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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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1

    J ack war ein Filmstar, was bedeutete, dass man ihm im Hinblick auf sein ungehobeltes Benehmen ein gewisses Maß an Freiheit zubilligte. Trotzdem, als er stoned und verschwitzt auf Lindseys Party anlässlich ihres dreißigsten Geburtstags aufkreuzte, dem übereifrigen Oberkellner mit der Faust auf die Nase schlug und sich in die eingetopften Gladiolen übergab, die im Torre’s die kniehohen Fensterbretter säumten, bevor er an unserem Tisch auf einem Stuhl bewusstlos in sich zusammensank, war niemand amüsiert. Lindsey nicht, die »Ach zum Teufel!« sagte und hinüber an die Bar ging, um sich noch einen Wodka geben zu lassen. Chuck nicht, der das Eis aus seinem und meinem Drink auf seine Serviette kippte und, während er leise auf Jack fluchte, in die Küche stürmte, um den Oberkellner zu verarzten. Alison nicht, die von ihrem Platz aufsprang und sich eifrig bemühte, Jack wiederzubeleben, indem sie ihm sanft das Gesicht tätschelte, einen nassen Lappen auf die Stirn legte und immer wieder eindringlich flehte: »O mein Gott, Jack, wach auf.« Und ich nicht, der ich – da ich mir nicht besser zu helfen wusste – vom Tisch aufstand und unter dem missbilligenden Schweigen gut gekleideter Dinnergäste an die Bar schritt, um Lindsey Gesellschaft zu leisten.
    Na ja, um ehrlich zu sein, irgendwie war ich schon amüsiert. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man im wirklichen Leben etwas Derartiges geboten bekommt.
    »Alles okay mit dir, Lindsey?«, fragte ich in genau dem Augenblick, in dem sie den Kopf zurückwarf und den Wodka hinunterkippte. Irgendwo im Hintergrund rieselte Musik – Yanni oder sonst irgendeine Musik, die unter Schlafmitteleinfluss steht – leise aus unsichtbaren Lautsprechern.
    »Im Vergleich zu anderen, würde ich sagen, es geht mir hervorragend«, sagte sie mit einem Blick in Jacks und Alisons Richtung. »So ein Arschloch.«
    »Noch zwei«, rief ich dem Barmann zu, dem es tatsächlich gelang, den Blick, mit dem er Lindsey unter den Augenbrauen hervor anstarrte, lange genug abzuwenden, um meiner Bitte nachzukommen.
    »Meinst du, es hat ihn jemand erkannt?«, fragte ich mit einem Blick ins Restaurant.
    »Und wenn schon.«
    »Auf dich, Geburtstagskind.« Wir stießen an und leerten die Gläser.
    »Ich glaube, die würden weitaus mehr dabei rausschlagen, wenn sie wüssten, wer er ist«, meinte Lindsey. »Schließlich bekommt man nicht alle Tage die Gelegenheit, zuzusehen, wie ein echter Filmstar sein Leben zerstört.«
    »Er kann von Glück reden, dass sie ihn nicht festgenommen haben.«
    »Die Nacht ist noch jung.«
    »Ich hoffe, dem Oberkellner ist nichts passiert«, sagte ich. Ich verzog das Gesicht bei dem Gedanken an den plötzlichen Faustschlag, an das knackende Geräusch, das zu hören war, als Jacks Faust und das Gesicht des Oberkellners aufeinanderprallten. Jacks Faust schläge hatten im Allgemeinen den Vorzug, von THX-Soundeffekten begleitet zu werden. Im wirklichen Leben verblüffte das Geräusch durch die fehlende Resonanz, wodurch noch weitaus mehr Gewalt in ihm zu stecken schien.
    »Wäre es Ihnen vielleicht möglich«, wandte sich Lindsey an den Barmann, »eine Zeit lang nicht auf meine Brüste zu starren?«
    Der Barmann, ein Typ in den Vierzigern mit einem Kropf und einem langen Schnauzer, stöhnte und entfernte sich rasch ans andere Ende der Bar. Er zog ein Geschirrtuch hervor und begann, peinlichgenau auf einem unsichtbaren Schmutzfleck herumzureiben. »Bist du sicher, dass mit dir alles okay ist?«, fragte ich.
    »Er hat sich nicht einmal bemüht, es unauffällig zu machen«, empörte sie sich.
    »Also ist es gar nicht die Tatsache, dass er dich angestarrt hat, die dich ärgert, sondern nur, wie schlampig er es ausgeführt hat.«
    »Ach, halt den Mund, Ben.«
    In diesem Augenblick kam Chuck aus der Küche zurück, die Stirn unter dem sich lichtenden Haar mit Schweißtropfen besprenkelt. »Du meine Güte, hier drin ist es vielleicht heiß.« Er bestellte sich ein Club-Soda auf Eis, was er immer trank, wenn er am nächsten Morgen operieren musste. Der Barmann bediente ihn, ohne Blickkontakt aufzunehmen, und zog sich dann rasch wieder ans andere Ende der Bar zurück.
    »Wie geht’s dem Oberkellner?«, fragte ich.
    »Er wird’s überleben. Er hat eine Quetschung auf dem Nasenrücken, und es wird ihm noch ein paar Tage wehtun, wenn er niesen muss. Ich hab ihm gesagt, ich geb telefonisch ein Rezept für ihn durch. Wie geht’s Hollywood?«
    Wir sahen alle hinüber zu dem
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