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0311 - Am Todestag von Isabell

0311 - Am Todestag von Isabell

Titel: 0311 - Am Todestag von Isabell
Autoren: Am Todestag von Isabell
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»Das klang wie ein Todesschrei«, sagte Phil und blieb stehen.
    Im gleichen Augenblick fuhr ein greller Blitz über den nächtlichen Sommerhimmel. Donner grollte, die ersten Tropfen fielen.
    »Ich habe keinen Schrei gehört«, sagte ich.
    Phil schüttelte den Kopf. »Ich habe mich bestimmt nicht getäuscht. Der Schrei schien aus einem der Fenster zu kommen.« Mein Freund deutete auf das große, düstere Backsteinhaus.
    Wir befanden uns in der Fifth Avenue von Manhattan, und es war Mitternacht.
    »Gut«, meinte ich ergeben und unterdrückte ein Gähnen, »schauen wir nach.«
    Zu der schweren Haustür aus Eichenholz führten acht Stufen empor.
    Ich betätigte den altmodischen Klingelzug und hörte, wie es im Haus blechern schepperte.
    Sekunden später wurde die Tür lautlos geöffnet.
    Vor uns stand eine große, etwa 25-jährige, bildschöne Frau, der schwarze Locken bis auf die Schultern fielen. Sie trug ein brandrotes Gewand und hielt eine brennende Kerze in der Hand.
    »Sie wünschen?«, fragte sie mit klingender Altstimme.
    »Wir haben einen Schrei gehört«, sagte Phil. »Und wollten nachsehen, ob etwas passiert ist.«
    Die Frau hob die Kerze. »Die Hexe war wieder da.«
    Wir sahen uns an. Hatten wir es mit einer Verrückten zu tun?
    »Wer war wieder da?«, fragte ich.
    »Die Hexe. Sie hat ihn umgebracht.«
    »So so«, meinte Phil. »Na, lassen Sie uns erstmal rein.« Er zückte seinen Ausweis. »Wir sind FBI-Beamte.«
    Bereitwillig führte uns die Frau in die Halle. Im matten Schein der Kerze sahen wir die Umrisse einiger Sessel und eine breite Treppe, die in den ersten Stock führte.
    »Also noch mal«, meinte ich, »wer ist tot? Wen hat die Hexe umgebracht?«
    »Die Weiße Frau war’s. Genau um Mitternacht hat sie ihn zu sich geholt.«
    Da war nichts zu machen. Die Frau war verrückt.
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Phil.
    »Ich bin Evelyn Hardman, ich wohne hier bei meinem Vater Gordon Hardman.«
    Jetzt redete sie ganz vernünftig.
    »Wo ist der Tote?«, fragte mein Freund.
    Statt einer Antwort ging sie zur Treppe. Wir folgten der Frau und gelangten in den ersten Stock. Es roch muffig, und durch die Stille knisterten unheimliche Geräusche.
    »Hier ist es«, sagte Evelyn Hardman, blieb vor einer Tür stehen und fügte triumphierend hinzu: »Die Tür ist verschlossen.«
    »Woher wissen Sie denn dann, dass sich dahinter ein Toter befindet?«, fragte ich.
    »Ich weiß es. Die Weiße Frau hat ihn um Mitternacht geholt.«
    »Hören Sie mit Ihren Märchen auf.«
    »Es sind keine Märchen. Sie werden es ja sehen.«
    »Sind Sie sicher, dass sich in diesem Zimmerjemand befindet?«
    »Ja, Oliver Motley ist drin. Wir haben ihn oft genug gewarnt, aber er bestand darauf, heute Nacht in Isabells Zimmer zu bleiben, und zwar bis Mitternacht.«
    »Wer ist Oliver Motley?«, fragte Phil.
    »Ein Angestellter der Metropolitan Life Insurance Corp. Er läuft meiner Schwester Trixy nach. Er hat dieses Theater heute Abend nur gemacht, um ihr zu imponieren.«
    Ich ging zur Tür und klopfte.
    »Motley!«, rief ich. »Antworten Sie!«
    Nichts rührte sich.
    »Wir werden die Tür aufbrechen müssen«, sagte ich und bückte mich, um durchs Schlüsselloch zu spähen. Aber hinter der Tür war es stockfinster. Kurz entschlossen nahm ich die 38er heraus und jagte drei Kugeln in das Schloss. Als wir uns dann gegen die schwere Bohlentür warfen, gab die Tür so plötzlich nach, dass wir ins Zimmer taumelten.
    Ich fand den Lichtschalter und betätigte ihn. Eine Deckenleuchte flammte auf.
    Wir standen in einem großen Raum mit getäfelten Wänden. Es gab einen abgetretenen, von Motten zerfressenen Teppich.
    Am Fenster stand ein Spinnrad. In einer Ecke war ein breites Bett mit vier Säulen, die einen roten Plüschhimmel trugen. Über dieses Bett war eine verblichene und halb zerrissene Seidendecke gebreitet. In der Mitte des Zimmers befand sich ein schwerer Tisch. Darauf standen eine Flasche Whisky und ein halb gefülltes Glas.
    Um den Tisch standen drei Sessel und in einem hing ein Mann.
    Er war tot. Um seinen Hals schlang sich ein fingerdickes Seil. Es war im Nacken verknotet.
    ***
    Evelyn reckte sich, und ihr Zeigefinger wies auf den Toten.
    »Sie war es«, stöhnte sie. »Es ist Isabells Henkerstrick.«
    »Verrückt«, sagte Phil. »Wo ist hier das nächste Telefon?«
    »Nebenan im Zimmer, aber glauben Sie nicht, dass die Cops etwas finden werden. Isabell hat ihn geholt.«
    Mein Freund verschwand.
    »Wer ist außer Ihnen noch im
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