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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche
Autoren: Piers Anthony
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sein. Die Zauberkönigin konnte Dinge verschwinden lassen, indem sie die Illusion offenen Raumes schuf. Daran hätte er früher denken müssen.
    Der Zentaur war jetzt richtig in Fahrt. Unsichtbares Blattwerk schlug Bink ins Gesicht wie eine heftige Bö, doch er hielt sich unbeirrt fest. Wieder erschien ein neues Hindernis, Chester bog ein, um einem weiteren Gang zu folgen, der in die richtige Richtung führte, und durchbrach eine weitere Hecke. Wenn sich dieser Zentaur einmal in Bewegung gesetzt hatte, dann wehe dem Menschenwesen, Tier oder Gebüsch, das sich ihm in den Weg stellte!
    Plötzlich waren sie aus dem Labyrinth heraus am Schloßgraben. Chesters Schwenk hatte sie jedoch zwanzig Schritte seitlich von der Zugbrücke ins Freie gebracht – und es gab keinen Platz mehr für eine Kurskorrektur. »Halt dich fest!« schrie Chester und sprang.
    Diesmal war der Stoß so gewaltig, daß Bink eine doppelte Handvoll Mähnenhaare herausriß und dennoch nach hinten abglitt. Dann rutschte er vollends ab und fiel platschend in den Graben.
    Sofort kamen die Grabenungeheuer mit eifrig aufgerissenen Mäulern auf ihn zu geschwommen. Sie waren stets auf der Hut. Das mußten sie auch sein, denn sonst wären sie gefeuert worden. Eine riesige Schlange stürzte sich auf ihn, mit glitzernden Fängen, die so lang waren wie Binks Finger. Auf der anderen Seite riß ein purpurnes Krokodil das riesige Maul auf und zeigte Zähne, die noch länger waren. Und unter Bink erhob sich ein Behemoth aus dem wirbelnden Grabenschlamm. Sein Rücken war so breit, daß er den ganzen Graben auszufüllen schien.
    Bink schlug verzweifelt um sich und versuchte, sich schwimmend in Sicherheit zu bringen, doch er wußte genau, daß kein Mensch auch nur einem dieser Ungeheuer entkommen konnte, geschweige denn gleich dreien. Der Behemoth tauchte auf und hob ihn halb aus dem Wasser. Das Krokodil kam mit weit geöffnetem Rachen auf ihn zu, und die Schlange stieß blitzschnell von oben auf ihn herab.
    Doch da – stießen Krokodil und Schlange zusammen, und ihre Zähne stoben Funken. Beide Ungeheuer wurden von den Massen des auftauchenden Behemoths beiseitegeschleudert – und Bink rutschte wie geschmiert auf dem schrägliegenden Rücken des Untiers sicher auf die Steinwand der Schloßseite. Wirklich ein erstaunliches Zusammentreffen von Ereignissen!
    Chester war ebenfalls sicher auf der Schloßseite aufgekommen und zerrte ihn endgültig aus dem Graben. Es schien ihn nicht im mindesten anzustrengen. Doch als er sprach, bebte seine Stimme. »Ich dachte schon … als du mitten in diese Ungeheuer gestürzt bist … so was habe ich noch nie gesehen, wie du –«
    »Ach, die waren nicht wirklich hungrig«, versuchte Bink das Ereignis herunterzuspielen. »Sie haben nur mit ihrem Fressen gespielt und es einfach übertrieben. Gehen wir rein. Inzwischen dürften die Erfrischungen aufgetischt werden.«
    »Au ja!« stimmte Chester ihm zu. Wie alle kräftigen Wesen litt er unter einem chronischen Appetit.
    Sie schritten auf das Schloß zu – und die Illusionen verschwanden. Der Zauber war gebrochen, sie waren wieder sie selbst, Mensch und Zentaur. »Weißt du, ich wußte ja gar nicht, wie scheußlich mein Gesicht aussieht, bis ich es an dir gesehen habe«, meinte Chester nachdenklich.
    »Aber dafür hast du ein extrem gutaussehendes Hinterteil«, erwiderte Bink.
    »Das stimmt, das stimmt«, sagte der Zentaur besänftigt. »Ich hab’s ja immer gesagt, daß Cherie mich nicht wegen meiner Visage genommen hat.«
    Bink fing an zu lachen, merkte jedoch, daß sein Freund es ernst meinte. Außerdem befanden sie sich nun am Eingang und in Hörweite der anderen.
    Der Posten am Tor furchte die Stirn.
    »Wie viele hast du erraten? Bink?« fragte er mit gezücktem Notizbuch.
    »Einen, Crombie«, sagte Bink und zeigte auf Chester. Dann fiel ihm die Manticora wieder ein. »Nein, zwei.«
    »Dann bist du nicht mehr im Rennen«, sagte Crombie. »Der beste Bewerber bisher hat zwölf.« Er blickte Chester an. »Und du?«
    »Ich will den Preis sowieso nicht haben«, sagte der Zentaur brummig.
    »Ihr Jungs habt euch einfach keine Mühe gegeben«, sagte Crombie. »Wenn ich dort draußen gewesen wäre, anstatt für die Königin den Laufburschen zu spielen –«
    »Ich dachte, du magst diesen Palastjob«, sagte Bink.
    »Ja, schon, aber Abenteuer gefallen mir besser. Der König ist ja ganz in Ordnung, aber –« Crombie zog eine Grimasse. »Ihr kennt ja die Königin.«
    »Alle Stuten sind
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