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Zehnmall Männerliebe

Zehnmall Männerliebe

Titel: Zehnmall Männerliebe
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Die Kleinere warf einen neugierigen Blick in die Küche, schrak plötzlich zusammen und packte den Arm der anderen. Diese jedoch raste weiter wie eine Dampflok in voller Fahrt, erreichte das Wohnzimmer und guckte sich irritiert um.
    „Junger Mann“, schnarrte sie und drehte sich halb zu mir, die Augen fest auf mein Folienkunstwerk gerichtet. „Renovieren Sie gerade?“
    „Oh nein“, beschwichtigte ich die Frau. „Ich wollte mich nur gleich umbringen, sobald Sie wieder weg sind.“
    „Das ist eine Sünde gegen Gott“, keifte die Kleinere.
    „Sie werden im Höllenfeuer schmoren“, setzte die andere hinzu.
    „Ich dachte, wir reden ein wenig über Gott“, wagte ich einzuwenden.
    „Mit Ihnen? Ich glaube, wir werden hier verhohnepiepelt“, schnaubte die Kleinere. „Die Pistole in der Küche – ist die echt?“
    „Pistole? Küche? Echt?“, stotterte die Korpulentere, trat einen Schritt zurück und fiel halb gegen die andere.
    Dabei verfing sich der Absatz ihrer biederen Schnürschuhe in der Folie. Es machte ‚ RATSCH‘  und ein großer Riss tat sich auf. Alles erzitterte, da ich wirklich sehr sorgfältig geklebt hatte. Die Frau prustete und die Kleinere hatte ihre liebe Mühe, die Kollegin vor einem Sturz zu bewahren. Da ich generell keine fremden Menschen anfasste, hielt ich mich zurück.
    „Raus hier“, japste die Kleinere und führte ihre Mitbeterin zur Tür.
    Mit einem harschen ‚ KLACK‘  fiel diese ins Schloss. Als ich gerade dabei war, die Zerstörung zu begutachten und abzuschätzen, wie lange ich für eine Reparatur brauchen würde, klingelte es erneut.
    „Ich muss mal ganz dringend. Dürfte ich vielleicht mal eben …?“, fragte die Korpulente.
     
    Mist. Jetzt durfte ich das Klo nochmal schrubben. Kaum war ich fertig, spürte ich einen starken Harndrang. Ich hatte mich extra gründlich erleichtert und seit Stunden nichts getrunken. Sogar einen Einlauf hatte ich mir verpasst, da ich weiß, dass ein Sterbender erschlafft und dabei … Nun, ich gehe lieber nicht ins Detail und hier auch nicht aufs Klo. Ob ich beim Nachbarn fragen sollte? Nein, der würde nur neugierig werden. Kurzentschlossen lief ich auf den Balkon, öffnete den Hosenstall und pinkelte geradeaus in die einsetzende Dunkelheit. Die Wohnung lag im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses und unter mir saß noch NIE jemand auf dem Balkon, doch ausgerechnet heute …
    „Ja, sagen Sie mal, alles in Ordnung bei Ihnen da oben?“, rief der bullige Kerl von unten entrüstet.
    Vor Schreck verkam der perfekte Bogen, den mein Strahl eben noch innehatte, zu einem zittrigen Abwärtstrend, der den Mann streifte und auf einem seiner Blumenkästen endete. Wie peinlich.
    „Perverses Schwein“, brüllte der Kerl und ich lief schnell zurück in die Wohnung.
     
    Noch zehn Minuten später zitterte ich am ganzen Körper. Der Typ hatte meinen Schwanz gesehen und mich beim Urinieren erwischt. Oh Mann, ich könnte vor Scham im Boden versinken. Geknickt lief ich ins Wohnzimmer und reparierte den Riss mühselig mit normalem Klebeband, bis auch dieses alle war. Einigermassen zufrieden holte ich die Pistole aus der Küche. Gerade wollte ich mich auf die Folie setzen, wobei ich unschlüssig war, ob ich im Liegen oder Sitzen sterben wollte, als es erneut läutete. Ich brachte auf dem Weg zur Tür die Pistole zurück in die Küche, Ordnung musste sein.
     
    Diesmal war es mein Nachbar und ich atmete auf. Dann konnte ich ihm ja gleich …
    „Mensch, Benni, du musst mir helfen“, stieß Volkmar atemlos hervor. „Ich muss für eine Weile verschwinden. Bitte, nimm meinen Wohnungsschlüssel und bewahre die Post für mich auf.“
    Ehe ich auch nur ein Wort sagen konnte, war der Kerl die Treppe hinunter und ich stand mit seinem Schlüsselbund in der Hand dumm da. Verflixt, beinahe hätte ich das mit den Briefen vergessen und mich EINFACH SO umgebracht. Wo hatte ich nur meinen Kopf? Inzwischen spürte ich stechenden Durst und traute mich, einen Schluck Wasser aus dem Hahn zu trinken. Ein Glück, dass die Wasserwerke noch nicht reagiert hatten. Und was machte ich nun mit den Briefen? Dem Schlüssel? Halt, ich hatte jetzt sogar zwei Schlüssel und Verantwortung für Volkmars Wohnung. Sollte ich das Umgebringe lieber aufschieben?
     
    Ich stand noch da und überlegte, als es schon wieder läutete. Oh, bestimmt der Kerl von unter mir. Doch als ich öffnete, stand dort Nathan.
    „Hey Benjamin“, begrüßte er mich leise. „Ich würde gerne ein paar Sachen
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