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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst!
Autoren: Tim Bowler
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mich um. Es scheint alles okay zu sein.
    Warum zittere ich dann immer noch?
    Ich bleibe stehen und horche. Kein Laut. Nur in der Ferne wieder das leise Heulen der Sirenen, die hoffentlich nichts mit mir zu tun haben. Ich checke noch mal das Haus ab. Es wirkt immer noch okay, aber ich zittere immer heftiger. Ich weiß nicht, warum.
    Ich gehe seitlich ums Haus rum, bleibe an der Hintertür stehen und horche wieder. Es ist immer noch still. Ich teste den Türgriff. Niemand hat die Tür abgeschlossen, seit ich weggegangen bin. Ich öffne sie, gehe rein und ziehe sie hinter mir zu. Stille im ganzen Haus. Plötzlich überkommt mich ein ungutes Gefühl.
    Hier stimmt was nicht. Frag mich nicht, wie ich das weiß. Ich weiß es einfach. Ich brauche nichts zu sehen. Ich spüre es wie plötzlichen Frost. Am liebsten würde ich einfach wegrennen. Aber ich weiß, dass ich nachsehen muss, was los ist. Selbst wenn das eine Falle ist, ich muss es für Jaz tun.
    Ich schleiche den Flur runter, spähe ins Wohnzimmer, in die Küche und ins Esszimmer. Im Erdgeschoss ist niemand. Ich bleibe stehen und hole tief Luft. Dann laufe ich leise den Flur zurück und die Treppe rauf. Oben ist es auch zu ruhig. Niemand im Treppenhaus. Niemand in den Schlafzimmern. Niemand im Klo oder im Badezimmer. Mir ist jetzt total mulmig. Denn ich sage dir, Bigeyes, ich wittere Unheil. Und ich habe Angst um Jaz.
    Jetzt ist nur noch ein Raum übrig. Das Arbeitszimmer des alten Professors am Ende des Flurs. Früher bin ich da reingegangen, um zu lesen. Ich habe mich an seinen großen alten Schreibtisch gesetzt, seine Bücher über Descartes, Kant, Sartre und andere Geistesgrößen rausgezogen und versucht, sie zu verstehen.
    Was erwartet mich jetzt in diesem Zimmer?
    Ich schleiche rüber, den Blick auf die Tür gerichtet. Sie ist zu. Ich bleibe vor ihr stehen, warte und horche. Kein Laut von drinnen, jedenfalls kann ich nichts hören. Ich blicke zu Boden.
    Da rinnt Blut aus dem Zimmer.
    Ich mache einen Schritt rückwärts, trete die Tür auf und stürme rein. Dig hockt zusammengesackt an der Wand. Sein eigenes Messer steckt in ihm. Sonst ist niemand da. Ich laufe zu ihm rüber und knie mich neben ihn hin. Aber ich kann nichts mehr für ihn tun. Er ist tot. Dann höre ich es.
    Ein kurzes Wimmern, ganz in der Nähe. Ich kann niemanden entdecken. Wieder das Wimmern. Und dann sehe ich sie unter dem Schreibtisch kauern.
    Â»Bex!«
    Sie kommt nicht raus, sondern kauert sich nur noch mehr zusammen.
    Â»Bex.«
    Sie bleibt, wo sie ist. Jetzt stöhnt sie. Ich beuge mich runter und streichle ihren Arm. Sie wendet mir das Gesicht zu, aber ihre Augen sind fast zu.
    Â»Was ist passiert, Bex?«
    Sie antwortet nicht. Ich glaube, sie hat mich gar nicht gehört. Aber ich irre mich. Plötzlich starrt sie mich an und murmelt.
    Â»Xen hat sich so komisch benommen. Sie hat mit niemandem geredet. Ist nur im Haus rumgelaufen und hat ständig ihr Handy gecheckt. Und dann … dann …«
    Â»Was?«
    Â»Es ging alles so schnell. Riff hat die Treppe raufgerufen, dass Xen abgehauen sei. Er sagte, sie sei durch ein Fenster rausgestiegen, über den Zaun geklettert und über die Wiese davongelaufen. Und er habe draußen mehrere Typen gesehen. Ein paar würden am Ende des Weges rumlungern, bei den Bäumen, hinter denen wir die Autos versteckt hatten, und einige würden aufs Haus zukommen.«
    Bex fröstelt.
    Â»Ich und Dig … wir hatten keine Chance. Die anderen waren alle wieder unten, aber wir waren hier oben. Wir hatten uns gerade wieder angezogen. Und Jaz …«
    Â»Was?« Ich packe Bex an der Schulter. »Was ist mit Jaz?«
    Â»Sie hatte uns gesucht und war nach oben gekommen. Ich war mit ihr oben an der Treppe und habe sie geknuddelt. Im nächsten Augenblick kamen die Typen reingestürmt. Große, starke Kerle, mit denen wir es nicht aufnehmen konnten.«
    Ich hole tief Luft.
    Â»Was ist passiert?«
    Sie antwortet nicht.
    Â»Bex! Was ist passiert?«
    Sie fröstelt wieder.
    Â»Dig hat zu den anderen runtergebrüllt, dass sie sich trennen sollen. Ich weiß nicht, ob sie entkommen sind, aber ich glaube schon. Ich habe gehört, wie sie unten durch die Fenster rausgeklettert und zum Zaun rübergelaufen sind, so wie Xen. Und die Kerle, die im Haus waren, haben sie nicht verfolgt. Sie haben mich und Jaz auf dem Treppenabsatz entdeckt und sind
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