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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Autoren: Robin Hobb
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wieder vergewaltigt und geschlagen hat. Ihr habt das absichtlich getan. Ihr wusstet, was ich erdulden musste. Ihr habt nichts dagegen unternommen. Bis Ihr mich brauchtet, hat es Euch auch nicht interessiert, was aus mir geworden ist. Im Gegenteil, es hat Euch amüsiert!«
    »Ich sehe nicht, dass du großen Schaden genommen hast«, erklärte er abwehrend. »Du sprichst mit mir wie immer und bist auch genauso grausam. Ihr Frauen macht darum immer so ein Gewese! Immerhin ist es doch das, was Männer für gewöhnlich mit Frauen machen. Es ist das, wofür ihr gemacht seid und was du mir vorenthalten hast!« Er zupfte an der Decke und fuhr anklagend fort: »Vergewaltigung ist etwas, das Frauen sich ausgedacht haben, um so zu tun, als ob Männer ihnen etwas stehlen, wovon sie doch eigentlich einen unendlichen Vorrat haben. Du hast keine dauernden Schäden davongetragen. Ich gebe zu, dass es ein grober Scherz war und auch schlecht überlegt… Aber ich verdiene dafür nicht den Tod.« Er drehte den Kopf und starrte das Schott an. »Wenn ich tot bin, wirst du zweifellos erheblich mehr erdulden müssen«, meinte er mit beinahe kindischer Genugtuung.
    Nur die unbestreitbare Wahrheit seiner letzten Bemerkung hielt sie davon ab, ihn auf der Stelle umzubringen. Ihre Verachtung für ihn war plötzlich grenzenlos. Er hatte keine Ahnung, was er ihr angetan hatte, und schlimmer noch, er schien darüber hinaus unfähig, das auch nur annähernd zu begreifen. Dass dies der Sohn des gütigen und weisen Satrapen war, der sie zu seiner Gefährtin gemacht hatte, war unbegreiflich. Sie überlegte, welche Schritte sie unternehmen musste, um ihr Überleben zu sichern. Unbeabsichtigt gab er ihr die Antwort.
    »Vermutlich muss ich dir Geschenke, Ehrungen und Bestechungsgeld geben, bevor du dich um mich kümmern willst?« Er schnüffelte.
    »Genau«, antwortete sie eisig. Sie würde die teuerste Hure werden, die er jemals erschaffen hatte. Serilla ging zu einem Schreibtisch, der an dem Schott befestigt war, und schob die Kleidung und einen vergessenen Teller mit schimmligen Leckereien fort. Dann suchte sie Pergament, eine Schreibfeder und Tinte. Sie legte die Dinge auf die Schreibplatte und zog sich einen Stuhl heran. Ihre veränderte Haltung rief ihr schmerzhaft ins Gedächtnis, wie verwundet ihr ganzer Körper war. Sie hielt inne und runzelte die Stirn. Dann ging sie zur Tür und riss sie auf. Der Matrose, der davor stand, sah sie fragend an.
    »Der Satrap braucht ein Bad!«, befahl sie gebieterisch. »Bringt seine Wanne mit sauberen Handtüchern und Eimer mit heißem Wasser. Und zwar schnell!« Sie schloss die Tür, bevor er reagieren konnte.
    Dann kehrte sie zum Schreibtisch zurück und nahm die Feder zur Hand.
    »Ich will kein heißes Bad. Dafür bin ich viel zu erschöpft. Kannst du mich nicht hier im Liegen waschen?«
    Vielleicht erlaubte sie ihm, das Badewasser zu benutzen, wenn sie fertig war. »Seid ruhig. Ich muss nachdenken«, befahl sie ihm. Sie schloss kurz die Augen und sammelte ihre Gedanken.
    »Was machst du?«, wollte der Satrap wissen.
    »Ich setze ein Dokument auf, das Ihr unterschreiben werdet. Und jetzt seid ruhig!« Sie wog die Bedingungen ab. Sie würde eine neue Position für sich selbst schaffen, als ständige Gesandte des Satrapen in Bingtown. Sie brauchte ein Gehalt, ein angemessenes Quartier und Bedienstete. Sie trug die großzügige, aber keineswegs übertriebene Summe ein. Wie viel Macht sollte sie sich zugestehen? Darüber dachte sie nach, während ihre Feder Zahlen und Buchstaben auf das Papier zauberte.
    »Ich bin durstig«, flüsterte er heiser.
    »Wenn ich fertig bin und Ihr das unterschrieben habt, hole ich Euch Wasser«, erklärte sie ihm.
    Eigentlich kam er ihr nicht sonderlich krank vor. Vermutlich war es eine Kombination aus Übelkeit, Seekrankheit, Wein und Lustkräutern. Das zusammen mit einem Mangel an Dienern und Gefährtinnen, die ihn umschmeichelten, und schon glaubte er, er müsste sterben. Fein.
    Es kam ihren Plänen sehr zugute, dass er sich im Sterben wähnte. Sie hob einen Augenblick den Federkiel vom Papier und neigte den Kopf, während sie nachdachte.
    Es gab Brechmittel und Abführmittel in der Medizintruhe, die er mitgenommen hatte.
    Vielleicht konnte sie ja dafür sorgen, dass er sich nicht zu rasch erholte, während sie ihn »heilte«. Sie brauchte ihn lebendig, aber nur bis Bingtown.
    Serilla legte den Federkiel zur Seite. »Vielleicht sollte ich mir doch erst etwas Zeit nehmen, Euch eine
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