Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
Vom Netzwerk:
gegenüber Alev. Die Hochzeit war, wie es so schön heißt, off, und insofern auch die Deadline für mein Projekt. Ich tröstete Alev und machte mir gleichzeitig Gedanken, ob und wie viel Schuld ich an der ganzen Situation hatte. Hatte ich sie angesteckt? Ich wusste, wie Gruppenzwang unter Frauen funktionierte und wie leicht man sich anstecken kann. Frauen werden vor allem von anderen Frauen in ihrem Umfeld beeinflusst. Wenn etwa vier von fünf Frauen gerade auf Diät sind, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es die fünfte Frau in der Gruppe auch tun wird. Wer von sehr modebewussten Frauen umgeben ist, macht sich mehr Gedanken und gibt sich mehr Mühe mit seiner Kleidung. (Ich war zwei Jahre lang auf einem Mädchengymnasium gewesen, und dort wurde das Stylen wesentlich ernster genommen als auf gemischten Schulen.) Courteney Cox, die zehn Jahre lang Monica in der Serie Friends gespielt hatte, erzählte in einem Interview, dass sie in dieser ganzen Zeit jeden Mittag immer das Gleiche aß, zusammen mit Jennifer Aniston (Rachel) und Lisa Kudrow (Phoebe). Sie aßen jeden Tag einen Salat. Zehn Jahre lang jeden Tag einen Salat: Das muss man sich mal vorstellen! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Lisa Kudrow da vor allem mitgemacht hat, um nicht aus dem Rahmen zu fallen. Und so wie ich Alev mit meiner Optimierung angesteckt haben mag, hatte vorher Rosa mich angesteckt.
    Ich entschied mich für Botox. Es gab zwar keine Hochzeit mehr, auf der es zu posieren galt, aber man würde immer wieder Fotos von mir machen. Wenn es mir nicht gefiel, musste ich es ja nicht wiederholen. Der Effekt würde drei bis sechs Monate anhalten und Dr. Filler würde nur eine kleine Menge spritzen. Ich sollte nicht eine Glaubensfrage daraus machen. Ich würde ja nicht wie eines dieser Frankenstein-Monster enden. Letzten Endes war Botox doch genauso eine Geschmackssache wie die Höhe der Absätze und die Länge meiner Röcke.
    Dr. Filler befahl mir zu lächeln, so sehr ich konnte, und malte mir dann Einstichpunkte um die Augen. Dann machte er das Vorher-Foto, ich legte ich mich auf den Rücken, und die Spritze kam näher.
    »So, das tut jetzt nicht weh. Bitte ganz still halten.«
    Es tat weh. Nur kurz. Mehr als Augenbrauenzupfen, aber weniger als Bikinizonen-Waxing. Dann war alles vorbei. Ich sollte mich fünf Stunden lang nicht flach hinlegen. In zwei Wochen sollte ich zur Kontrolle wiederkommen, um zu schauen, ob er noch eine kleine Dosis nachsetzen musste.
    Die Wirkung von Botox entfaltet sich innerhalb von zehn Tagen. In meinem Falle bekam ich schon nach drei Tagen Komplimente von allen Seiten, sogar von der immer motzenden Kioskfrau.
    »Na Frollein, jut jeschlafen, wa?«
    Genau das ist das Ding mit Botox, wenn es gut gemacht ist: Man sieht aus, als hätte man die letzten zwei Wochen jede Nacht zehn Stunden durchgeschlafen. Das Zeug war echt gut. Kein Wunder, dass viele immer mehr wollten. Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und kontrollierte täglich, so auch, als ich an der Supermarktkasse stand und in meinem Handy-Display die Entwicklung der schwindenden Krähenfüße überprüfte.
    »Hallo«, hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir.
    Verdammt, da stand Herr Arschloch. Ich hatte schmutzige Haare und einen ollen Pulli an, dem man hätte zugutehalten können, dass er von meinem neuen Freund stammte.
    »Ach, hallo«, sagte auch ich, um Lässigkeit bemüht.
    »Wie geht’s dir? Du siehst toll aus«, sagte er.
    »Ja, mir geht’s auch toll. Sorry, ich muss jetzt …«
    »Ja, nee, klar … Sag mal, wollen wir mal was trinken gehen?«
    »Was würde denn deine Freundin dazu sagen?« Verdammt! Das war mir einfach so rausgerutscht.
    »Welche Freundin? Kati? Ist längst vorbei. Die war mir irgendwie zu hysterisch und immer auf Diät und so …«
    Ich sah ihn an. Ich war so über ihn hinweg, dass ich eigentlich auch mit ihm etwas hätte trinken gehen können – wenn er nur kein Arschloch gewesen wäre und ich Lust darauf gehabt hätte. Stattdessen sagte ich: »Klar. Meld’ dich mal.«
    Das tat er auch, dreimal in den nächsten vier Tagen. Natürlich ging ich nicht ran. Schließlich schrieb er mir eine SMS, ob wir denn nicht etwas trinken gehen wollten, und ich antwortete:
    Nö. Ich hab keinen Durst.
    Mann, war ich vielleicht cool. Wäre ich das nur vor einem Jahr mal gewesen, dann hätte ich mir die 19 Pfund gar nicht anfuttern brauchen.
    *
    Der Chefin fiel natürlich sofort auf, dass etwas anders war.
    »Sie sehen aber frisch aus«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher