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Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi
Autoren: Fernando S. Llobera
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haarigen Händen ihre schweren Brüste. Sie schrie wie ein wildes Tier, aber ihre Schreie waren geheuchelt: Sie war eine Prostituierte. Während sie laut stöhnte, flog ihre lange, blond gefärbte Mähne hin und her. Ihre Vorstellung war eher durchschnittlich. Im Dunkeln versteckt, wartete ich, bis sie fertig waren. Es war das »letzte Abendmahl« des Mannes. Es dauerte nicht lange, auch das Nachspiel war kurz: fünf Minuten menschlicher Wärme. Dann bezahlte er sie für ihren Service. Er rief ein Taxi, und die Frau stolperte mit ihren Stöckelschuhen in der Hand davon. Anschießend ging der Mann unter die Dusche, und ich betrat leise den Raum. Ein Geruch nach körperlichen Ausdünstungen, Joints, Zigaretten und gerade beendetem Sex schwebte in der Luft. Ich streifte mir vorsichtig die Latexhandschuhe über. Während ich wartete, dass der Mann aus dem Bad kam, nahm ich auf einem bequemen Stuhl Platz. Unterdessen schraubte ich den Schalldämpfer auf meine frisch erworbene Pistole. Der Mann verbrachte fast zwanzig Minuten im Badezimmer. Allmählich wurde mir langweilig.
    Endlich erschien Hilario Jarrete mit einem Handtuch um die Hüften. Bei meinem Anblick wurde er kreidebleich. Nach der Ausstrahlung des TV -Programms war sein Sturz nicht mehr aufzuhalten gewesen. Alle, die er im Laufe sei ner Karriere mit Füßen getreten, betrogen oder ausge nutzt hatte, warteten geradezu sehnsüchtig auf seine Degradierung und hatten keinerlei Erbarmen mit ihm. Die Presse labte sich an seinem Fall. Seine Gegner wollten ihn tot sehen. Aber weil er nun einmal Polizist war, wanderte Jarrete am Ende doch nicht ins Gefängnis. Na ja, das ist nicht die ganze Wahrheit: In Wirklichkeit wusste er einfach zu viel über zu viele Menschen. Deshalb konnte er verhandeln und kam zuletzt mit der Freiheit davon.
    Cruz Navarro kehrte nach Palma zurück und musste sich zur Klärung der Ereignisse langen und ärgerlichen Nachforschungen unterziehen. Für sie muss es ein Albtraum gewesen sein. Sie trinkt immer noch zu viel, aber ich habe gehört, dass es ihr inzwischen besser geht. Román Valls wurde aus der Intensivstation entlassen. Mehr weiß ich nicht. Es ist mir im Übrigen auch ziemlich egal.
    Fuad Gómez machte in dem Consultingunternehmen Karriere, das Mädchen hat er allerdings nicht bekommen. Ich vermute, dass Alejandro de Quinto und der zweite Vorstand, Andrés Barras, auch weiterhin bei Brown & McCombie arbeiten. Ersterer quält wahrscheinlich noch immer seine Untergebenen, und der andere intrigiert so lange, bis er eines Tages Don Eleuterio Zabaletas Posten, dessen Büro mit Panoramablick und den Privatschlüssel zur Toilette der Führungsetage bekommt.
    »Hast du im Ernst geglaubt, du könntest vier vory töten und danach in aller Seelenruhe von unseren Geldern leben?«, fragte ich Jarrete. Bevor er überhaupt dazu kam zu antworten, schoss ich ihm zweimal in die Brust.
    Dann stand ich auf und näherte mich der Stelle, wo er mit dem Rücken zur Wand in sich zusammengesackt war. Während ich erneut den Abzug drückte, sagte ich noch:
    »Mit besten Grüßen von Boris Iwanowitsch Tert schenko!«
    Ich verbrachte noch zwei Tage in Punta del Este, dann überquerte ich im Auto die argentinische Grenze. Eigentlich müsste man an der Kontrollstation anhalten, aber meistens schlafen die Zöllner dort, oder sie sind einfach nicht am Platz. Später reservierte ich einen Flug nach Zürich. Dort füllte ich meine Taschen mit genug Geld, um ein Jahr sorgenfrei leben zu können. Boris Iwanowitsch beglückwünschte mich überschwänglich zu meinem erfolgreich erledigten Auftrag. Dann lud er mich nach Moskau ein. Ich winkte dankend ab. Er unternahm noch einen letzten Versuch, mich mit der Aufgabe zu betrauen, frischen Wind in die beschädigten Strukturen der Russenmafia in Spanien zu bringen; aber er musste sich mit meiner Weigerung begnügen: Das war er mir schuldig, und großmütig, wie er war, gab er sich dieses Mal zufrieden.
    Eine Woche später kam ich in meinem polynesischen Paradies an, meinem Rückzugsort in schwierigen Zeiten, wo mein Freund Lucio und der Rest der bunten Truppe seiner Tauchschule mich bereits erwarteten. Hier würde ich die nächsten sechs bis acht Monate bleiben, bis die Langeweile erneut von mir Besitz ergriff, und dann … ja, dann würde ich einfach weitersehen …
    Ich knipste mein Handy an und wählte die Nummer, die ich inzwischen auswendig konnte.
    »Ja?«
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Scher dich zum Teufel,
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