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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst!
Autoren: Tim Bowler
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um und fauche sie an.
    Â»Wer von euch will zuerst sterben?«
    Sie bleiben stehen. Nun kann ich ihre Gesichter deutlich erkennen. Sie lachen.
    Â»Hast du dein Messer dabei?«, fragt Lenny spöttisch.
    Â»Ja.«
    Â»Dann lass es mal sehen.«
    Ich stecke eine Hand in die Manteltasche. Die Kerle beobachten mich mit einem Anflug von Nervosität, der aber schnell vorbei ist. Irgendwas sagt mir, dass sie wissen, dass ich kein Messer habe. Der Dicke grinst.
    Â»Du hat es wohl liegen lassen, Kleiner.«
    Ich ziehe die Hand wieder aus der Tasche. Lenny grinst, dann zückt er ein Messer. Und der Dicke zieht eine Knarre.
    Â»Es ist Zeit, nach Hause zu kommen, Kleiner«, sagt Lenny.
    Â»Du kannst mich mal!«
    Ich drehe mich um und laufe in den großen Raum. Die Kerle folgen mir in aller Ruhe. Ich erreiche die gegenüberliegende Wand, taste mich an ihr entlang und beobachte die beiden dabei genau. Sie folgen mir jetzt nur noch mit den Augen. Der Dicke deutet mit seiner Knarre zum Eingang.
    Â»Da lang, Kleiner. Du läufst in die falsche Richtung.«
    Â»Leck mich, Fettsack!«
    Ich sehe, dass er zusammenzuckt. Ich taste mich weiter an der Wand entlang, immer näher zur Balkontür. Lenny schüttelt den Kopf.
    Â»Da geht’s nicht raus.«
    Ich ignoriere ihn und bewege mich langsam weiter.
    Â»Ich habe das Spielchen allmählich satt«, sagt der Dicke.
    Â»Dann verpiss dich doch, Fettsack.«
    Er zuckt wieder zusammen und hebt die Knarre. Ich schneide ihm eine Grimasse.
    Â»Du kannst mich eh nicht umbringen, Fettsack. Das darfst du gar nicht. Du hast die Anweisung, mich lebendig abzuliefern.«
    Â»Ich mache mit dir, was ich will«, knurrt der Dicke.
    Â»Zuerst musst du mich kriegen, Lahmarsch.«
    Er macht einen Satz nach vorn, aber ich flitze nach links, raus auf den Balkon. Der Mond scheint hell auf ihn herab. Und unten sehe ich wieder die Lichter der Stadt funkeln. Ich bewege mich seitlich am Geländer entlang zum vorderen Rand des Balkons, und beobachte die Türöffnung.
    Die Dicke erscheint als Erster, gefolgt von Lenny.
    Aber die beiden sind noch nicht nahe genug beisammen. Ich brauche sie dicht nebeneinander, nicht hintereinander. Der Dicke bleibt stehen und schaut zu mir rüber. Ich lehne mit dem Rücken am Geländer des Balkons und die beiden stehen immer noch in der Türöffnung. Das helle Mondlicht auf ihren Gesichtern lässt sie wie Geister aussehen.
    Ich beobachte Lenny. Er ist immer noch hinter dem Dicken. Ich muss ihn vorlocken. Ich brauche die beiden dicht nebeneinander.
    Â»Du hast keine Ahnung, wie man ein Messer hält, was, Lenny?«, sage ich spöttisch.
    Er strafft sich. Ich spucke auf den Boden des Balkons.
    Â»Du bist nur ein bezahlter Schläger. Du hast keinen Grips, keine Klasse.«
    Er macht einen Schritt nach vorn, neben den Dicken. Gut. Jetzt ist der richtige Augenblick, Bigeyes. Ich beuge mich vor und verhöhne die beiden.
    Â»Ihr seid nur armseliger Abschaum, alle beide! Ihr könnt mich nicht umbringen, weil ihr den Auftrag habt, mich lebendig abzuliefern. Aber nicht einmal das schafft ihr.« Ich zeige ihnen den Stinkefinger. »Denn ihr seid dumm wie Bohnenstroh!«
    Ohne ein Wort stürmen sie auf mich zu.
    Zusammen.
    Ich packe das Geländer und klammere mich daran fest. Es passiert so schnell, dass ich gar keine Zeit zum Denken habe. Ich höre das Krachen von berstendem Holz und spüre, wie das Geländer bebt. Der Rahmen des Balkons hält, aber der Boden gibt nach, und plötzlich sind beide verschwunden, als hätte das Mondlicht sie verschluckt.
    Ich hänge da und horche. Kein Laut von den beiden, nicht mal ein Schrei. Nur eine beklemmende Stille.
    Und einen Augenblick später von unten der dumpfe Aufprall.
    Etwa achthundert Meter vom Haus des alten Professors entfernt geht dem Van der Sprit aus. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit komme. Ich lenke den Wagen an den Straßenrand und lasse mich in den Fahrersitz sinken.
    Ich kann nicht aufhören zu zittern. Mein Körper ist verspannt wie noch nie. Nicht wegen der beiden Mistkerle. Die sind mir scheißegal. Ich habe nicht mal nach ihren Leichen geschaut. Es ist wegen all des anderen Zeugs in meinem Kopf. Ich muss nachdenken, Bigeyes.
    Ich muss mich entscheiden.
    Sonst verliere ich noch den Verstand. Mir schwirrt der Kopf vor Gedanken und Gefühlen. Ich kann nicht fassen, dass mich auf dem Weg hierher niemand angehalten
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