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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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der Hand hielt. Jack wurde für die Hauptrolle in
Blue Angel
ausgewählt, wofür er nach Tarif bezahlt wurde, und er flog nach Hollywood, um mit der Vorproduktion zu beginnen.
Blue Angel
wurde der Überraschungserfolg des Jahres, und die Zunft salbte Jack zu Hollywoods kommendem großen Actionstar. Keiner von uns war wirklich überrascht, als er nicht mehr zurückkam, um seinen Abschluss zu machen.
    Einmal habe ich Jack gefragt, was er eigentlich für Pläne hatte, bevor er entdeckt wurde. »Was meinst du damit?«, fragte er mich.
    »Du hattest Soziologie als Hauptfach, was in etwa dasselbe ist wie Arbeitslosigkeit als Hauptfach«, sagte ich. »Was wolltest du denn nach dem College machen?«
    Er sah mich stirnrunzelnd an, offensichtlich völlig verblüfft von meiner Frage. »Ich weiß nicht«, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durch sein perfektes Haar. »Irgendwas wär’ mir schon eingefallen.«
    »Machst du dir denn nie Sorgen um deine Zukunft?«, fragte ich.
    Jack zuckte die Schultern. »Das hier ist die Zukunft«, sagte er.

    Als wir das Restaurant verließen, kotzte Jack, dem Magazin
People
zufolge, einer der »Fünfzig schönsten Menschen des Jahres 1999«, sich völlig voll, so dass Alison ihn in seine Limousine verfrachtete, umihn zurück zu seinem Hotel zu bringen, wobei sie uns – während er auf allen vieren hineinkletterte – beharrlich versicherte, dass wir nicht alle mitkommen mussten. Lindsey, Chuck und ich gingen zu Moe’s, einer Bar auf der Upper East Side, die Chuck kannte – eines jener Lokale, in denen der Fußboden jeden Abend sorgfältig mit Sägemehl bestreut wird, damit es nach einer echten Spelunke aussieht. Für einen Chirurgen kam Chuck mit Sicherheit viel herum. Er schien die meisten Frauen im Lokal zu kennen, und die Bardame, die aussah wie ein Supermodel, das seine besten Zeiten hinter sich gelassen hat, begrüßte ihn mit einem Küsschen. Jack war vielleicht der Filmstar, aber Chucks Leben war ein Film. Oder zumindest ein Werbespot für Bier.
    Während Chuck an der Bar ein paar Mädchen anquatschte, die kaum volljährig zu sein schienen, nahmen Lindsey und ich weiter hinten an einem Tisch Platz und bestellten uns ein paar Kamikazes und einen Krug Sam Adams. »Wie geht’s Alison?«, fragte ich. Ich musste brüllen, um mich über den Lärm der Jukebox hinweg verständlich zu machen, aus der einer dieser neuartigen Songs dröhnte, einer dieser nervenaufreibenden Ohrwürmer, die allmählich echte Musik im Radio ersetzen. Die Tatsache, dass ich mich selbst gelegentlich beim Mitsummen ertappte, verstärkte nur noch meine Abneigung gegen diese Musik.
    »Liebt ihn nach wie vor, wie gut auch immer das den beiden tun mag«, sagte sie, während sie Bier in die Plastikbecher goss. »Sie glaubt, er hat den kritischen Punkt erreicht.«
    »Und was meinst du?«
    »Ich weiß nicht. Er hat da vorhin schon ’ne ziemlich üble Show abgezogen, selbst für einen Filmstar.«
    Ich nickte zustimmend. »Er steckt auf jeden Fall tief in der Tinte.«
    Einen Augenblick lang tranken wir schweigend. »Wie geht’s Sarah?«, fragte sie.
    »Erkundigst du dich nach ihrer Gesundheit?«
    »Vergiss es. Entschuldige.«
    Ich sah hinüber an die Bar, wo sich Chuck mit einer Brünetten in einer ärmellosen Bluse köstlich amüsierte. Die Bluse war so eng, dass ich von meinem Platz aus die Konturen ihres Bauchnabels erkennen konnte. Das Licht warf einen schimmernden Glanz auf Chucks Kopf, genau über der Stelle, an der sein Haaransatz den täglichen Haarwuchsmittel-Angriffen nach wie vor standhielt. Er befand sich in einem verzweifelten Wettlauf mit seinem Haar, entschlossen, so viele Frauen wie möglich ins Bett zu bekommen, bevor es völlig verschwand.
    Ein paar Wochen zuvor war ich mit Chuck übers Wochenende nach Atlantic City gefahren, und einmal, als ich in unser Zimmer im Trump Casino Hotel kam, sah ich ihn, wie er, in ein Handtuch gewickelt, im Badezimmer vorm Spiegel stand und mithilfe einer Pipette eines dieser Wundermittel auf seine Kopfhaut auftrug. Es war, als sei ich unbeabsichtigt in ein äußerst privates Ritual gestolpert, wie in dieser einen Szene in
Das Imperium schlägt zurück
, in der der Officer in genau dem Augenblick auf Darth Vader trifft, in dem er seine Maske nicht aufhat. Chucks Haar, noch nass von der Dusche, stand in zackigen Stacheln senkrecht ab, und zwischen den vereinzelten kräftigen Strähnen schimmerte seine rosa Kopfhaut wie bloßgelegtes Gewebe hindurch. Er wandte sich mit
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