten.
    »Stecken Sie … Knopf … in Ihr Ohr …« Die Worte waren kaum hörbar, aber die grünen Augen sahen Roger flehend an.
    »Merkwürdig, daß Sie sich gerade jetzt Sorgen um ein Hörgerät machen«, stieß Roger hervor. »Aber …« Er
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