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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Autoren: Robin Hobb
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nicht betrogen. Du gibst mir die Schuld, weil du dein Weibchen nicht finden kannst, aber ich habe mein Wort dir gegenüber längst erfüllt. Ich konnte deine Malta nicht für dich retten. Ich habe alles getan, was ich vermochte, und es dann dir überlassen, deine Probleme zu lösen.
    Du bist gescheitert. Das ist nicht meine Schuld, und ich verdiene nicht, dafür geschmäht zu werden. Du hast versagt, du kleines Männchen. Und ich habe auch nicht gelogen. Öffne dich.
    Berühre mich und wisse, dass ich die Wahrheit gesagt habe.
    Malta lebt.«
    Schon zweimal zuvor hatte er Maltas Seele berührt. In der mystischen Intimität der Traumdose, in der Vereinigung, die durch das fein gemahlene Hexenholz zustande gekommen war, hatten sich ihre Gedanken miteinander verwoben. Sie hatten gut zusammen geträumt. Die Erinnerung daran erhitzte immer noch sein Blut. In der Einheit der Traumdose hatte er sie auf eine Art und Weise kennen gelernt, die er niemals mit einer anderen Frau verwechseln konnte. Jenseits des Duftes, der Berührung oder selbst des Geschmacks ihrer Lippen lag eine andere Empfindung, die die Essenz von Malta in seinen Verstand eingebrannt hatte.
    Die Drachenkönigin bemächtigte sich seines Geistes. Er wurde von ihr gehalten, ob er wollte oder nicht. Er kämpfte dagegen an, bis er in der Drachenkönigin eine andere Essenz spürte.
    Schwach wie ein Parfüm im Wind berührte eine andere, aber dennoch vertraute Empfindung seinen Geist: Malta. Durch die Drachenkönigin konnte er sie zwar spüren, aber nicht berühren.
    Er beugte sich sehnsüchtig vor, fand jedoch keine Substanz. Er fühlte Tintaglias Bemühungen, als sortiere sie Maltas Faden aus einem ganzen Knäuel von Empfindungen aus. Einen Moment war er stark und verfälscht, dann verschwand er in Erinnerungen an Wind, Regen und Salzwasser. Wo ist sie?, fragte sein Geist Tintaglia. Wie geht es ihr?
    So etwas kann ich nicht durch meinen Geist in Erfahrung bringen!, erwiderte die Drachenkönigin verächtlich. Genauso gut kannst du versuchen, ein Geräusch zu riechen oder das Sonnenlicht zu schmecken! Das sind die Grenzen unserer Sinne. Sie sind nicht dafür geschaffen, eine Brücke zwischen Drachen und Menschen zu schlagen. Du hast nicht die Fähigkeit, es selbst auszustrahlen, deshalb merkt sie nichts von deiner Sehnsucht. Ich kann dir nur sagen, dass sie irgendwo lebt. Irgendwie. Glaubst du mir jetzt?
    »Ich glaube, Malta lebt. Ich glaube, sie lebt. Sie lebt.« Reyn flüsterte die Worte.
    Jani kletterte von dem Podest, drängte sich durch die Menge und kniete sich neben ihren Sohn. Dann blickte sie über seinen Körper hinweg Selden an. »Was hat sie ihm angetan?«, rief sie.
    Keffria beobachtet die beiden. Wusste Jani, wie sehr sie der Drachenkönigin glich? Die feinen Schuppen über ihren Lippen und auf ihrer Stirn und der schwache Glanz ihrer Augen in dem Licht der Fackeln verstärkten diese Ähnlichkeit noch. Jani kniete neben Reyns Körper und starrte ihn an, während Tintaglia auf sie beide hinabsah. Wie konnte jemand, der dem Drachen so ähnlich sah, ihrem Sohn eine solche Frage stellen?
    Selden kniete neben ihnen, aber sein Blick war verzückt auf die Drachenkönigin gerichtet, die sich über ihnen erhob. Seine Lippen bewegten sich, als bete er, aber er ließ Tintaglia nicht aus den Augen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Keffria an seiner Stelle. Sie betrachtete Maltas Verlobten, der sich wieder rührte. Er sah selbst halb aus wie ein Drache, aber er war bereit gewesen, sein Leben zu riskieren, um das ihre zu retten. Sein Herz war so menschlich wie ihres. Sie betrachtete auch ihren eigenen Sohn, der die Drachenkönigin so eindringlich ansah. Das Licht spielte über Seldens Schuppen. Auch er hatte vor dem Drachen gestanden und um das Leben seiner Familie gefleht. Er gehörte noch zu ihr. Keffria legte ihre Hand sanft auf Reyns Brust.
    »Bleibt ruhig liegen«, bat sie ihn. »Ihr werdet Euch wieder erholen. Bleibt einfach ruhig liegen.«
    Über ihnen hatte die Drachenkönigin den Kopf erhoben und trompetete triumphierend. »Er glaubt mir! Ihr seht, Menschen von Bingtown, ich lüge nicht. Kommt, lasst uns diesen Handel besiegeln, den wir abgeschlossen haben, dann beginnt morgen ein neues Leben für uns!«
    Jani sprang abrupt hoch. »Dem werde ich nicht zustimmen.
    Es wird hier keine Abmachung geben, bis ich nicht weiß, was du meinem Sohn angetan hast!«
    Tintaglia streifte Reyn beiläufig mit ihrem Blick. »Ich habe ihn erleuchtet, Händlerin Khuprus.
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