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Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi
Autoren: Fernando S. Llobera
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entsetzt.
    Viel heiße Luft … Aber ich hatte mein Ziel erreicht.
    Zwei Tage später rief ich Eleuterio Zabaleta an. Seine Sekretärin verkündete – nach kurzem Schweigen, als ich ihr meinen Namen genannt hatte –, dass sich ihr Chef zurzeit nicht in der Stadt befinde. Ich merkte die Unsicherheit in ihrer Stimme und sagte ohne Umschweife:
    »Erzählen Sie keinen Quatsch! Sagen Sie ihm, er soll endlich zum Hörer greifen.«
    »Señor Corsini?«, meldete sich Zabaleta nach einer halben Ewigkeit mit resignierter Stimme.
    »Ich wollte mich noch einmal bei Ihnen melden, um Ihnen meine Glückwünsche auszusprechen. Dafür, dass Sie Ihren Mitarbeiter Fuad Gómez für das Kaufprojekt ausgewählt haben. Er besitzt großes Talent und hat gute Arbeit geleistet. Ich vertraue darauf, dass Sie sich um ihn kümmern werden. Und zweitens: Glückwunsch! Sie sind mich für immer los.«
    »Ach ja?«
    Ein Sonnenstrahl am Horizont nach so viel düsteren Gewitterwolken.
    »Mein Auftrag ist hiermit erledigt, ich verlasse Madrid. Ein Team aus Moskau löst mich ab und wird sich um alle weiteren Angelegenheiten rund um den Ankauf des Pink Palace kümmern und mit Palacios’ Erben verhandeln. Wenn Sie möchten, kann ich die Russen darauf hinweisen, dass sie jederzeit auf die Hilfe Ihres Unternehmens zurückgrei…«
    »Nein, ich denke, das ist nicht nötig«, erwiderte er rasch. »Natürlich danke ich Ihnen für das Vertrauen, aber Sie werden verstehen, dass wir keine weitere Zusammenarbeit wünschen.«
    »Keine Angst, Señor Zabaleta«, sagte ich und musste ein Lachen unterdrücken. »Ich kümmere mich darum. Ich werde jemanden vorbeischicken, der die gesamten Unterlagen zum Thema Pink Palace bei Ihnen abholt. Übrigens: Ich habe gehört, Sie haben Probleme mit Ihrem Stellvertreter?«
    »Ach, halb so schlimm«, versetzte Zabaleta.
    »Wir leben in einer Gesellschaft, die immer nur auf Konkurrenz aus ist«, erklärte ich solidarisch.
    »So ist es«, erklärte Zabaleta. Es war das Letzte, was ich aus seinem Mund vernahm.
    Mein Gespräch mit Gagarin verlief ähnlich knapp. Er gab sich keinerlei Mühe, Traurigkeit wegen meines Abschieds vorzutäuschen, andererseits war er höflich genug, nicht in Jubelgeschrei auszubrechen. Ich rief ihm noch ein mal in Erinnerung, dass diese Woche die Verstärkung aus Russland anrücken würde, um Ordnung in die organitskaya zu bringen. Frisches Blut mit denselben Aufgaben wie immer: auf Kosten anderer Geld zu verdienen!

»Der Einzige, der es hier eilig hat, ist der Wind.«
    So lautet der Slogan des mondänen Seebads José Ignacio in Uruguay, vierzig Kilometer von der Stadt Punta del Este entfernt. Eine blaue Inschrift auf einem eleganten weißen Schild an der Ortseinfahrt. Es war der zwölfte Januar, die Temperatur bei meiner Landung in Montevideo um die 35 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit immens. Am Flughafen nahm ich ein Taxi und wies den Fahrer an, mich direkt ins Hotel Awa im Zentrum von Punta del Este zu bringen. Rechts von mir schimmerte der Atlantik, dessen Wellen sanft an dem weißen Sandstrand ausliefen. Der Wind, der durch die offene Scheibe in den Wagen drang, kräuselte mein Haar. Ich schloss die Augen. Nach zwölf Stunden Flug hatte ich mir diese Massage verdient. Wir fuhren auf einer erst kürzlich asphaltierten Straße, die auf beiden Seiten säuberlich von jedem Müll freigehalten wurde zum Wohlgefallen der argentinischen Touristen, die während der Sommermonate wie barbarische Horden in Uruguay einfielen. Immer wieder durchquerten wir Kiefern- und Eukalyptuswäldchen. Allmählich kühlte es ein wenig ab. Nach einer Stunde erreichten wir Punta del Este mit seiner spektakulären Kulisse: Nur zwei oder drei Hochhäuser überragten hier die Landschaft, der Rest waren niedrige, geschmackvolle Wohngebäude und, in der ersten Reihe am Meer, von üppigen Gärten, aber keinerlei Gittern und Zäunen umgebene prächtige Villen. Dazwischen elegante Läden und schicke Restaurants.
    Das Awa ist ein kleines modernes Hotel. Mein Koffer wurde gleich am Eingang ausgeladen. Ich meldete mich mit falschem Pass an der Rezeption an.
    Ich ließ das Gepäck ungeöffnet im Zimmer stehen und ging erst einmal hinaus, um mir die Füße zu vertreten und mir die Waffe zu besorgen, mit der ich noch heute Nacht mein Opfer erschießen würde.
    Sobald die Dämmerung einsetzt, erstrahlt die Haupt straße, die Avenida Gorlero, im Glanz ihrer Bars, Pizzerias, Asado-Restaurants, Hotels, Discotheken und Casinos und im
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