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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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sagte Lindsey. »Ich denke, das muss man ihm lassen.«
    »Wenn wir ihn doch nur dazu bringen könnten, seine Kräfte positiv zu nutzen«, sagte ich geistesabwesend und trank noch einen Schluck von meinem Sam Adams.
    »Du siehst traurig aus«, sagte sie.
    »Ich bin nur nachdenklich.«
    »Worüber denkst du nach?«
    »Ob ich traurig sein soll oder nicht.«
    »Immer noch der alte Ben.«
    Eine Zeit lang tranken wir schweigend.
    »Wir lassen uns scheiden«, sagte ich schließlich.
    »Oh!« Sie schien aufrichtig überrascht. »Ich wusste ja, dass ihr getrennt lebt, aber ich dachte, das sei nur ein zeitweiliger Knatsch. Dass ihr es wieder ausgebügelt hättet.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, obwohl ich es wusste. »Ich denke, das Ausbügeln war vielleicht der zeitweilige Knatsch.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie, und sie meinte es ehrlich.
    »Themawechsel, bitte«, sagte ich.
    »Wie läuft’s mit dem Schreiben?«, fragte sie. Falsches Thema.
    »Bei
Esquire
?«, fragte ich. »Gut.«
    »Schreibst du schon irgendwelche Features?«
    »Nein. Ich bin immer noch der Listenverfasser.« Listen, das war bei
Esquire
ein großes Thema.
7 lebensnotwendige Magenübungen, 10 kleine Pflegetipps für eine große Nacht. 30 Dinge, die Sie über Ihr Geld wissen sollten.
Bevor man zu den richtigen Artikeln aufsteigen durfte, musste man erst seine Zeit bei den Listen absitzen.
    »Und dein Roman?«
    »Hab ihn seit Monaten nicht angerührt.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Ich neige dazu, die Dinge auf die lange Bank zu schieben, aber lass uns davon irgendwann anders reden.«
    »Aha.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, während ich einen Eiswürfel zwischenmeinen Zähnen zermalmte. »Ich glaube, es ist der Protagonist. Er ist zu autobiographisch.«
    »Und das heißt?«
    »Ohne Motivation.«
    »Armer Ben«, sagte sie mitfühlend.
    »Arme Alison«, entgegnete ich.
    »Arme Lindsey«, sagte Lindsey. »Dreißig Jahre alt. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Allerdings«, sagte ich. »Ich bin selbst letzten Monat dreißig geworden.«
    Ihr Kiefer sackte überrascht ein wenig nach unten, und dann wandte sie sich mit einem traurigen Lächeln zu mir um und nahm meinen Kopf zwischen beide Hände. »O scheiße, Benny. Das hab ich total vergessen.« Sie beugte sich vor und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. »Alles Gute zum Geburtstag, Benny.«
    Der Kuss und der Spitzname ließen mich sechs Jahre zurückdenken, als Lindsey und ich noch zusammen waren. Es ist das grundlegende Prinzip der Gruppendynamik, dass kein Freundeskreis eine wirklich zusammenhängende Einheit bleiben kann, es sei denn, einige von ihnen sind auf irgendeine vertrackte Weise ineinander verliebt. Vertrackt, da sie, wenn die Sache einfach läge, als Paar verschwinden würden, was das Ende der Gruppe bedeuten würde. Da gab es Alisons unermüdliche und unerwiderte Liebe zu Jack, die vernünftigerweise als mütterliche Fürsorge kaschiert wurde, damit die Situation nicht ungemütlich wurde. Chuck war glücklich in sich selbst verliebt. Und dann war da meine Liebe zu Lindsey, die als simple Lust begonnen hatte, als wir auf dem College zunächst Freundschaft schlossen, die dann aber zu einer vollreifen, schmerzlich schönen Liebe aufblühte, die unausgesprochen blieb, bis wir das College abgeschlossen hatten. Wir wussten beide, dass sie da war, und wir wussten beide, dass wir beide es wussten. Es war so offensichtlich an der Art, wie sie mich zur Begrüßung oder zumAbschied küsste, wie sie es immer schaffte, genau meinen Mundwinkel zu treffen. Oder an der Tatsache, dass Lindsey und ich offenbar jedes Mal, wenn wir fünf gemeinsam ausgingen, nebeneinander saßen. Und ich war stets derjenige, der sie abends nach Hause brachte, obwohl Chucks Studentenbude näher lag. Und doch, trotz all dieser versteckten Hinweise, wollte keiner von uns beiden diese Liebe zu Collegezeiten wachsen lassen. Ich glaube, wir hatten Angst davor, dass wir uns gegenseitig nicht mehr haben würden, falls es mit uns nicht klappen sollte. Oder zumindest steckte diese Überlegung wohl bei ihr dahinter. Ich selbst wäre bereit gewesen, das Risiko einzugehen, wenn ich mir nicht so sicher gewesen wäre, dass sie mich sanft, aber entschieden zurückweisen würde. Ich habe es auf dem College mit den Mädchen nicht so wild getrieben wie Chuck und mit Sicherheit nicht so wild wie Jack, der bei den Mädchen gut und gern als Vorbedingung für eine Kursteilnahme hätte gelten können, ohne Witz. Aber ich arrangierte mich mit
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