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Zehnmall Männerliebe

Zehnmall Männerliebe

Titel: Zehnmall Männerliebe
Autoren: Sissi Kaipurgay
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schleicht sich hinter Herrchens Beinen hervor und springt mich unvermittelt an. Die nasse Zunge schleckert über meinen Schritt und schon hat der Typ das Tier am Nacken gepackt.
    „Verdammt, du sollst die Eier fremder Leute in Ruhe lassen“, raunt er dem Köter ins Ohr. „Hier, schnüffle an deinen eigenen.“ Er presst bei diesen Worten den Hund mit der Schnauze in dessen eigenen Genitalbereich.
    Reinhard schnüffelt und scheint sich zusehends für die eigenen kleinen, pelzigen Hoden zu interessieren. Ich beobachte ihn einen Moment und als das Tier mit der Zunge über die kuschligen Klöten leckt, zieht es in meiner Körpermitte, obwohl ich NICHT pervers bin. Nein, ich habe weder eine Arktophilie noch eine Zoophilie. Jedenfalls glaube ich das, da mich weder ein Teddy noch ein Meerschweinchen sexuell erregt. Die Reaktion hier – sie könnte mit dem Mann zusammenhängen, der die Bewegung in meiner Jeans interessiert verfolgt.
    „Sie ... stehen auf Tiere?“, fragt er leise und verschwörerisch, als würde er das voll und ganz verstehen.
    „Nein“, gebe ich entrüstet von mir. „Niemals, das ist nur ... die Anspannung nach dem Stress.“
    Der Kerl nickt verständig.
    „Klar, das ist ... wie nach einem überlebten Terroranschlag“, erklärt er und zwinkert mir zu.
    Hm, das trifft es eigentlich ganz gut. Unten ist Reinhard immer noch dabei, sich mit seinen pelzigen Kugeln zu beschäftigen, während es hier oben leicht knistert.
    „Ich bin übrigens Friedrich von Hüstelstein“, sagt mein Gegenüber. „Doch das wissen Sie sicher schon.“
    „Tja, ich bringe Ihre Post ... sofern mich dieses Monstrum nicht daran hindert.“ Ich werfe dem unschuldig mit riesigen Kulleraugen in diesem Moment aufschauenden Tier einen bösen Blick zu, bevor ich mich wieder an sein Herrchen wende. „Ich heiße Anton Almasami.“
    „Freut mich“, sagt von Hüstelstein und streckt mir die Hand hin.
    Meine Finger verschwinden in seiner Pranke und der Druck ist genau richtig. Mich durchläuft ein angenehmer Schauder und ich ziehe schnell die Finger weg, bevor das Kribbeln meinen Schwanz erreichen kann.
    „Dann ... ich muss wieder“, erkläre ich und wende das Fahrrad.
    „Schönen Tag noch“, erwidert der Mann, hebt den Hund hoch, der endlich mit seinen Klöten fertig zu sein scheint und geht auf die Gartenpforte zu.
     
    Die nächsten zwei Tage herrscht Nieselregen und ich kann – zwar nass, aber unbehelligt von Terriern – die Tour normal erledigen. Abends fällt mir die Decke auf den Kopf und die Nächte sind noch schrecklicher.
    Immer wieder spult sich in meinem Schädel ab, was mir in meiner Kindheit widerfahren ist. Mein Vater hat mich regelmäßig in die Besenkammer gesperrt und dort stundenlang sitzen lassen, bei jedem kleinen Vergehen. Die Angst vor der Dunkelheit habe ich nie ganz überwinden können. Trotz jahrelanger Therapie kann ich nur ruhig schlafen, wenn ich im Arm eines Mannes liege, der mir zugetan ist.
    Dieser ist nicht so einfach zu finden, da ich einschlägige Schwulenclubs meide und diese außerdem für mich viel zu weit weg sind. In meiner Stadt – die diesen Namen kaum verdient – gibt es jedenfalls keinen Treffpunkt für Gleichgesinnte.
     
    Am dritten Tag nach dem tätlichen Angriff auf mein Gemächt passiert Folgendes, als ich versuche, Post in von Hüstelsteins Briefkasten zu werfen:
    Froh darüber, unbehelligt das Grundstück betreten zu können, um zu dem Kasten neben der Haustür zu gelangen, bin ich entspannt und unvorsichtig. Der Stupser gegen meinen Hintern kommt daher überraschend und ich knicke sofort ein, lass die Briefe fallen und umschließe mein Geschlecht mit beiden Händen. Reinhard kläfft und zieht verärgert an meinem Hosenbein, bis dieses mit einem harschen ‚ Ritsch ‘ nachgibt und sich ein Riss bis zum Schenkel auftut.
    Die Furcht regiert und ich schreie: „Hilfe.“
    Nach angstvollen Minuten, in denen der Hund um mich herumtänzelt, dabei hechelt und immer wieder bellt, öffnet sich endlich die Haustür und von Hüstelstein erscheint.
    „REINHARD“, brüllt er, „bei Fuß.“
    Dieser verdammte Hund reagiert sofort und zieht den Schwanz ein. Na super. Kaum erscheint Herrchen, schon kuscht das Viech. Ich könnte das Tier erwürgen, habe aber keine Hand frei.
    „Hallo Anton“, brummt von Hüstelstein. „Musst du mal aufs Klo?“
    Gut, meine Pose ist missverständlich, doch ich traue dem Frieden noch nicht. Reinhard starrt mich mit unschuldigen Lolliaugen an, aber ich
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