Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
hin und her schüttelte und mit den kleinen Mundwerkzeugen in alle möglichen Richtungen schnappte. Von der entgegengesetzten Seite kam eine Gruppe Krieger eilig auf sie zu, dem Anschein nach Zwerge.
    Die meisten trugen Imitationen von Rüstungen und waren in einer Weise geschminkt, die von komisch bis grotesk reichte. Sie schwenkten hell bemalte Holzschwerter und bildeten eine lockere Angriffsreihe. Die Kriegsrufe, die sie ausstießen, waren erstaunlich tief.
    Der Tonfall dieser Schreie war noch zu frisch in Kevins Erinnerung. »Das sind Wüstennomaden!«
    Als Mara nachgiebig nickte, erklärte Lujan: »Viele waren unsere Gefangenen, vermute ich.«
    Kevin wunderte sich, daß ein so stolzes Volk sich einer solch entwürdigenden Komödie hingeben konnte, und sann darüber nach, daß die Cho-ja, die ja eine verbündete fremde Rasse waren, ebenfalls an einem solch ehrlosen Spiel teilnahmen.
    »Keine Cho-ja«, verbesserte Lujan. »Dies sind Chu-ji-la aus den Wäldern nördlich von Silmani; sie sind kleiner und besitzen keine Intelligenz. Sie sind ganz und gar harmlos.«
    Die Zwerge und die Insektenwesen trafen in einem Aufprall von Schilden und Chitinpanzern aufeinander. Kevin war schnell klar, daß der Kampf harmlos war, da die stumpfen Holzschwerter die Panzerung der Chu-ji-la nicht durchdringen konnten, während die winzigen Mundwerkzeuge und die stumpfen Vorderglieder hm und her zuckten und zupackten, ohne jemals einen Zwerg zu verletzen.
    Das absurde Spektakel brachte die Menge zum Lachen und Jubeln, bis plötzlich alle unter dem Eindruck einer spürbaren Präsenz den Kopf von der Arena abwandten. Kevins Blick und der aller Anwesenden richtete sich wie magisch angezogen auf den Eingang neben der kaiserlichen Loge. Ein kleiner Mann in einer schwarzen Robe bahnte sich den Weg zu dem Platz, der für die Erhabenen reserviert war.
    «Milamber«, sagte Lujan.
    Kevin kniff die Augen zusammen, um den Landsmann besser erkennen zu können. »Der stammt aus dem Königreich?«
    Lujan zuckte mit den Schultern. »So geht das Gerücht. Er trägt den Bart eines Sklaven, und das genügt, um ihn als Barbaren zu erkennen.«
    Für einen Mann des Königreiches war er eher klein und insgesamt wenig bemerkenswert. Er nahm seinen Platz zwischen einem kräftigen und einem schlanken Erhabenen ein. Kevin durchzuckte das Gefühl, als hätte er ihn schon einmal gesehen. »Es ist etwas Vertrautes an dem Mann.«
    Mara wandte sich um. »War er ein Kamerad aus deiner Heimat?«
    »Dazu müßte ich ihn genauer sehen können … Mylady«
    Doch Mara gestattete ihm diese Freiheit nicht, da er zuviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, wenn er allein loszog.
    Wie alle, die Maras unmittelbarem Dienst unterstellt waren, wußte auch Truppenführer Kenji von dem Verhältnis zwischen dem Barbar und seiner Lady, doch ihre ungewohnte Vertraulichkeit bereitete ihm ein unangenehmes Gefühl. »Mylady, Euer Sklave sollte daran erinnert werden, daß, egal, was der Erhabene vorher gewesen ist, er jetzt im Dienst des Kaiserreiches steht.«
    Kevin fand seinen Ton ziemlich scharf, wie auch Maras schon gewesen war. Obwohl er wußte, daß ihre Haltung in der Öffentlichkeit notwendig war, schmerzte es ihn. »Nun, ich hätte einem solchen Verräter ohnehin nicht viel zu sagen.«
    Ein rascher Blick von Mara brachte ihn zum Schweigen, bevor seine Dreistigkeit eine Bestrafung herausfordern konnte, die notwendig werden würde, sollte ein Fremder etwas aufschnappen.
    Lautlos und scheinbar aus dem Nichts tauchte Arakasi plötzlich wieder auf; er verneigte sich und reichte seiner Herrin ein kühles Getränk. Dann murmelte er leise: »Die Shinzawai sind durch ihre Abwesenheit aufgefallen.« Er blickte sich um. Zufrieden, daß die Menge immer noch mit dem mysteriösen Erhabenen aus der anderen Welt beschäftigt war, fügte der Supai hinzu: »Es geht etwas sehr Merkwürdiges vor, Mylady Ich rate zu großer Vorsicht.«
    Mara blieb nach außen hin völlig ruhig und verbarg das leichte Zittern ihrer Lippen hinter dem Rand des Bechers. »Minwanabi?«
    Arakasi schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich glaube nicht. Desio ist draußen, noch in seiner Sänfte, und halb betrunken vom San-Wein. Ich gehe davon aus, daß er nüchtern wäre, wenn er eine Intrige planen würde.« Der Supai sah ungewöhnlich besorgt aus und blickte sich erneut nach unerwünschten Zuhörern um. Der Kampf zwischen den Zwergen und den Insektenwesen wurde heftiger. Arakasi nutzte den Lärm und tarnte die Bedeutung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher