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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug
Autoren: James Kahn
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einem Sorgen machen müssen?« Er sagte es leichthin, sah aber über Beautys Gesicht einen Schatten huschen.
    »Zum Krieg nichts«, sagte der Pferdemensch, »aber es gibt etwas.« Er schwieg kurze Zeit und warf einen Seitenblick auf Rose. »Banden von Wilden, Raub und Mord, die Küste hinauf und hinunter.« Wieder verstummte er kurz. »Man hat Vampire gesehen.«
    Rose gab einen kehligen Laut von sich, der ihren Ekel ausdrückte. Joshua legte den Kopf schief.
    »Schwer zu glauben«, sagte er. »Man hat noch nie gehört, dass Vampire so weit nach Norden kommen.«
    Beauty zog die Schultern hoch.
    »So ging das Gerücht.«
    Es blieb einen langen Augenblick still. Die Sonne schien plötzlich tiefer am Himmel zu stehen, der Himmel verlor an Glanz.
    Josh stand auf.
    »Ich muss gehen, der Tag wartet nicht.« Die Vorstellung, dass Vampire nördlich des Regenwaldes auftauchten, war erschreckend; eine düstere Nachricht für die menschliche Rasse. Sollte das Unheil auf der Erde kein Ende nehmen? dachte Josh.
    Rose war auf den Beinen und küsste ihn auf die Wange, dann stand auch Beauty.
    »Ich gehe mit«, sagte Beauty.
    »Das ist hoffentlich nur Spaß«, erklärte Rose warnend.
    Beauty hob bedauernd die Hände.
    »Ich muss Moor seinen Erlös geben. Ich hätte es unterwegs abgeben sollen, konnte aber den Gedanken nicht ertragen, dich warten zu lassen«, beschwichtigte er.
    Sie blickte ihn skeptisch an.
    »Das sind zwei Stunden Trab«, sagte er. »Ich bin zurück, bevor es kühl wird.« Und als aus ihrem Stirnrunzeln ein Schmollen wurde, fügte er hinzu: »So kühl, dass ich dich wärmen muss, Frau.« Er beugte sich vor, küsste sie rasch und umfasste ihr Gesäß. In der Öffentlichkeit ließ er sich selten zu dergleichen hinreißen, aber Joshua war keine Öffentlichkeit.
    Rose fuhr mit den Fingernägeln leicht über Beautys Brust, an seinem Bauch hinab, und kraulte die empfindliche Stelle, wo Mann-Bauch Ross-Brust wurde. Seine Schultern spannten sich.
    »Du Biest«, fauchte sie und biss ihn in die Schulter. Seine Nasenflügel blähten sich, er bäumte sich auf den Hinterbeinen auf und schlug mit den Vorderbeinen aus. »Dann lauf und komm schnell wieder«, setzte sie hinzu und hieb ihm auf die Hinterbacke. Er begann zu laufen. Joshua sprang aus dem Lauf auf seinen Rücken, und die beiden verschwanden über den Hügelkamm, während Rose ihnen lächelnd nachsah und den Kopf schüttelte.
     
    Joshuas Hütte stand nicht einmal halb so weit von Beautys Farm entfernt wie Moors Hof, aber sie mussten einen Umweg machen. Erst als sie fast schon eine Stunde unterwegs waren, verfiel Beauty in Trab und blieb endlich stehen.
    »Was ist?« fragte Joshua. Er sprang herunter und vertrat sich die Beine. Er kannte den Zentauren gut genug, um zu wissen, wann ihn etwas beschäftigte.
    Beauty scharrte mit den Vorderhufen.
    »In Port Fresno war noch etwas«, sagte er. »Ich wollte Rose nicht zuviel Angst machen.« Es war ihm klar, dass er die Menschen nie ganz verstehen würde, aber eines stand für ihn fest: Sie konnten auf einmal immer nur kleine Informationsmengen verarbeiten und nicht intuitiv die Sinnzusammenhänge erkennen, aus denen die Wirklichkeit bestand; sie hatten kein Gefühl für das Wesentliche, Ganze, auch wenn ihr Verständnis des einzelnen zugegebenermaßen sehr groß war. Beauty war also nie ganz sicher, was ausgesprochen werden musste, und was sogar dem menschlichen Gehirn selbstverständlich war.
    Joshuas Augen verengten sich.
    »Was meinst du?«
    Beauty warf den Kopf vor und zurück, dass seine Mähne flatterte.
    »Es sind nur Menschen, die überfallen werden.«
    Joshua erwiderte den Blick des Zentauren.
    »Wieder Rassenkrieg?«
    Beauty wirkte betroffen.
    »Kann sein. Sie entführen aber Junge. Vielleicht Piraten. Sklavenhandel.«
    Sie schwiegen beide grübelnd, dachten an die harten Zeiten, die sie schon erlebt hatten und noch erleben würden.
    »Nach diesem Ausflug bespanne ich jedenfalls meinen Bogen neu und bleibe in der Nähe meines Hauses«, fuhr Beauty fort. Er wies mit dem Kinn auf den Wald vor ihnen. »Im Forst ist es dunkel, Joshua. Lass deine Leute nach Sonnenuntergang nicht mehr hinaus.«
    Joshua blickte auf den Boden und nickte. Beauty tänzelte ein paar Schritte zurück und hob den rechten Arm.
    »Auf bald, Freund.«
    »Auf bald«, gab Josh zurück. Beauty warf sich herum und jagte in Richtung der Farm Moors davon, während Joshua in den Wald hineinschritt.
     
    Sofort, als er sich der Hütte näherte, wusste er,
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