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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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I
    Meiner Ansicht nach ist Alexander der Große an allem schuld. Seit dieser kleine makedonische Idiot beschlossen hat, die ganze Welt zu erobern, bevor er alt genug war, sich zu rasieren, hat jeder Narr mit einem Schwert und einem vernünftigen Paar Stiefel versucht, es ihm nachzutun. In den Tagen meiner Jugend gab es eine ganze Reihe von MöchtegernAlexandern. Marius hat einen Anlauf genommen. Sulla hat sich versucht. Genau wie Lucullus. Es gab andere, denen es nicht einmal gelungen ist, sich auch nur annähernd einen Namen wie einer dieser Männer zu machen.
    Pompeius hätte es fast geschafft. Da Rom eine Republik war und er seine Armee nicht einfach erben konnte wie Alexander, er jedoch auch zu faul war, sich mit den öffentlichen Ämtern abzumühen, deren Bekleidung Voraussetzung für einen militärischen Oberbefehl war, ließ er seine ihm verpflichteten Tribunen kurzerhand ein paar Gesetze durch die Volksversammlungen peitschen, die ihm die entsprechenden Vollmachten einräumten und einen Notstand behaupteten, der es ihm unmöglich machte, nach Rom zurück zu kehren und für ein Amt zu kandidieren. Für den Notstand sorgte Pompeius für gewöhnlich selbst. In den meisten Fällen verliehen ihm die Tribunen einen Oberbefehl, nachdem ein besserer Mann den Großteil der zu schlagenden Schlachten bereits gewonnen hatte, so daß Pompeius dem Feind nur noch den Todesstoß versetzen und die Beute kassieren mußte. Doch das zeigt nur, daß Pompeius intelligenter war als Alexander. Römer sind eben in der Regel intelligenter als Ausländer.
    Die feindlichen Heerführer boten römischen Feldherren nur selten Paroli, das wurde von ihren politischen Gegnern Zuhause erledigt.
    Interne Machtkämpfe waren der Fluch der Republik, aber wahrscheinlich haben sie uns auch mehr als zwei Jahrhunderte vor der Monarchie bewahrt.
    Im übrigen kämpfte Alexander normalerweise gegen die Perser, was ihm unglaublich geholfen hat. Die Römer hatten es nie mit einem Darius zu tun. Alexander stand ihm zweimal gegenüber, und beide Male rannte Darius nach der ersten Feindberührung, seine Armee, sein Lager, die Gepäckwagen und seine Ehefrauen zurücklassend, davon wie ein geprügelter Pavian. Alle unsere Feinde hingegen waren zähe und brutale Kämpfer, die sich erst nach mehrmaligem heftigem Blutvergießen einverstanden erklärten, vernünftig zu sein, sich friedlich niederzulassen und ihre Steuern zu bezahlen. Mit einem Hannibal mußte sich Alexander nie auseinander setzen.
    Wenn, wäre er wahrscheinlich schnurstracks zurück nach Makedonien marschiert, um Schafe zu zählen, was sowieso das einzige ist, wozu Makedonier wirklich taugen.
    Der unwahrscheinlichste Bewerber um die herrschaftliche Krone Alexanders aber war Gaius Julius Caesar, und doch war er derjenige, der diesem Ziel am nächsten kam. Zu meinem bleibenden Entsetzen habe ich ihm auch noch dabei geholfen.
    Es war eine lange Reise und eine schlechte Zeit, sie zu unternehmen. Der späte Winter bringt der italischen Halbinsel das schlimmste Wetter, und in Gallien ist es nicht besser.
    Natürlich wäre es schneller gegangen, wäre ich von Ostia nach Massilia gesegelt; doch wie jeder halbwegs vernünftige Mensch hasse ich Seereisen. Also machte ich mich mit meinem Sklaven Hermes und zwei Packeseln auf den Weg von Rom die Küste entlang durch Etrurien und Ligurien in die Provinz.
    Ich muß wohl kaum extra betonen, daß es nicht das Streben nach militärischem Ruhm war, was mich trieb. Ich mußte Rom verlassen, weil Clodius, mein Todfeind, für dieses Jahr ein Tribunat errungen hatte und damit in der Lage war, unkalkulierbaren Schaden anzurichten. Für die Dauer seiner einjährigen Amtszeit konnte niemand etwas dagegen unternehmen. Außerdem sah mich meine Familie für ein höheres politisches Amt vor, und ich brauchte noch ein paar Feldzüge mehr auf meinem Militärgürtel, um mich für eine Kandidatur als Praetor zu qualifizieren. Und wenn die Patriarchen meiner Familie Befehle gaben, gehorchte jeder, der den Namen Caecilius Metellus trug.
    In jenen Jahren war meine Familie die bei weitem wichtigste plebejische Familie Roms. Das Gens der Caecilier war uralt, unglaublich vielköpfig und unsagbar vornehm, mit einer Ahnengalerie von Konsuln, die bis zur Gründung der Republik zurückreichte. Mein Vater hatte jedes Amt auf dem Cursus honorum innegehabt, zusätzlich noch einige nicht obligatorische wie die Ämter des Militärtribunen, des Aedilen, des Volkstribunen und des
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