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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst!
Autoren: Tim Bowler
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mich hören.
    Ja, Bigeyes, sie sollen mich hören. Sie sollen wissen, wo ich bin.
    Denn ich werde dieses Katz-und-Maus-Spiel jetzt beenden.
    Immer weiter rauf, von einem Stockwerk ins nächste. Es sind insgesamt acht und wir müssen ganz hoch. Die beiden stampfen mir immer noch hinterher, aber ich muss taktieren, wie vorhin. Ich muss dafür sorgen, dass sie mich gemeinsam finden. Wenn der Dicke zurückbleibt, weil er fertig ist, klappt es nicht.
    Vielleicht klappt es auch so nicht.
    Ich setze alles auf eine Karte.
    Ich laufe weiter und horche. Leichtere Schritte sind nah hinter mir und schwere Schritte weiter unten. Der Dicke bekommt allmählich Probleme. Ich muss nachdenken, Bigeyes. Ich muss dafür sorgen, dass der Dicke Lenny einholt. Aber hier schaffe ich das nicht.
    Lenny ist mir zu nahe. Wenn ich hier stehen bleibe, erwischt er mich.
    Weiter rauf. Inzwischen keuche ich. Ich bin auch fertig. Und mein Kopf ist blockiert, denn ich sehe ständig Marys Gesicht vor mir, und das von Jaz. Und auch das der lieben Becky, die gestorben ist. Sie beobachten mich alle drei, während ich weiter die Treppe rauflaufe.
    Vierter Stock, fünfter Stock, sechster Stock. Lenny ist immer noch hinter mir, doch der Dicke ist still geworden. Das hätte ich mir denken können. Jetzt habe ich den Schlamassel. Aber ich kann trotzdem nicht stehen bleiben. Ich muss weiter raufsteigen.
    Der Dicke hat sich wieder in Bewegung gesetzt. Ich kann ihn hören. Ich schätze, er ist zwei Stockwerke weiter unten. Ich muss mir Lenny eine Weile vom Hals halten, bis der Dicke ihn einholt.
    Siebter Stock.
    Ich schaue mich um. Hinter mir immer noch polternde Schritte, vor mir die Treppe ins oberste Stockwerk, rechts ein Korridor. Ich schaue mich wieder um. Keine Zeit zu verlieren. Ich muss weiter rauflaufen. Und wenn Lenny alleine da hochkommt, muss ich mich irgendwie von ihm fernhalten, bis der Dicke zu ihm stößt.
    Die Treppe rauf, jetzt so leise, wie ich kann. Ich erreiche das oberste Stockwerk und schleiche langsam einen Korridor runter. Zimmer auf beiden Seiten. Nirgendwo Türen. Die sind schon vor langer Zeit eingetreten worden. Nur das Mauerwerk ist noch übrig. Dunkle stinkende Räume, deren Wände mit Farbe besprüht sind. Es ist, als würde man durch den Kopf eines Toten laufen.
    Und vielleicht tue ich das ja.
    Hinter mir ist es ruhig geworden. Das ist gut. Denn das bedeutet, dass Lenny sich unsicher ist und überlegen muss. Das gibt dem Dicken Zeit, ihn zu erreichen. Ich schleiche weiter. Ich weiß genau, wo ich hinwill. In das Zimmer am Ende des Korridors. Das war einst das beste Zimmer im ganzen Gebäude.
    Aber jetzt würde dort niemand mehr wohnen wollen.
    Ich höre wieder Schritte – von zwei Paar Füßen. Die beiden kommen zusammen die Treppe rauf. Sehr gut. Jetzt müssen sie mich finden. Ich bleibe stehen und schaue mich um. Ich bin nun in der Mitte des Korridors. In ein paar Sekunden werden sie im Eingang der Wohnung erscheinen.
    Dann werden sie mich sehen und das sollen sie auch. Aber ich zittere, Bigeyes. Ich schwitze Blut und Wasser und ich zittere. Denn jetzt heißt es: sie oder ich.
    Da sind sie. Im Eingang. Lenny und der Dicke. In der Dunkelheit kann ich ihre Gesichter nicht sehen, aber ich erkenne sie an der Kopfform. Wie wandelnde Schatten bewegen sie sich den Korridor entlang.
    Ich stehe da, beobachte sie und überlege. Ich muss es richtig machen. Wenn ich es vermassele, ist es vorbei. Ich blicke nach rechts und nach links, als würde ich die Räume abchecken. Dann schaue ich wieder zu den beiden nach vorn. Sie nähern sich langsam und selbstsicher. Ich checke nochmal die Räume ab.
    Dann drehe ich mich um und renne los.
    Auf das Zimmer am Ende des Korridors zu.
    Es hört sich nicht so an, als würden die beiden nun auch rennen. Sie lassen sich Zeit. Es besteht kein Grund mehr zur Eile. Sie wissen, dass ich nicht rauskomme. Ich bleibe stehen und spähe in die anderen Räume. Dann blicke ich über die Schulter. Die Kerle sind jetzt näher, viel näher. Sie sind schneller geworden. Weißt du, warum, Bigeyes?
    Weil sie es nicht erwarten können, darum.
    Und ich auch nicht. Ich renne weiter, zu dem Zimmer am Ende des Korridors, und bleibe im offenen Eingang stehen. Ein Lichtschein dringt aus dem Zimmer. Er kommt vom Mond und fällt durch die Türöffnung rein, in der früher die Balkontür war.
    Ich drehe mich wieder zu den beiden
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