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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
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trage und die vielen Blumen sowie eine Kiste Champagner und jede Menge Del i katessen in den Wagen gepackt habe.
    Rauno: Ich müsste zumindest all die Blumen irgendwie loswe r den. Zu Hause können wir sie nicht brauchen, meine Frau ist alle r gisch.
    Sorjonen fand es schade und eine große Verschwendung, die schönen Sträuße einfach in den Müll zu werfen. Hatte der Herr Direktor denn nicht Freunde oder Bekannte, an die er sie verteilen konnte? Rauno erklärte, dass eben gerade jene Freunde und Bekannte ihm die Blumen geschenkt hatten. Das waren alles Männer, die höchst selten Rosen kauften, auch ihren eigenen Frauen nur im äußersten Notfall, und nun hatten sie es für ihn getan, da er G e burtstag hatte. Er konnte ihnen die Sträuße unmöglich zurückbri n gen.
    Sorjonen: Kein Grünzeug für Männer, das ist klar, aber immerhin gibt es auch Frauen in diesem Land. Laut Statistik ist sogar jeder zweite Bürger Finnlands eine Frau.
    Rauno Rämekorpi dachte über den Gedanken des Fahrers nach. Gewiss, er kannte eine ganze Menge Frauen. In all den Jahren, die er gelebt hatte, war ihm diese und jene über den Weg gelaufen. Frauen hatten viel für sich, das war sicher … und gerade ihnen standen die Blumen zu. Wieso war er eigentlich nicht selbst darauf gekommen? Der Gedanke war wirklich ausgezeichnet! Im Geiste sah der Indus t rierat berauschende Bilder von all den großartigen Chancen, die ihm die Blumenpräsente eröffnen würden, ohne dass umständliche Vorbereitungen nötig waren. Ihm lief geradezu das Wasser im Munde zusammen, und zugleich hatte er das Gefühl, ein Mann mit Qualitäten zu sein – andererseits jedoch auch wieder ein ziemliches Schwein, ein Bär von der schlimmsten Sorte.
    Die Blumenrunde erforderte Zusammenarbeit: Der Fahrer würde im Wagen warten müssen, während Rauno Rämekorpi seine Sträuße verteilte. Genug Geld für die Tour hatte er dabei, aber vielleicht würde dem Chauffeur die Zeit lang, immerhin war der ganze Fond des Wagens voller Blumen. Sie würden kreuz und quer durch die Stadt fahren und viele Adressen aufsuchen müssen. Sorjonen erklärte sich bereitwillig mit dem Vorhaben einverstanden und meinte, dass es ihm nicht langweilig würde.
    Rauno Rämekorpi überlegte, wo er anfangen sollte. Er könnte n a türlich das ganze Zeug zu seiner Fabrik nach Tikkurila schaffen, aber es war bereits kurz vor Feierabend, wem sollte er da die Blumen geben? Ob Pressereferentin Eila Huhtavesi noch in ihrem Büro säße? Mit ihr könnte er sich beraten, sie war eine so natürliche, zugleich aber auch zielstrebige Person.
    Auf der Fahrt nach Tikkurila kam Rauno Rämekorpi auf die Idee, bei Tarja vorbeizuschauen, die im Stadtteil Malmi wohnte. Tarja Salokorpi war Lehrerin für Kunsterziehung, und Rauno hatte sie vor mehr als zehn Jahren in Tunesien kennengelernt, wohin er gereist war, um Blocksaunas zu verkaufen. Er war bei den Wüstensöhnen nicht eben viele Exemplare losgeworden, aber immerhin einige, da es ihm gelungen war, die finnische Saunakultur besonders attraktiv darzustellen. Er hatte dabei die finnische bildende Künstlerin und Lehrerin Tarja Salokorpi aufgegabelt, die in einer Wüstenschule in Sfax arabische Architekturstudenten in der Perspektivlehre unte r wies. Rauno hatte sie überredet, ein großes Gemälde anzufertigen, das eine tunesische Oase darstellte. An den Rand des Palmenhains hatte er eine Abbildung seiner Blocksauna in Farbe geklebt. Sie hatte gut ins Gesamtbild gepasst, und ein paar Geschäftsabschlüsse waren überraschend leicht zustande gekommen.
    Mit Tarja hatte er neben den geschäftlichen auch persönliche Ko n takte gepflegt. Es war eine schöne Zeit gewesen. Sie hatten sich später noch gelegentlich in Helsinki getroffen, nachdem Tarjas Arbeit im Dienste der UNESCO beendet war. Tarja hatte beklagt, dass die tunesischen Studenten den europäischen Perspektivbegriff nicht recht verinnerlicht hatten, und das war kein Wunder: Die Menschen der Wüstenregion haben keine natürliche Vorstellung von der Dreidimensionalität, da dort das Auge im Allgemeinen nur den Horizont und davor unendliche Sandflächen sieht. Doch die Araber waren an sich äußerst fähige Künstler und Architekten, besonders im Gebrauch von Farben besaßen sie eine angeborene Begabung.
    Rauno Rämekorpi bat Sorjonen, die Malminkaari 16 anzusteuern. Hoffentlich war Tarja zu Hause. Falls nicht, würden sie zur Fabrik weiterfahren.
    Bei Tarja Salokorpi öffnete ein hübsch gekleidetes, etwa
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