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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Autoren: Robin Hobb
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Mehr nicht. Er wird mich nicht mehr anzweifeln.«
    Reyn umklammerte mit seiner schuppigen Hand plötzlich Keffrias Gelenk. Sein Blick bohrte sich in ihren. »Sie lebt«, stieß er heftig hervor. »Malta lebt wirklich. Ich habe durch den Drachen ihren Geist berührt.«
    Das Weiße von Reyns kupferfarbenen Augen glühte, als er sich in eine sitzende Position aufrichtete. Er holte zitternd Luft.
    »Schließe jeden Handel mit Bingtown ab, den du willst, Tintaglia«, sagte er. »Aber vorher treffen wie eine eigene Vereinbarung.«
    Er senkte die Stimme. »Du hast mir das letzte Stück des Puzzles offenbart.« Er musterte sie aufmerksam, als er weitersprach. »Vielleicht haben noch andere Drachen wie du überlebt.«
    Bei seinen letzten Worten erstarrte Tintaglia und blickte auf Reyn hinunter. Nachdenklich drehte sie den Kopf. »Wo?«, wollte sie wissen.
    Bevor Reyn antworten konnte, kletterte Mingsleh vom Podest und drängte sich zwischen Reyn und die Drachenkönigin. »Das ist nicht fair!«, verkündete er. »Leute von Bingtown, hört mir zu. Sprechen die Regenwildleute für uns alle? Nein! Sollte diesem einen Mann gestattet sein, unseren Handel einfach aufzuhalten, um seine Herzensangelegenheit zu klären? Natürlich nicht!«
    Selden trat ihm entgegen. »Eine Herzensangelegenheit? Hier geht es um das Leben meiner Schwester!« Er sah die Drachenkönigin an. »Sie ist mir so teuer wie dir jede einzelne Seeschlange, Tintaglia. Glaub es mir. Zeig den anderen, dass du verstehst, warum die Sehnsucht meiner Familie nach ihr genauso drängend ist wie dein Bestreben, deine Art zu retten!«
    »Ruhe!« Der Kopf der Drachenkönigin schoss herunter. Ein winziger Stoß fegte Mingsleh zur Seite. Sie musterte Reyn.
    »Andere Drachen? Hast du sie gesehen?«
    »Noch nicht. Aber ich könnte sie finden«, antwortete Reyn.
    Er lächelte, während sein Blick ernst und hart blieb. »Vorausgesetzt, du tust, was Selden vorschlägt. Beweise, dass du akzeptierst, dass unsere Verwandtschaftsangelegenheiten uns genauso viel bedeuten wie dir deine.«
    Die Drachenkönigin warf den Kopf zurück. Sie blähte die Nüstern, und ihre Augen rotierten heftig. Sie schien mit sich selbst zu sprechen. »Finden? Wo?«
    Reyn lächelte. »Ich habe keine Angst, dir das zu verraten. Es erfordert die Arbeit der Menschen, sie für dich auszugraben.
    Wenn die Altvorderen in einer Stadt die Kokons in den Schutz von Räumen brachten, dann haben sie es vielleicht in anderen Städten auch getan. Das ist doch ein fairer Handel, oder nicht?
    Gib du mir meine Liebe zurück, dann werde ich mich der Rettung von Angehörigen deiner Spezies widmen, die vielleicht noch überlebt haben.«
    Die Drachenkönigin blähte ihre Nüstern weit auf, und der Glanz ihrer Augen intensivierte sich. Ihr Schwanz peitschte vor Erregung hin und her, und Keffria hörte von draußen die furchtsamen Schreie der Zuschauer. Aber in der Händlerhalle blieb Reyn vollkommen ruhig. Er stand kurz vor seinem Triumph. Die Leute um ihn herum lauschten gebannt.
    »Abgemacht!«, brüllte Tintaglia. Ihre Schwingen zuckten, bebten und raschelten, als wollte sie sofort losfliegen. Sie peitschte die stille Nachtluft auf und erzeugte einen Wind, der an den Menschen in dem dachlosen Gebäude vorbeifegte. »Die anderen sollen Pläne machen, wie man den Fluss ausheben kann. Du und ich, wir werden bei Tagesanbruch aufbrechen, um nach den alten Ruinen zu suchen…«
    »Nein.« Reyn blieb gelassen, als der wütende Schrei der Drachenkönigin in den nächtlichen Himmel emporstieg. Die Leute schrieen entsetzt auf und duckten sich da, wo sie gerade standen. Nicht jedoch Reyn. Er blieb ruhig stehen, während die Drachenkönigin ihrer Wut freien Lauf ließ.
    »Erst Malta!«, befahl Reyn, als sie Atem holte.
    »Ich soll dein Weibchen suchen, während mein Volk in Kälte und Finsternis gefangen ist? Niemals!« Diesmal ließ der wütende Hauch des Drachen die Erde unter Keffrias Füßen beben.
    »Hör mir zu, Drachenkönigin«, fuhr Reyn entschlossen fort.
    »Der Hochsommer ist die richtige Zeit zu forschen und auszugraben. Dann führt der Fluss wenig Wasser. Jetzt ist es Zeit, Malta zu suchen.«
    Als die Drachenkönigin ihren Kopf zurückwarf und ihr Maul weit aufriss, schrie er sie an. »Wenn das hier funktionieren soll, müssen wir wie zwei Gleichberechtigte verhandeln, ohne Drohungen. Wirst du ruhig bleiben, oder müssen wir beide mit unserem Verlust leben?«
    Tintaglia senkte den Kopf. Ihre Augen rotierten wütend, aber ihre
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