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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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Tisch, an dem Alison Jack inzwischen wiederbelebt hatte und ihm ein Glas Wasser einflößte, von dem das meiste in dunklen, feuchten Flecken auf seinem braunen Hemd endete. Die trübe Beleuchtung des Restaurants verlieh seiner ohnehin schon aschfahlen Gesichtsfarbe eine gelbsuchtartige Blässe, so dass er ausgezehrt und kränklich wirkte. »Er hat schon besser ausgesehen«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »O Mann, ich hab schon obdachlose Junkies zu Gesicht bekommen, die besser ausgesehen haben«, schnaubte Chuck verächtlich.
    »Erspar uns bitte grässliche Details aus deinem gesellschaftlichen Umgang.«
    »Hey, bleib cool«, sagte Chuck mit einem dämlichen Grinsen. Chuck hatte irgendwie die Phase verpasst, in der wir alle Anredefloskelnwie »O Mann« und »Hey, bleib cool« abgelegt hatten, und er hielt hartnäckig an diesen Anachronismen fest, als könnten sie seinen Haarausfall irgendwie verlangsamen.
    »Das ist ein hübsches Bild für die Boulevardpresse«, unterbrach uns Lindsey, die sich in diesem Augenblick wieder zur Bar umwandte. Die Lichtstrahlen der Restaurantbeleuchtung ließen ihre blonden Strähnchen hell aufschimmern, als sie den Kopf bewegte.
    »Ich denke, wir sollten ihn besser von hier wegschaffen«, sagte ich. »Wenn ihn irgendjemand erkennt, dann können wir uns das hier in
Entertainment Tonight
ansehen.«
    »Recht geschehen würde es ihm«, sagte Lindsey, während wir uns von der Bar erhoben.
    »Was hat man eigentlich davon, ein berühmter Filmstar zu sein, wenn einen niemand erkennt?«, brummte Chuck.
    »Sieh ihn dir bloß an«, sagte ich. »Selbst ich erkenn ihn kaum wieder.«
    Das stimmte. Jacks normalerweise hellblondes Haar war ein schmieriges, verfilztes Durcheinander über seiner Gucci-Sonnenbrille, und er trug einen Vier- oder Fünftagebart. Es fiel schwer zu glauben, dass das derselbe Mann war, dessen Gesicht (und Körper, immer der Körper) im Lauf der letzten Jahre auf jeder größeren Zeitschrift abgebildet war, derselbe Kerl, den Journalisten der Boulevardpresse auf abgedroschene Phrasen wie »Cooler Typ« und »Frauenschwarm« reduzierten. Doch sein verwahrlostes Erscheinungsbild an jenem Abend hätte keineswegs dazu beigetragen, an diesem Eindruck irgendetwas zu ändern. Wenn Jack ausging, sah er oft aus, als hätte er sich seit einer Woche nicht geduscht. Das war typisch Hollywood. Alle Stars benahmen sich in letzter Zeit genauso wie er, falls die heimlich aufgenommenen Schnappschüsse in
Entertainrnent Weekly
und
Movieline
als Indiz gelten konnten. Das war ihre Art zu sagen: »Selbst wenn ich beschissen aussehe, bin ich immer noch schön.« Was in Jacks Fall unbestreitbar stimmte. Sein eigentlichesWesen schien zwischen den Schmutzschichten hindurch – die perfekten grünen Augen, die schön geschwungenen Wangenknochen, die lässige, unbewusste Anmut, mit der er seinen schlanken Körper bewegte. Wenn man seinen besten Tag hatte, konnte man von Glück reden, wenn man so aussah wie Jack mit Pocken.
    Als wir uns dem Tisch näherten, wandte Alison den Blick ab, aber erst, nachdem ich schon bemerkt hatte, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ich stieß Lindsey in die Seite. »Geh mit ihr nach draußen.«
    Nachdem die Frauen gegangen waren, nahmen Chuck und ich rechts und links von Jack Platz, der inzwischen wieder aufrecht saß, mit verschleiertem Blick zwar, aber ansonsten offensichtlich nur leicht benommen. »Meinst du, wir können jetzt ohne weitere Zwischenfälle von hier verschwinden?«, fragte ich ihn.
    »Tut mir leid, Leute«, sagte Jack mit einem verlegenen Eine-Million-Dollar-Lächeln. Und dann, etwas besorgt: »Habe ich irgendjemanden erwischt?«
    »Du hast den Oberkellner k. o. geschlagen«, sagte ich.
    »Was hat er gemacht?«
    »Geblutet, hauptsächlich.«
    »Scheiße.« Er warf einen verächtlichen Blick auf seine Knöchel, als hätten sie ohne sein Zutun gehandelt. »Ich wusste, dass ich eigent lich zu fertig war, um noch hierher zu kommen, aber ich wollte doch unbedingt zu Lindseys Party.«
    »Auftrag ausgeführt, Mann«, sagte Chuck.
    »Scheiße, mein Kopf tut weh«, sagte Jack, lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen.
    Auf einmal beugte sich Chuck vor und drückte Jacks Nase mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Von Schmerz durchzuckt, schnellte Jack hoch und schlug Chucks Hand beiseite. »Arschloch!«
    »Ich dachte mir schon, das würde vielleicht wehtun«, sagte Chuck mit einer gewissen Genugtuung.
    »Kokain?«, fragte ich.
    »Eindeutig, Mann«, sagte Chuck.
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