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Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi
Autoren: Fernando S. Llobera
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Gestatten, mein Name ist Lucca Corsini. Ich arbeite im Auftrag der Russenmafia.
    Ich bin aber kein Mörder. Ich möchte auch nicht als Dieb oder Halsabschneider bezeichnet werden. Na ja, stimmt schon, ich habe Menschen umgebracht. Ich habe auch gelegentlich geklaut und, falls nötig, Leute übers Ohr gehauen. Aber ich bestehe darauf, die Ethik meines Handelns hängt von der Perspektive des jeweiligen Betrachters ab. Man muss die Dinge stets in den richtigen Zusammenhang rücken: Dasselbe Metall, aus dem man im Krieg die Orden der Soldaten macht, wird in Friedenszeiten für die Gefängnisgitter der Verbrecher verwendet. Keine Angst! Ich werde Sie nicht länger mit Abhandlungen über meine eigenen Skrupel langweilen, weil das in unserem Job sowieso zu nichts führt. Also vergessen wir die Skrupel einfach! Ich versuche meinen Job so gut wie möglich zu machen … Manchmal läuft’s glatt, und manchmal gibt’s Probleme. Unterm Strich bemühe ich mich, bei meinen Aufträgen nicht selbst hops zugehen! Ja, so simpel ist das. Im Übrigen stelle ich meine Dienste jedem zur Verfügung, der mich engagieren möchte: ko lumbianischen Drogenhändlern, arabischen Kunstschmugglern, skrupellosen Geschäftsleuten, Ganoven, Bösewichten und Mafiosi aus aller Herren Länder.
    Schon möglich, dass ich im Vergleich mit anderen ein schlechterer Mensch bin und dass meine Tätigkeit moralisch nicht okay ist. Aber jeder muss sich im Leben eben seine Nische suchen. Meine Nische duftet zwar nicht nach Orangenblüten, aber ich habe mich nun mal dafür entschieden.
    Zurzeit arbeite ich für die Russen. Genauer gesagt, ich beziehe meinen Lohn vom Genossen Boris Iwanowitsch Tertschenko. Er ist einer der berühmtesten und meistge fürchteten vory Moskaus. Sein Einflussbereich erstreckt sich weit über die Zarenmetropole hinaus, er reicht über mehrere Kontinente und versetzt zahlreiche Seelen in Angst und Schrecken. Die spanischen vory , unsere lokalen Bosse der Russenmafia, stehen Gewehr bei Fuß, wenn sie bloß seinen Namen hören!
    Ich will meine Auftraggeber weder verurteilen, noch will ich die Dinge, die sie tun, rechtfertigen. Ich bin schlicht und einfach für die Erledigung ihrer Probleme zuständig, bringe ihre Missgeschicke in Ordnung und versuche mich ansonsten nicht zu sehr in meine Aufträge zu verwickeln. Die paar Mal, die ich es getan habe, sind nichts als Kopfschmerzen für mich herausgesprungen!

Es gibt Tage, da wacht ein Mensch morgens auf und merkt sofort, dass sich verborgene Kräfte gegen ihn verschworen haben und sich unheilvolle Wolken über seinem Kopf zusammenbrauen. Kurz und gut: Er merkt, dass es Probleme geben wird! Wie etwa im Fall von Eleuterio Zabaleta.
    Eleuterio Zabaleta stand wie jeden Morgen pünktlich um 5.30 Uhr auf. (Seine Freunde nannten ihn Ele , aber für die über achtzig Angestellten des Consultingunternehmens war er Don Eleuterio. ) Er bemühte sich, so wenig Lärm wie möglich zu machen, um seine Frau nicht zu wecken. Er schlich die Treppe seines Reihenhauses in Majadahonda, im Nordwesten Madrids, hinunter und ging in die Küche, um eine Scheibe geröstetes Vollkornbrot und eine Tasse koffeinfreien Kaffee mit entrahmter Milch zu frühstücken. Später, nach dem Mittagessen, würde er sich im Büro seine Havanna und einen doppelten Espresso genehmigen. Zu Hause war ihm das strikt verboten. Nach all den Anstrengungen in seinem Leben hatte er sich diesen kleinen Luxus, wie er fand, jedoch verdient.
    Seine Frau Lourdes, die sich vorerst noch an ihre Seidenkissen klammerte, würde erst sehr viel später aufstehen. Sie war ein typischer Morgenmuffel, und bis zum Mittagessen würde sich ihre Laune nicht wesentlich bessern. Danach würde sie sich mit ihren Freundinnen auf eine Partie Golf treffen, um den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Das war auch das Einzige, worauf sie sich freute. Sie war Eleuterios zweite Frau: blond, fünfzehn Jahre jünger als er, sehr attraktiv und gleichzeitig so kühl wie ein Morgen in der Antarktis. Sie war nicht das, was man gemeinhin eine Schönheit nennen würde. Schöne Frauen besitzen in ihrer Ausstrahlung immer auch eine gewisse Wärme, die über ihre perfekten Gesichtszüge hinausgeht. Aber Lourdes hatte sich gut zu verkaufen gewusst und Eleuterio vor ein paar Jahren mit kalkuliertem Geschick verführt.
    Nach dem Frühstück stieg Eleuterio leise wieder die Treppe hinauf und ging in Richtung Dusche. Auf dem obersten Absatz murmelte er resigniert etwas über das
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