Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
Vom Netzwerk:
Schönheit gegenüber so fatalistisch wie wehrhaft: »Das Problem mit der Schönheit«, sagt sie, »ist wie reich geboren zu werden und immer ärmer zu werden.« Mir gefiel hierbei, dass sie den Kampf nicht aufgab, dass sie sich mit all dem Lipgloss und Moisturizer, der uns zur Verfügung stand, zu Wehr setzte, und zwar nicht verkrampft oder verzweifelt, sondern so, als wäre es einerseits ihre Pflicht und andererseits, als würde es ihr wirklich Spaß machen.
    Brigitte Bardot hingegen, von der man nur mit blindem politisch-korrektem Gehorsam behaupten kann, sie sei »in Würde« gealtert, hat einfach irgendwann aufgegeben. Über die Motive sagt sie selbst: »Ich schenkte meine Schönheit und mein Leben den Männern. Meine Weisheit und meine Erfahrung widmete ich den Tieren.« Man könnte fragen: Was hat sie sich selbst geschenkt? Egal. Bardot, für ein paar Jahre lang die schönste und sinnlichste Frau der Welt, hatte wahrscheinlich irgendwann genug davon, nur auf ihr Aussehen reduziert zu werden, und sich dann geweigert, dieses Spiel weiter mitzuspielen. Das optische Ergebnis ist erschütternd. Der Anblick ihrer Gruppenfotos mit Falten, Irrsinn und Katzen genügten, um mich lieber für »high« als »low« maintenance zu entscheiden. Bardot hat einen klaren Schnitt in ihrem Leben vollzogen, von dem an sie sich gehen ließ. Das war ihr gutes Recht. Aber es war keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Einstellung.
    Mir wurde klar, dass ich zum Team Joan Collins gehören wollte, und dass daran absolut nichts falsch war.
    Die Motivation, die mich in Yogas Arme getrieben hatte, war mein Wunsch nach Schönheit gewesen. Dabei hatte ich meine Schönheit immer als selbstverständlich beziehungsweise nicht existent oder indiskutabel angesehen, war dann aber eines Besseren belehrt worden und sah sie nun dahinschwinden. Diesen Verfall wollte ich unbedingt aufhalten! Ich erkannte, dass es dabei um mich ging, meine äußerliche Optimierung, die eventuell auch meinem Inneren zuträglich werden könnte, um Schönheit als etwas sehr Greifbares und Reales. Je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger verstand ich Schönheit als Mythos. Was sollte diese ganze Mythos-Schönheit-Chose eigentlich heißen? Wenn etwas real und greifbar und tatsächlich veränderbar ist, ist es dann nicht das eigene Aussehen? Ist die eigene Schönheit nicht der eine Punkt in unserem modernen Leben, den wir tatsächlich beeinflussen, verändern und bearbeiten können? Und wenn man es tut – warum sollte man sich dabei schlecht und oberflächlich fühlen?
    Ich musste ja darauf kommen, denn das Thema Schönheit ist weder einfach noch eindimensional. Sie ahnen sicher, worauf ich anspiele. Naomi Wolf schreibt in ihrem feministischen Buch Der Mythos Schönheit , dass der, ähem, Schönheitsmythos ein Instrument sozialer Kontrolle sei, und sein Ziel darin bestehe, das gesellschaftliche Vordringen der Frau aufzuhalten. Hä? Wieso? Was hat das damit zu tun, dass jeder seit jeher Schönheit entweder anstrebt, begehrt oder bewundert? War das nicht eher ein humaner Instinkt als ein Zwang der (männerdominierten) Gesellschaft? Wolf schreibt außerdem, dass die Konkurrenz unter Frauen dabei Teil dessen sei, was der Mythos vorschreibe, weil sie spaltend wirke und Solidarität verhindere. Wir befänden uns mitten in einer heftigen reaktionären Rückschlagsbewegung gegen den Feminismus, und die politischen Waffen, deren er sich bediene, um das gesellschaftliche Vordringen der Frauen aufzuhalten, seien ebendiese Normen: der Schönheitsmythos.
    Was mich dieses Projekt gelehrt hatte, war, dass ich es eher mit schlauen Männern wie Goethe hielt: Schönheit sei, schrieb er, ein gar willkommener Gast. Auch hielt ich es mit Oscar Wilde, demzufolge Moral immer die letzte Zuflucht von Leuten war, die die Schönheit nicht begriffen.
    Natürlich konnte man Essays oder feministische Bücher über Schönheit schreiben oder Ausstellungen über sie zusammenstellen. Man konnte aber auch Yoga machen und sein Fett wegschmelzen lassen und immer weiter versuchen, so schön wie möglich auszusehen.
    Und das alles bitte schön, ohne sich dabei schlecht zu fühlen.
    Aber war es mir wirklich so schlecht ergangen in den letzten Monaten? Zugegeben, ich war zum Schluss etwas angespannt gewesen und hatte den Spaß verloren. Doch alles, was ich getan hatte, hatte ich für mich selbst getan. Es kam mir zugute. Wieso sollte ich mir die Laune verderben lassen, nur weil mich das alles angeblich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher