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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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fort: »Ich ahne, was Lucifuge Rofocale uns sagen will. Der KAISER bekam Besuch von sich selbst aus der Zukunft, ja?«
    »Eine solche Begegnung ist unmöglich. Niemals darf ein Zeitreisender seinem früheren oder künftigen Ich persönlich gegenüber treten. Beide würden sich gegenseitig zerstören, auslöschen für alle Ewigkeit und damit die Grundfesten des Universums erschüttern.«
    »Ich bin erschüttert«, keifte Lykandomus höhnisch. »Zeitreisen! Welche Narretei! So etwas ist völlig unmöglich.«
    »Merlin beherrschte sie schon perfekt, noch ehe er die Seiten wechselte und uns den Rücken kehrte«, sagte Asmodis schroff. »Wenn hier einer ein Narr ist, dann bist du es, Lykandomus. Nur weil es nicht in deinen Verstand passt, muss es nicht gleich unmöglich sein. Habt ihr Merlins Ringe vergessen? Den blauen, der in die Zukunft führt, und den roten für die Vergangenheit?«
    »Sprich in diesen Hallen nie wieder von Merlin, dem Verräter«, fuhr Lucifuge Rofocale ihn an. »Aber du hast Recht, er beherrscht die Wege durch die Zeit wie kaum ein anderer, dein Bruder aus fernen Tagen. Und doch waren seine Ringe nicht im Spiel. Der KAISER fand einen anderen Weg. Er sandte aus der Zukunft heraus ein Bild und eine Warnung. Dieser Mensch, dieser Auserwählte , bringt uns dermaßen viele empfindliche Niederlagen bei, dass wir eines Tages wehrlose Opfer jener werden, die uns dann überrennen und vielleicht sogar auslöschen. Nicht die Menschen; dafür sind sie zu schwach und untereinander zu zerstritten. Nein, es sind andere Mächte, die uns bedrängen werden und unserer Vorherrschaft berauben wollen, und wir werden zu schwach sein, uns gegen sie zu wehren, wenn wir diesen Mann so groß werden lassen, wie er es in der Zukunft geworden ist.«
    »Also eine tatsächlich feststehende Zukunft?« Asmodis klang skeptisch.
    »So ist es«, sagte Lucifuge Rofocale. »Die Warnimg des KAISERS aus der Zukunft stammt aus einer Zeit, in der es selbst mich nicht mehr geben wird. Wenn ihr auf lange Sicht überleben wollt, wenn wir unsere Macht behalten wollen, muss dieser Auserwählte getötet werden. Je früher, desto besser.«
    »Wer ist dieser Mensch?«, fragte Astaroth.
    »Professor Zamorra.«
    Lucifuge Rofocale machte eine Handbewegung. Feuer floss durch glühende Kanäle, und der Chor der brennenden Seelen ließ die Lieder der Qualen anschwellen zu ungeahnter Lautstärke. Versonnen lauschte Satans Ministerpräsident den Klängen.

               2. Zwischen Wahn und Wirklichkeit

 
    Château Montagne, Frankreich, südliches Loire-Tal
    Montag, 8. Juli 2002
     
    Ein eigenartiges Schwindelgefühl erfasste den hochgewachsenen, dunkelblonden Mann. Für einen Moment hatte er den Eindruck, als gehöre er überhaupt nicht in diese Welt. Etwas war falsch. Er war falsch!
    Seine Umgebung sah völlig anders aus als er es gewohnt war. Der hufeisenförmig geschwungene Arbeitstisch mit den Computerterminals, das große Panoramafenster … verschwunden. Stattdessen ein verstaubter alter Stuhl, ein ebenso verstaubter Tisch, ein leerer Blumentopf auf einer schmalen Fensterbank …
    Aber die wirkliche Einrichtung schimmerte durch. Und plötzlich war sie wieder da, und der Mann fühlte sich wieder im Einklang mit seiner Umgebung.
    Verwundert schüttelte er den Kopf. Was war das eben gewesen? Realitätsverlust? Tagtraum? Aber er neigte weder zum einen noch zum anderen.
    Er sicherte seine Arbeit, schaltete den Rechner auf Stand-by und trat ans Fenster. Es reichte von der Zimmerdecke bis zum Fußboden und war mehr als drei Meter breit. Wer nicht schwindelfrei war, riskierte es kaum, bis an die Verglasung heranzutreten. Das Fenster eröffnete einen prachtvollen Ausblick über das Loire-Tal.
    Von außen war es als solches nicht zu erkennen. Eine spezielle Farbbeschichtung ließ es wie eines der normalen kleinen Turmfenster erscheinen, umgeben von Mauerwerk. So passte es harmonisch in die Fassade des uralten Châteaus.
    Professor Zamorra sah über das Tal. Die grünen Hügel, die Wälder, unten am silbrigen Band der hier noch schmalen Loire das kleine Dorf … Das war sein Zuhause. Es war es nicht immer gewesen. Er war ein Weltenbummler, ein Franzose mit teilweise spanischen Vorfahren und einem US-amerikanischen Zweitpass. Er hatte in Deutschland und den USA studiert; in Freiburg bei dem unvergessenen Professor Hans Bender Parapsychologie, danach in Berkeley, Kalifornien, an der Harvard-University in Boston, auch in New York … und er hatte
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