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Lob der Faulheit

Lob der Faulheit

Titel: Lob der Faulheit
Autoren: Thomas Hohensee
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– Wie ich entdeckte, dass Fleiß und Disziplin nichts bringen.
– Warum 30 Minuten Fitnesstraining in der Woche vollkommen ausreichen.
– Laotse und Buddha, zwei der größten Menschheitslehrer, waren nach den Maßstäben unserer Leistungsgesellschaft ausgesprochen faul. Ist das nicht schockierend?
– Falls Sie sich bisher für fleißig und diszipliniert hielten, werden Sie die unliebsame Entdeckung machen, dass Sie fauler sind, als Sie bisher glaubten.
– Das Tao als Vorbild: Es handelt nicht und doch bleibt nichts ungetan.
– Und am Ende dieses Kapitels erfahren Sie, was Sie in diesem Buch noch alles erwartet.
    Ich heiße Thomas und bin faul
    Mit diesen Worten würde ich mich einer Gruppe Anonymer Fauler vorstellen. Ich würde allerdings niemals zu einer gehen; denn obwohl ich faul bin, habe ich alles erreicht, was mir wichtig ist. Ich lebe mit der besten Ehefrau von allen zusammen und habe den schönsten Beruf der Welt.
     
    Dass Fleiß mich nicht weiterbringt, habe ich relativ früh begriffen. Mitten im Studium beschloss ich, mein Leben zu ändern. Bis dahin hatte ich eifrig Vorlesungen besucht, ganze Tage in der Fachbereichsbibliothek gesessen, kaum freie Zeit gehabt – und das Ergebnis: schlechte Noten! Kurzum, ich war sehr unzufrieden.
     
    Deshalb besorgte ich mir die Prüfungsordnung, las sie aufmerksam durch und tat nur noch das Nötigste. Vorlesungen strich ich nahezu komplett. Ich besuchte nur noch Seminare, in denen ich mich wohlfühlte. Außerdem begann ich, mich an erfolgreichen Vorbildern zu orientieren.
     
    Plötzlich hatte ich jede Menge Freizeit. Ich nutzte sie, um zu tun, was mir Spaß machte. Meine Noten wurden immer besser. Am Ende bestand ich das Examen mit einer Eins in meiner schriftlichen Arbeit. Zur Bearbeitung hatte man vier Wochen Zeit. Ich war bereits nach drei Wochen fertig, ohne jede Hilfe. (Allerdings ließ ich die Examensarbeit noch eine Woche zuhause liegen, damit kein Prüfer auf die Idee käme, ich hätte mir keine Mühe gegeben.)

     
    Später in der Arbeits- und Berufswelt machte ich es genauso. Ich konzentrierte mich auf das unbedingte Minimum, um sehr gute Resultate zu erreichen. Mehr tat ich nicht, aber auch nicht weniger.
     
    Leider wurde mein Stil selten geschätzt. Er sieht einfach nicht nach Arbeit aus! Deshalb war ich als Angestellter gezwungen, meinen Schreibtisch mit Bergen von Akten zu »dekorieren«, damit meine Vorgesetzten und KollegInnen nicht nur den Eindruck gewannen, dass ich hervorragende Ergebnisse erzielte, sondern auch arbeitete .
    Normalerweise organisiere ich meine Unterlagen so, dass mein Schreibtisch immer leer ist. Das kapierten die anderen nicht. Schließlich habe ich mich beruflich selbstständig gemacht, um das tun, was ich will, und zwar so, wie ich es mag – leicht und angenehm!
     
    »Faulheit« ist ein relativer Begriff. Manche würden mich als faul bezeichnen. Anderen wäre ich zu fleißig. Es ist eine Sache des Standpunkts. Für mich ist Faulheit der Gegenbegriff zu blindem Aktionismus, der in allen Bereichen des Lebens, besonders aber in Politik und Wirtschaft so häufig praktiziert wird.
     
    Faule Menschen bräuchte das Land. Übermüdete und gestresste Menschen produzieren oft schlechte Ergebnisse. Sie machen komplexe Sachverhalte unnötigerweise noch komplizierter. Leider lassen sich allzu viele immer noch durch lange Nachtsitzungen, falschen Ehrgeiz und und destruktiven Fleiß beeindrucken. »Sie haben sich wenigstens Mühe gegeben«, heißt es dann, wenn wieder einmal alles schiefgegangen ist.

     
    Falls Sie Lust haben, sich informell den Anonymen Faulen anzuschließen, lade ich Sie mit diesem Buch herzlich dazu ein.
     
    Wenn Sie jedoch starke Zweifel haben, dass man ohne Disziplin und Willensstärke überhaupt etwas erreichen kann, wundert mich das nicht. Wir werden von Kindesbeinen an darauf trainiert, fleißig zu sein, uns Mühe zu geben und hart zu arbeiten. Deshalb erwarte ich nicht, dass Sie mir sofort begeistert zustimmen.
     
    Die meisten von Ihnen werden die Erfahrung gemacht haben, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt. Es fällt einem nichts in den Schoß. Letzteres behaupte ich nicht, wie Sie an meinem Eingangsbeispiel sehen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man alles, was im Leben wichtig ist, schaffen kann, ohne mit hängender Zunge über die Ziellinie zu taumeln.
     
    Dass sehr viele sich enorm anstrengen, leugne ich nicht. Ich sehe es täglich. Aber ist es nötig? Keineswegs. Ohne es
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