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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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an der Harvard und in New York gelehrt, und in Paris an der Sorbonne. Heute hielt er nur noch Gastvorlesungen überall auf der Welt; eine Festanstellung an einer Hochschule wollte er nicht mehr. Er fühlte sich dadurch zu eingeengt. Wenn er ein ganzes Semester lang auf Vorlesungen und Seminare fixiert war, konnte er nicht zwischendurch mal für eine oder zwei oder drei Wochen verschwinden, um seiner Berufung zu folgen, dem ständigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Eine Gastvorlesung notfalls abzusagen, war schon eine leichtere Übung …
    Damals, als er Château Montagne von seinem Onkel Louis erbte und sich hier in Frankreich wieder ansässig machte, hatte er auch ein magisches Amulett geerbt, und dieses Vermächtnis hatte sein Leben weitestgehend verändert. Der stets unkonventionelle Gelehrte war zum stets unkonventionellen Jäger geworden.
    Er hatte gesehen, was vielen Menschen auf ewig verborgen blieb. Er kannte den sagenhaften Zauberer Merlin, er war in die Vergangenheit gereist, er hatte fremde Welten betreten, er war mit Raumschiffen von Stern zu Stern geflogen – Dinge, die die »exakte Wissenschaft« standhaft bestritt und die dennoch möglich waren. Er war in der Hölle gewesen und aus ihr wieder zurückgekehrt, und wie viele Menschen er schon vor den gierigen Klauen seelenhungriger Dämonen und Teufel bewahrt hatte, konnte er längst nicht mehr zählen.
    Rund 28 Jahre war es jetzt her, seit er seinen Fuß ins Château Montagne gesetzt hatte und seitdem seiner Bestimmung folgte. 28 lange Jahre – und er sah um keinen Tag älter aus als damals.
    Er war einer der wenigen Unsterblichen. Er hatte vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken. Seither alterte er nicht mehr. Nur durch Gewaltanwendung konnte er noch sterben.
    Und seine Gegner setzten stets alles daran, genau dafür zu sorgen …
    Château Montagne, sein Zuhause … dabei war er doch so selten hier, war meist irgendwo in der Welt unterwegs, oder in anderen Welten … aber er liebte es, von seinem Büro aus durch das große Panoramafenster über das Tal zu schauen, er liebte es, mit den Menschen im Dorf zusammenzusitzen. Er kam immer wieder gern hierher zurück.
    Du bist tot , raunte eine Stimme in ihm.
    Er zuckte zusammen. Lauschte in sich hinein. Aber die Stimme machte sich nicht wieder bemerkbar.
    »Sieht so aus, als wäre ich ein wenig überreizt«, murmelte er im Selbstgespräch. Vielleicht sollte er mal schauen, wer unten im Dorf in der besten, weil einzigen Kneipe anwesend war. Das würde ihn auf andere Gedanken bringen.
    Er wandte sich vom Fenster ab und verließ das Arbeitszimmer.
    Auf dem Gang stoppte er verblüfft.
    Ein Mann kam ihm entgegen, mit dessen Anwesenheit er hier niemals gerechnet hätte. André Goadec!
    »Was treibt denn dich hierher?«, entfuhr es Zamorra.
    »Wer sind Sie?«, fragte Goadec zurück.
    »He!«, sagte Zamorra. »Willst du mich verkaspern, André?« Goadec war der größte Weinbergpächter des Dorfes, und seine ertragreichsten Weinberge lagen auf Montagne-Land. Sie waren eine der größeren und beständigen Einnahmequellen des Professors, zudem gab es das Deputat, das jährlich anstand und Zamorras Weinkeller immer wieder mit besten Weinen aus sonnigster Hanglage auffüllte.
    »Wer sind Sie, Monsieur?«, drängte Goadec erneut. »Ich werde die Polizei rufen!«
    »Viel Spaß dabei«, wünschte Zamorra. »Komm, lass den Unsinn.«
    Im nächsten Moment war der Korridor vor ihm leer. André Goadec war verschwunden wie ein Schatten, den helles Licht trifft.
    »André?«
    Zamorra sah sich um. »André? Wie hast du das gemacht? Guter Trick, aber nun ist der Spaß zu Ende!«
    Trotzdem gab es keine Spur und keine Antwort.
    Kopfschüttelnd ging Zamorra ein paar Schritte weiter.
    Aus einem der Zimmer trat seine Lebensgefährtin Nicole Duval hervor, zugleich Sekretärin und Kampfpartnerin. »Was ist los? Führst du Selbstgespräche?«
    »Werde ich verrückt?«, hielt er dagegen. »Gerade war André hier. Löste sich in Luft auf.«
    »Goadec?«
    »Ja.«
    »William hätte ihn doch anmelden müssen.«
    »Ich sagte, er löste sich in Luft auf.«
    »Habe ich gehört. Du bist etwas überdreht, mon cher «, vermutete Nicole. »Die letzten Tage und Wochen waren etwas anstrengend. Wir brauchen Abwechslung.«
    »Und deshalb fahren wir jetzt zum Teufel!«, beschloss Zamorra.
     
     
    Während sie ins Dorf hinab fuhren, erzählte Zamorra von seinem Erlebnis. Zuerst das eigenartige Gefühl, nicht hierher zu gehören, fremd zu sein,
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