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Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
Autoren: Lisa Capelli
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Eine schwere Entscheidung
    In vollem Galopp preschte der pechschwarze, feurige Araberhengst mit dem kleinen weißen Keilstern auf der Stirn über den hellen Wüstensand. Seine seidige dunkle Mähne und der hoch aufgestellte Schweif wehten im Wind. Unbarmherzig brannte die Sonne vom blauen, wolkenlosen Himmel. Annit Georgi genoss den rasanten Ritt auf dem Rücken ihres Pferdes und hoffte, die quälenden Gedanken aus ihrem Kopf dabei vertreiben zu können.
    Gerade erst hatte sie entschieden, noch eine Weile bei dem Beduinenstamm der Beni Sharqi hier in der Wüste Syriens zu bleiben. Das Dorf, in dem sie so viele Rätsel um ihr magisches Pferd Silberstern und seine Vorfahren gelöst hatte, war inzwischen fast wie eine zweite Heimat für sie geworden.
    Doch nun war dieser Brief gekommen. Aus Deutschland. Aus Südholzen. Von ihren Adoptiveltern. Ganz überraschend und mit beunruhigenden Neuigkeiten. Annit kannte den Brieftext inzwischen auswendig. „Liebe Annit, hoffentlich geht es Dir gut in dem fremden Land! Bei uns sieht es leider nicht so rosig aus. Dein Vater und ich, wir sind zwar beide gesund, aber um den Bauernhof steht es finanziell nicht allzu gut. Vermutlich werden wir ihn schon bald aufgeben müssen, und wenn Du irgendwann nach Südholzen zurückkommst, wohnen wir vielleicht nicht mehr hier.“ Annit schluckte und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. „Alles, was wir über Jahre hin weg aufgebaut haben, wäre dann verloren - und Du hättest kein Elternhaus mehr. Es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, damit sich alles noch zum Guten wendet und wir den Hof nicht verkaufen müssen. Liebe Annit, ich will Dich mit dieser Nachricht nicht beunruhigen. Doch ich musste mir den Kummer von der Seele schreiben. Und ich fand, dass ich Dir die Wahrheit schuldig bin. Schon einmal habe ich unverzeihlich lange damit gewartet, Dir die Wahrheit zu sagen. Diesen Fehler will ich nicht ein zwei tes Mal machen. In Liebe, Deine Mutter.“
    Mein geliebtes Südholzen! Jetzt flossen die dicken Tränen ungebremst, wurden aber auf halbem Weg über Annits Wangen vom Wind weggepustet. Annit sah den Bauernhof vor sich. Das wunderschöne, große Wohnhaus mit dem aus Holz gezimmerten Obergeschoss und dem hölzernen Balkon rundherum. Den weiten Garten mit den vielen alten Apfelbäumen, aus deren Früchten ihre Adoptivmutter den allerbesten Apfelkuchen der Welt backen konnte. Den Kuhstall, die Scheune, das kleine Gehege für die gackernden Hühner, die Blumenwiese und die weiten Getreide- und Kartoffelfelder. Es war doch alles gut, als ich wegging! Okay, so richtig super lief es mit der Landwirtschaft noch nie, aber wir sind doch immer einigermaßen über die Runden gekommen! Was ist da inzwischen nur passiert? Wieso läuft’s nicht mehr?
    Annit trieb den schwarzen Hengst weiter an - so, als könne sie vor ihren Erinnerungen davongaloppieren. Tatsächlich verblassten die Bilder aus Südholzen ein wenig, doch darüber schoben sich andere. Das Beduinendorf der Beni Sharqi hier in der Wüste, das aus zahlreichen Zelten bestand. Die Oase, überragt von üppigen Dattelpalmen, mit dem kleinen See. Das Lächeln des stolzen Stammesfürsten, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie noch bei den Beni Sharqi bleiben wolle. Das Gesicht des Beduinenmädchens Alisha, als die ihr sagte, sie habe das Herz einer Beduinin. Die blutroten Sonnenaufgänge in der Wüste. Der lustige Yussuf, der immer zu einem Spaß aufgelegt war. Und die schöne mondhelle Araberstute Falak, Silbersterns Großmutter, die nach langer Zeit endlich zu dem Beduinenstamm zurückgekehrt war. „Hüa, Silberstern! Lauf schneller, hüa!“, feuerte sie ihr geliebtes Pferd an.
    Silberstern galoppierte noch schneller, er flog geradezu über den Wüstensand. Genauso schnell flogen die Gedanken durch Annits Kopf. Was soll ich nur tun? ... Gar nichts? Einfach hierbleiben und den Brief ignorieren? Kann ich das? Mei nen Eltern geht es schlecht, eigentlich müsste ich ihnen helfen. Auch wenn ... Nein! Annit schüttelte den Kopf. Das ist vorbei, vergeben und vergessen! Wahrscheinlich konnten sie damals gar nicht anders handeln...
    Tief in Gedanken versunken, zog Annit die Zügel an und ließ Silberstern zunächst in den Trab, dann in den Schritt fallen. Einige Zeit ritt sie so - gemächlich und grübelnd - vor sich hin, schließlich stoppte sie ganz und schwang sich vom Rücken des Pferdes. Ich muss ein wenig spazieren gehen, vielleicht lenkt mich das ein bisschen ab. Langsam bewegte sich
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