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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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Ich will nicht, dass jemand vor mir kriecht.« Es schien ihm geraten, dem Mann sein Anliegen unmissverständlich klarzumachen. »Bitte. Tut meinem Vater nichts.«
    Die Kartenvisage zuckte mit den Schultern. »Wie du willst. Aber ich spreche aus Erfahrung, Junge. Es ist der einzige Weg, wie man mit solchen Kerlen umgehen kann. Er kriecht vor dir, oder du kriechst vor ihm. Etwas anderes gibt es für ihn nicht.«
    »Vielleicht«, räumte Wintrow zögernd ein. Er wollte schon weggehen, blieb dann aber stehen. »Ich kenne Eure Namen nicht.«
    »Villia. Du bist Wintrow, richtig?«
    »Ja. Ich bin Wintrow. Es freut mich, dass ich Euren Namen weiß, Villia.« Wintrow sah den anderen Posten erwartungsvoll an.
    Der runzelte die Stirn und wirkte beklommen. »Deccan«, antwortete er schließlich.
    »Deccan«, wiederholte Wintrow und beschloss, sich die Namen zu merken. Er erwiderte den Blick des Mannes und nickte ihm zu, bevor er sich umdrehte. Er spürte die Belustigung, aber auch den Respekt bei Villia. Als er auf Deck trat, blinzelte er im Sonnenlicht. Sa'Adar versperrte ihm den Weg. Der hoch gewachsene Priester wirkte von seinem Sklavendasein immer noch mitgenommen. Die Hand- und Fußfesseln hatten die Haut an seinen Gelenken aufgeschabt.
    »Ich habe nach dir gesucht«, verkündete er. Zwei Kartenvisagen flankierten den Priester wie angeleinte Bluthunde.
    »Habt Ihr das?« Wintrow beschloss weiterzumachen, wie er angefangen hatte. Er straffte die Schultern und sah dem älteren Mann offen in die Augen. »Habt Ihr diese Männer vor der Kajüte meines Vaters postiert?«, wollte er wissen.
    Der Wanderprediger ließ sich nicht einschüchtern. »Allerdings. Dieser Mann muss eingesperrt bleiben, bis man über ihn zu Gericht gesessen und ihn verurteilt hat.« Der Priester sah Wintrow hochmütig an. Er war so viel größer und älter als er. »Willst du das in Frage stellen?«
    »Ich?« Wintrow tat, als denke er ernsthaft über die Frage nach. »Warum sollte es Euch kümmern, wenn ich es täte? Wenn ich Ihr wäre, würde es mich nicht interessieren, was Wintrow Vestrit denkt. Ich würde mir darüber Sorgen machen, was Kapitän Kennit darüber denkt, wenn ich mir eine solche Autorität anmaße.«
    »Kennit ist ein sterbender Mann«, erwiderte Sa'Adar unerschrocken. »Brig hat hier das Kommando. Und er scheint meine Autorität über die Sklaven zu begrüßen. Er lässt ihnen durch mich seine Befehle übermitteln. Und er hat auch nichts dagegen gehabt, dass ich Kapitän Haven unter Bewachung gestellt habe.«
    »Sklaven? Es sind doch jetzt sicher alles freie Menschen, oder?« Wintrow lächelte bei diesen Worten und tat so, als merke er nicht, wie gespannt die Kartenvisagen der Unterhaltung folgten. Die anderen ehemaligen Sklaven an Deck lauschten ebenfalls. Und einige rückten näher.
    »Du weißt, was ich meine!«, rief Sa'Adar verärgert.
    »Normalerweise sagt man, was man meint…« Wintrow ließ diese Feststellung eine Weile wirken und fügte dann hinzu: »Ihr sagtet, Ihr hättet mich gesucht?«
    »Allerdings. Hast du Kennit heute gesehen?«
    »Warum wollt Ihr das wissen?«, konterte Wintrow gelassen.
    »Weil ich einfach wissen will, welche Absichten er hat.« Der Priester hatte eine gut ausgebildete Stimme und setzte sie jetzt geschickt ein. Mehr als ein tätowiertes Gesicht wandte sich ihm zu, als er weitersprach. »Die Gerüchte in Jamaillia-Stadt besagen, dass Kapitän Kennit die Mannschaft tötet, wenn er ein Sklavenschiff kapert, und das Schiff den Sklaven gibt, die darauf gefangen waren, damit sie ebenfalls Piraten werden und seinen Feldzug gegen die Sklaverei fortsetzen können. Das haben wir jedenfalls gehofft, als wir seine Hilfe akzeptierten, dieses Schiff zu bemannen, das wir genommen hatten. Wir haben erwartet, dass wir es behalten könnten. Und wir hofften es als Werkzeug für den neuen Anfang einsetzen zu können, den wir machen müssen. Jetzt jedoch spricht Kapitän Kennit so, als wollte er es selbst behalten. Nach allem, was wir über ihn gehört haben, können wir nicht glauben, dass er ein Mann ist, der uns das einzige Wertvolle nimmt, was wir haben. Aus diesem Grund möchten wir ihn fragen, schlicht und ehrlich: Wem, glaubt er, gehört das Schiff?«
    Wintrow betrachtete ihn gleichmütig. »Wenn Ihr Kapitän Kennit diese Frage stellen wollt, dann lasst Euch nicht davon abhalten. Denn nur er kann Euch eine Antwort darauf geben. Wenn Ihr aber mich fragt, dann hört Ihr nicht meine Antwort, sondern die Wahrheit.« Er
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