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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Karsten Flohr
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verbringen«, sagte Wilhelm, als sie durch die Invalidenstraße zum Nordbahnhof gingen, »deshalb wolltest du mich so schnell loswerden!«
    Sie drückte seinen Arm. »Genau«, antwortete sie, »das ist nichts für verliebte Husaren. Die sind in Frankreich viel willkommener!«
    Die Bahnfahrt verlief stockend. Immer wieder wurden die Reisenden kontrolliert, Wilhelm musste seinen Verwundeten-Pass vorzeigen; mehrmals hielt der Zug auf freier Strecke, um Lazarettzüge auf dem Weg in die Heimat passieren zu lassen. Erst am Mittag des nächsten Tages erreichte er Straßburg. Wilhelm schloss sich einem Sammeltaxi nach Badonviller an. Dort erklärte sich ein Bauer bereit, ihn mit seinem Pferdefuhrwerk die kurze Strecke bis nach Lagarde zu bringen. Einen Kilometer vor dem Zielließ Wilhelm den Kutscher halten, den Rest des Weges ging er zu Fuß.
    Der Geruch von gemähtem Gras mischte sich mit dem des Rhein-Marne-Kanals. Wilhelm hörte das Motorengeräusch eines Lastkahns. Als er die Brücke erreichte, war sie hochgeklappt, das Schiff passierte gerade die Schleuse. Hinter der Scheibe des winzigen Häuschens sah Wilhelm den Schleusenwärter, der an einer Kurbel drehte, um die Brücke wieder herunterzulassen. Wilhelm überquerte den Kanal und betrat die andere Seite des Ufers. Langsam ging er die leichte Steigung des Weges hinauf zur Saint-Jean Baptiste-Kirche und bog dort in die Dorfstraße ein. Die Spitze des Kirchturms fehlte. Mehrere Häuser links und rechts waren beschädigt, zwei zerstört.
    Schließlich stand er vor der Auffahrt zum Gutshaus. Die tiefstehende Abendsonne blendete ihn, er hob eine Hand und hielt sie über seine Augen. Er sah Krankenfahrzeuge, Verwundete, weiß gekleidete Frauen und Männer. Und dann bemerkte er die junge Frau, die vor den Stufen des Eingangs stand. Sie hielt ein Kind im Arm und blickte unverwandt zu ihm herüber. Sie machte einige Schritte in seine Richtung, ging dann immer schneller. Wilhelm ließ seine Reisetasche fallen und rannte auf sie zu.
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