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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Autoren: Robin Hobb
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und die Menschen rückten näher zusammen. Die Nacht vertrieb die Wärme des Tages, aber keiner dachte daran zu gehen. Verhandeln war das Blut von Bingtown, und dies hier war ein viel zu wichtiges Geschäft, als dass nicht jeder persönlich dabei hätte Zeuge sein wollen.
    Jani runzelte ihre schuppige Stirn. »Wir müssen eine zweite Stadt bauen, in der Nähe der ›oberen Brutstätte‹, von der du gesprochen hast. Das wird Zeit kosten.«
    »Zeit haben wir nicht«, erklärte die Drachenkönigin ungeduldig. »Es ist von absoluter Wichtigkeit, dass diese Arbeit so unverzüglich wie möglich begonnen wird, bevor noch mehr Seeschlangen sterben.«
    Jani zuckte hilflos mit den Schultern. »Wenn es so schnell gehen muss, brauchen wir noch mehr Arbeiter. Wir müssen sie vielleicht sogar aus Jamaillia holen. Sie müssen bezahlt werden. Woher soll das Geld kommen?«
    »Geld? Bezahlen?« Der Drache wurde ärgerlich.
    Plötzlich trat Dujia vor und stellte sich neben Jani. »Es ist nicht nötig, Arbeiter aus Jamaillia zu holen. Mein Volk ist hier.
    Die Tätowierten sind hierher gebracht worden, damit sie arbeiten, und man hat uns nicht bezahlt. Einige von uns werden bereit sein, den Fluss hinaufzusegeln und diese Arbeit zu tun.
    Aber nicht gegen Geld, sondern gegen eine Chance. Eine Chance, Heim und Zukunft zu bekommen. Gebt uns zunächst Essen und Wohnraum. Dann werden wir arbeiten, um unser Glück zu machen.«
    Jani drehte sich langsam zu ihr um. Eine wilde Hoffnung zeichnete sich auf dem Gesicht der Regenwildfrau ab. Sie sprach langsam und deutlich und umriss mit ihren Worten ein Verhandlungsangebot. »Wer in die Regenwildnis kommt, muss ein Angehöriger des Regenwildvolks werden. Ihr könnt euch nicht von uns fern halten.«
    Sie starrte Dujia an, aber die Tätowierte zuckte weder vor Janis Schuppen noch ihren sanft glühenden Augen zurück. Jani lächelte sie an. Dann ließ sie ihren Blick über die versammelten Menschen gleiten. Anscheinend betrachtete sie die Tätowierten in einem ganz neuen Licht.
    »Eure Kinder müssen sich Ehemänner und -frauen unter uns suchen. Eure Enkelkinder würden Regenwildmenschen sein.
    Wenn man einmal in die Regenwildnis gekommen ist, kann man sie nie mehr verlassen. Ihr könnt euch nicht von uns absondern und euer eigenes Leben führen. Es ist außerdem kein einfaches Leben. Viele werden sterben. Ist euch klar, was ihr da anbietet?«
    Dujia räusperte sich. Als Jani sie wieder ansah, erwiderte sie ihren Blick gleichmütig. »Ihr sagt, wir müssen auch Regenwildmenschen werden. Ihr nennt euch selbst Regenwildhändler. Werden wir das dann auch? Händler? Mit den Rechten von Händlern?«
    »Diejenigen, die Regenwildhändler heiraten, werden stets ebenfalls Regenwildhändler. Vermischt eure Familien mit unseren, und eure werden unsere.«
    »Unsere Häuser würden uns selbst gehören? Was wir erarbeiten, ist unser Eigentum?«
    »Selbstverständlich.«
    Dujia ließ ihren Blick über die Versammlung gleiten und suchte die Gruppen der Tätowierten. »Das wolltet ihr, habt ihr mir gesagt. Heim und Besitz, den ihr an eure Kinder weitergeben könnt. Auf gleicher Ebene stehen wie eure Nachbarn. Das Regenwildvolk bietet es uns an. Sie warnen uns offen vor den Fährnissen, die auf uns warten. Ich habe für euch gesprochen, aber entscheiden muss jeder von euch selbst.«
    Jemand von den Tätowierten rief: »Wenn wir nicht in die Regenwildnis gehen wollen? Was dann?«
    Serilla sah ihre letzte Chance.
    »Ich spreche mit der Autorität der Satrapie. Von nun an soll es keine Sklaven in Bingtown mehr geben. Tätowierte sind Tätowierte, nicht mehr oder weniger. Es würde die Originalcharta der Bingtown-Händler verletzen, wenn ich die Tätowierten auf dieselbe Stufe stellen würde wie die Händler. Das kann ich nicht. Aber ich kann entscheiden, dass von nun an in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Gesetzen Bingtowns die Satrapie von Jamaillia keinerlei Sklaverei in Bingtown mehr dulden wird.«
    Sie machte eine dramatische Pause. »Tätowierte, ihr seid frei!«
    »Das waren wir schon immer!«, brüllte einer und verdarb der Gefährtin auch diesen Auftritt.
    Mingsleh unternahm einen letzten Versuch, die Arbeitskraft der Sklaven für seine Leute zu retten. »Aber unabhängige Diener sind doch sicherlich eine andere Angelegenheit…«
    Er wurde niedergeschrieen, und zwar nicht nur von den Leuten, sondern auch durch ein kurzes Bellen den Drachenkönigin.
    »Genug! Löst diese armseligen Fragen in eurer Freizeit.
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