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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Autoren: Robin Hobb
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denen sie sich verwandeln, vor den Räubern schützen. Das war die Aufgabe, die sich vor langer Zeit die Drachen und die Altvorderen teilten. Die Altvorderen bauten ihre Städte nicht weit von den Brutstätten, damit sie unsere Kokons bis zum Frühling besser bewachen konnten. Dann kam die Sonne, die wir zum Schlüpfen brauchen. Hätte es nicht die Stadt der Altvorderen an der unteren Brutstätte gegeben, wäre ich niemals gerettet worden.
    Ihr könnt da bauen, wo die Altvorderen einst lebten.«
    »In der Regenwildnis?«, fragte jemand ungläubig. »Das Wasser dort ist ätzend, und nur das Regenwasser ist trinkbar. Das Land bebt ständig. Menschen, die zu lange in der Regenwildnis leben, werden verrückt. Ihre Kinder werden tot geboren oder mit Deformationen, und wenn sie älter werden, wachsen ihre Körper monströs an. Das wissen alle.«
    Die Drachenkönigin gab einen merkwürdigen Laut von sich.
    Ronica spannte sich an, bis sie erkannte, was es war. Sie lachte.
    »Menschen können sehr gut am Regenwildfluss leben. Dafür ist Trehaug Beweis genug. Aber lange vor Trehaug gab es wunderbare Städte an den Ufern des Regenwildflusses. Sie können wieder aufgebaut werden. Und ich werde euch zeigen, wie man das Wasser trinkbar machen kann. Das Land ist allerdings teilweise verschwunden. Das heißt, ihr müsst in den Bäumen leben, wie sie es in Trehaug tun. Daran kann man nichts ändern.«
    Ronica spürte ein merkwürdiges Prickeln. Sie zwinkerte mehrmals mit den Augen. Etwas… Ach. Das hatte sich geändert. Der Drache hatte seinen Blick auf eine andere Gruppe der Anwesenden gerichtet. Ronica wurde wachsamer und beschloss, besser aufzupassen, wenn sie dem rotierenden Blick des Drachen begegnete.
    Jani Khuprus sprach vom Podest aus. Ihre Stimme bebte, als sie es wagte, die Drachenkönigin anzusprechen, aber in ihren Worten schimmerte eiserne Entschlossenheit durch. »Sicher, die Menschen können in der Regenwildnis leben. Aber nicht, ohne dafür zu bezahlen, und nicht ohne bestimmte Kenntnisse.
    Wir sind der lebende Beweis dafür. Die Regenwildnis gehört den Regenwildhändlern. Wir sind nicht bereit, sie uns wegnehmen zu lassen.« Sie hielt inne und holte zitternd Luft.
    »Niemand von den anderen weiß, wie man neben dem Fluss existiert, wie man in den Bäumen baut oder wie man der Jahreszeit des Wahnsinns widersteht. Die versunkene Stadt, in der wir einst nach Handelsgütern gegraben haben, ist verloren. Wir müssen andere Wege finden, um dort zu überleben. Nichtsdestotrotz ist die Regenwildnis unsere Heimat. Wir werden sie nicht einfach aufgeben.«
    »Dann müsst ihr die Wachen im Winter übernehmen«, sagte die Drachenkönigin unbeeindruckt. Sie neigte den Kopf. »Ihr seid für diese Aufgabe besser geeignet, als ihr ahnt.«
    Jani rang sichtlich darum, ihre Entschlossenheit nicht zu verlieren. »Das können wir vielleicht tun. Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden.« Sie ließ den Blick über die Versammlung gleiten, und ihre Stimme klang fester, als sie befahl: »Entzündet die Fackeln. Die Festlegung der Einzelheiten kann vielleicht etwas dauern.«
    »Aber nicht zu lange«, sagte die Drachenkönigin warnend.
    Jani ließ sich nicht einschüchtern. »Das ist keine Aufgabe, die eine Hand voll Männer mit ein paar Schaufeln erledigen könnte. Ingenieure und Arbeiter aus Bingtown werden uns helfen müssen, die Rinne für dich zu vertiefen. Es wird der Planung bedürfen und vieler Arbeiter. Die Bevölkerung von Trehaug ist vielleicht nicht groß genug, um ein solches Unternehmen allein zu bewältigen.«
    Janis Stimme wurde immer sicherer, und allmählich verfiel sie in den Singsang des Handels. Davon verstand sie etwas.
    »Es wird Schwierigkeiten geben, die zu überwinden sind, aber die Regenwildhändler sind an die Härte des Lebens in der Regenwildnis gewöhnt. Arbeiter müssen versorgt und untergebracht werden. Wir brauchen Nachschub an Lebensmitteln, wozu wir unsere Lebensschiffe benötigen, zum Beispiel den Kendry, der uns geraubt wurde. Du wirst uns doch sicher helfen, ihn zurückzubekommen? Und auch dafür sorgen, dass die Mündung des Flusses von Chalcedeanern freigehalten wird, damit der Nachschub ungehindert fließen kann?«
    Die Augen der Drachenkönigin verengten sich. »Natürlich«, sagte sie förmlich. »Damit bist du doch jetzt sicher zufrieden?«
    In der offenen Halle wurden Fackeln entzündet. Die Helligkeit, die sie spendeten, schien den Himmel nur noch dunkler zu machen. Es wurde allmählich kalt,
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