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0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

Titel: 0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel
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Der Sommer im Osten ist heiß und lang. Vom Atlantik her kommt keine Abkühlung, nur der scharfe, giühende Sandsturm.
    Eine Stadt wie New York ist davor nicht sicher, im Gegenteil, dort ist alles viel schlimmer. Die Wolkenkratzer kesseln die Menschen ein und ersticken sie fast.
    Es begann am 5. Juni um drei Uhr morgens.
    Mark Tendering konnte nicht schlafen und stand auf. Er hatte ein Sommerhaus am Union Beach in der Raritan Bay, südlich von Richmond. Tendering schlenderte langsam von der Veranda seines Hauses hinunter zum Strand.
    Das Meer bewegte sich kaum, und die Wellen glitten lautlos über den feinen Sand.
    Es war sehr dunkel, denn die Bäume in Tenderings Garten nehmen ihm auch den Schein des Mondes. Aber Mark kannte den Weg. Er trug Tennisschuhe und bewegte sich völlig lautlos auf dem gepflasterten Pfad.
    Einen Moment lang überlegte Tendering, ob er nicht einfach umkehren sollte. Aber er kehrte nicht um.
    Er hatte etwas entdeckt. Seine Blicke glitten über den stumpfen Sand, über die niedrigen Hügel und Dünen, er sah das liegen gebliebene Badetuch, die drei Liegestühle, den zusammengeklappten Schirm. Und noch etwas sah er. Es lag halb im Wasser und bewegte sich mit der müden Brandung langsam und gleichmäßig vor und zurück.
    Mark Tendering rannte los. Er achtete nicht auf den feinen Sand, der seine Füße festhalten wollte, er rannte und erreichte schwer atmend und triefend nass das Ufer.
    Entsetzt starrte Tendering auf das nasse, leblose Bündel, das von den Wellen langsam, aber unermüdlich auf sein Grundstück geschoben wurde, »Aber… aber, das ist ja…«, stammelte Mark Tendering verstört und stapfte hastig in das Wasser hinein. Er packte das Bündel und hielt einen Fetzen Stoff in der Hand. Er stieß einen erstickten Schrei aus, schloss die Augen, griff fester zu und arbeitete sich rückwärts zurück auf den Strand.
    Als er auf dem trockenen Sand war, öffnete er die Augen und begann zu schwanken. Er hastete stolpernd die Stufen hinauf und lief den mit Platten belegten Weg entlang.
    Tendering hörte das Rascheln in den niedrigen Büschen nicht, er rannte weiter, lief laut atmend über seine Veranda und stieß die Tür auf. Hätte er jetzt noch einmal zurückgesehen, dann hätte er die Gestalt erblickt, die lautlos über seinen Gartenweg huschte.
    Aber Tendering sah sich nicht um.
    Er packte zitternd den Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Hallo?«, sagte Mark Tendering, und seine Stimme klang rau und heiser, »ist dort die Polizei? Hier ist ein… ein Toter!« Er gab seine Adresse an und den Fundort, dann hängte er den Hörer ein und stolperte zu dem kleinen Schränkchen, in dem er seine Getränke auf bewahrte. Er nahm eine Flasche heraus, suchte nach dem Glas, fand es aber nicht und setzte die Flasche direkt an den Mund. Er nahm einen tiefen Schluck und ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen.
    Plötzlich schreckte er auf. Seine Kehle brannte, und seine Augen waren gerötet. Er sprang taumelnd auf. Da sah er es, es war ein Schatten im Rahmen der Verandatür, der sich dunkel gegen den etwas helleren Himmel abhob.
    Mark Tendering versuchte zu schreien, aber er brachte nur ein Krächzen hervor. Der Schatten kam auf ihn zugeschossen.
    Tendering spürte einen scharfen, brennenden Schmerz in seiner Brust - dann wurde es ganz dunkel.
    Der Schatten verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
    ***
    Ich konnte nicht schlafen in dieser Nacht. Die Luft stand bewegungslos vor meinem offenen Fenster, und ich starrte müde auf die Lichter hinaus, die sich im Hudson spiegelten. Als das Telefon läutete, war ich fast erleichtert. Alles war besser, als schlaflos auf den Morgen zu warten.
    Es war mein Distriktchef, Mr. High.
    »Hallo, Jerry«, sagte der Chef. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie zu dieser Zeit störe, wir haben eben einen Anruf von der Mordkommission bekommen. Ein Mann hat angerufen, angeblich ist auf seinem Strandstreifen eine Leiche angeschwemmt worden. Ich habe gesagt, der Wagen soll Phil und Sie abholen und mitnehmen!«
    »Haben Sie einen besonderen Grund dafür?«, fragte ich.
    Mr. High machte eine kleine Pause, dann sagte er leise: »Der Mann wohnt am Union Beach!«
    »Das ist es!«, sagte ich nur, dann war das Gespräch beendet. Ich zog mich schnell an und stand schon vor meiner Haustür, als der Wagen mit Sirene und Rotlicht angeprescht kam. Ich sprang hinein, und wir sausten quer durch Manhattan nach Süden, durch die Hudson-Tubes nach Jersey und Bayonne, Richmond, über
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