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Der Profi

Der Profi

Titel: Der Profi
Autoren: Fernando S. Llobera
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dass mein neuer Partner sein Versprechen erfüllt hatte. Ich schraubte den Schalldämpfer von der Glock, beseitigte meine Fingerabdrücke und warf die Pistole in eine Mülltonne. Dann versteckte ich mich in einem Hauseingang. Mehrere Personen kamen die Straße herunter, aber keine von ihnen rannte, trug eine Pistole oder hielt eine Dienstmarke in der Hand. In der Ferne hörte man Polizeisirenen. Ich wurde langsam ungeduldig. Wo steckte Jarrete bloß? Ich beschloss, noch ein paar Minuten auf ihn zu warten; falls er nicht auftauchte, würde ich die Fliege machen. Anschließend müsste ich ein paar Wochen untertauchen, bis ich Spanien in Richtung Nimmerwiedersehen verließ. In diese Gedanken versunken, bemerkte ich plötzlich, dass der Kommissar samt seinem Riesen mit großen Schritten und zusammengekniffenen Lippen auf mich zukam. Jarretes Mundwinkel hingen ihm fast bis zum Kinn. Als der Kommissar etwa auf meiner Höhe war, flüsterte er: »Los, komm mit!«
    Wir liefen kreuz und quer durch die Madrider Altstadtgassen, bis wir Jarretes Auto erreichten. Er bedeutete mir einzusteigen. Während der ganzen Zeit sprach er nicht ein einziges Wort. Einmal redete er mit jemandem übers Telefon, ein kaum hörbares Knurren, weiter nichts. Der Riese beschränkte sich darauf, vom Rücksitz aus Flüche auszustoßen, er wollte einen Verband für seine Hand haben. Jarrete schnauzte ihn an, er solle sich nicht wie ein Waschweib aufführen und abwarten, bis sie bei einem Arzt seines Vertrauens wären, der ihn behandeln würde.
    Irgendwann fragte ich: »Wer waren diese Typen?«
    »Zwei Trottel aus Mallorca. Kollegen von Navarro. Sie haben nach dir gesucht …«
    »Und was hast du ihnen gesagt?«
    Jarrete warf mir einen verstohlenen Blick zu.
    »Die Wahrheit! Dass ich mich mit Hilfskommissarin Navarro und ihrem Sozius von der Mafia getroffen habe, um die Konditionen eurer Kapitulation zu verhandeln. Dass du daraufhin eine versteckte Waffe gezogen und sie erschossen hast. Ich habe ihnen befohlen, bei Navarro zu bleiben. Wir würden dich schon verfolgen …!«
    »Verdammt!«, rief ich. »Du hast ihnen meinen Namen genannt?«
    »Nein, du Idiot, natürlich nicht! Und jetzt lass mich nachdenken, wie wir das Problem lösen. Also, ich kenn da so einen Typen, ein armes Schwein, dem ich die ganze Geschichte anhängen kann. Ich habe zu Hause noch zwei Zigarettenstummel mit seiner DNA . Ich werde dafür sorgen, dass sie in dem Bericht vom Tatort erscheint. Damit und mit meiner … ich meine natürlich, unserer Zeugenaussage« – Jarrete machte eine Geste in Richtung seines Untergebenen – »ist der Fall erledigt!«
    »Und warum sollte dieser Typ das getan haben?«, fragte der verletzte Polizist vom Rücksitz aus. »Ich meine, der mit dem Zigarettenstummel? Was für ein Motiv hat der denn?«
    »Pah! Da wird uns schon was einfallen. Zum Beispiel: dass er für die Russen gearbeitet hat oder für Palacios, irgendwas denk ich mir schon aus! Dann hat Navarro ganz plötzlich ihre Meinung geändert. Der Mann fühlte sich von ihr verraten und hat sie kaltblütig erschossen. Vielleicht lässt sich für die tote Hilfskommissarin noch eine Ordensverleihung arrangieren!«
    Dann fragte ich: »Und was machen wir, wenn sie gar nicht tot ist?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern:
    »Das ist dein Problem. Du hast geschossen. In jedem Fall würde sie gegen dich aussagen. Ich … ich habe genug Beweise, um alles, was sie behauptet, abzustreiten. Ich hab euch in der Mangel! Aber Navarro ist tot.«
    »Warum bist du dir so sicher?«
    »Einer der Hilfskommissare aus Mallorca hat ihren Tod bestätigt. Aufgrund des riesigen Blutverlusts. Scheint, als hättest du sie direkt in die Aorta getroffen! Junge, du stellst einfach zu viele Fragen …«
    »Ich will auf Nummer sicher gehen!«
    Jarrete murrte.
    Dann sagte er: »Zwei Millionen? Ich möchte ein Viertel als Vorschuss für den Fall, dass ich schnell verschwinden muss.« Dann machte Jarrete eine Geste Richtung Rücksitz: »Und ich muss natürlich noch diese Blutsauger da ausbezahlen!«
    »Gut. Einverstanden«, antwortete ich. Ich zog einen Umschlag aus meinem Sakko und legte ihn in sein Handschuhfach. »Hier hast du hunderttausend für den Anfang. Den Rest bekommst du morgen, wenn ich bis dahin nicht festgenommen worden bin. Während der nächsten zwei Jahre zahl ich dir, was noch fehlt, in Raten.«
    Erneut gab Jarrete einen Knurrlaut von sich.
    »Was ist mit Moskau?«
    »Boris Iwanowitsch ist mit allem einverstanden.
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